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Der Gender Markt - Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming

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<strong>Der</strong> <strong>Gender</strong> <strong>Markt</strong><br />

Andere heben hervor, dass das Ziel von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in der Herstellung der<br />

Geschlechtergerechtigkeit liege. Was unter den einzelnen Begrifflichkeiten jeweils verstanden<br />

wird – also sowohl um welche Strategie es sich handelt beziehungsweise was Gleichstellung,<br />

Geschlechtergerechtigkeit oder Geschlechterdemokratie realiter bedeuten, – unterscheidet sich<br />

mannigfaltig und ist auch nicht so einfach zu beschreiben, wie einige InterviewpartnerInnen<br />

ausführen.<br />

„Es ist so ein Mischmasch, jede Schule, jede Person verbindet mit den Wörtern<br />

etwas anderes. Es geht darum, dass die Leute verstehen, <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong><br />

ist ein struktureller Ansatz, also kein individueller – <strong>Gender</strong> Trainings muss man<br />

meiner Meinung nach nicht machen, über Rollen sollen alle in ihrer Freizeit<br />

reflektieren – für öffentliche und halböffentliche Institutionen, wobei man es<br />

natürlich auch in die Privatwirtschaft übertragen kann.“ (Expertin, 12)<br />

Die Frage des Ziels, das durch <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> erreicht werden soll, wird unterschiedlich<br />

gesehen.<br />

„Das ist überhaupt die Grundfrage von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong>: Wo wollen wir<br />

überhaupt hin? Sicher sagen alle schnell: ‚Gleichstellung’. Aber wir haben oft nicht<br />

klar vor Augen, was das heißt und kommen dann vielleicht drauf, dass das für alle<br />

Personen etwas Anderes heißt. (…) Es ist oft so, dass man kategorisch sagt, hier<br />

haben wir die Analyse, das sind die Defizite und dort wollen wir hin – während<br />

Personen oder Systeme nicht mitmachen. Es geht um diese Anbindung und um die<br />

persönliche Positionierung, zu sagen: ‚Da möchte ich hin.’ Das ist eine<br />

hochanspruchsvolle Angelegenheit der Kommunikation, die stattfinden soll, und<br />

das ist ein ‚Mörderziel’, da zu versuchen zu helfen.“ (Expertin, 16)<br />

Während einige InterviewpartnerInnen <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> als politische Strategie<br />

verstehen, die im Rahmen ihrer Umsetzung auf grundlegende Transformations– und<br />

Kulturveränderungsprozesse abzielt, setzen andere eher auf der individuellen Ebene an, wobei<br />

sie auf Empowerment und Bewusstwerdung setzen.<br />

„Ich verstehe das so, dass es um die Beziehung, das Zusammenleben und das<br />

Zusammenarbeiten der Geschlechter geht. Meine These ist, dass aufgrund der<br />

patriarchalen Geschichte unserer Gesellschaft Frauen einen sehr tief liegenden<br />

Hass auf Männer haben und Ressentiments, die für mich sehr verständlich und<br />

nachvollziehbar sind. Und das steht der Produktivität im Wege, weil solche<br />

Grundgefühle immer in der Alltagsarbeit mit einem schwer zu überwindenden<br />

Misstrauen verbunden sind. Und auf Seiten der Männer orte ich tief gehende<br />

Ängste vor Positionsverlust und Funktionsverlust. Da gibt es eine echte Sinnkrise.<br />

Und ich glaube, dass man in der <strong>Gender</strong>arbeit mit diesen tieferen Emotionen zu<br />

Recht kommen muss. Wenn es uns gelingt, diese besprechbar zu machen und zu<br />

wenden in Richtung einer Win–Win–Situation, dass dann beide Geschlechter<br />

profitieren.“ (Experte, 13)<br />

Die Unterschiede des jeweiligen Verständnisses werden auch auf der sprachlichen Ebene<br />

deutlich.<br />

„Das Ziel von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> ist Chancengleichheit im Sinne von<br />

Gleichstellung von Frauen und Männern. Wobei ich bemerke, dass ich mit der<br />

Begrifflichkeit beim Reden nicht so genau bin, weil ich manchmal das Gefühl habe,<br />

dass so viele Begrifflichkeiten im Bereich <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> durcheinander<br />

geworfen werden. (…) Ich habe in meinem Beruf sehr genaue Begrifflichkeiten<br />

gelernt. Ich will Gleichstellung, nicht Chancen.“ (Expertin, 12)<br />

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