Der Gender Markt - Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming
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Verschiedene InterviewpartnerInnen berichten, dass ein Thema immer wieder zu sehr<br />
ablehnenden Reaktionen führt: die geschlechtergerechte Sprache.<br />
„Immer sind welche dabei, die beim Thema Sprache aufschreien.“ (Expertin, 3)<br />
„Einerseits wird es als Aufwand empfunden, Wörter zweimal zu schreiben,<br />
andererseits wird die Binnen–I–Schreibweise kritisiert, weil sie für viele Männer<br />
weiblich wirkt. Wir bemerken oft, dass das Bewusstsein dafür fehlt, dass es sich<br />
beispielsweise um einen männlichen Text handelt. Das erkennen auch Frauen oft<br />
nicht an. Wobei wir uns dann oft wundern, dass letztlich doch eine Entwicklung<br />
stattfindet, wie dass sich eine Frau, die vorher immer als Mag. unterschrieben hat,<br />
in einem Mail auf einmal mit Mag .a. schreibt. Wenn man sehr konsequent ist,<br />
erreicht man immer wieder Fortschritte. Ich glaube, dass die Frauen sensibler sind<br />
und das auch schneller passiert und es bei den Männern noch immer ein bisschen<br />
als Kampf betrachtet wird.“ (Expertin, 5)<br />
Es seien sowohl Frauen als Männer, so eine weitere Interviewpartnerin, die bei<br />
geschlechtergerechter Sprache massiv in eine Widerstandshaltung gingen.<br />
„Ich erlebe einen großen Widerstand, wenn die Sprache Thema wird. Wenn man<br />
sagt: ‚Sprache schafft Wirklichkeit’, dann kommen so Blödsinnigkeiten wie die<br />
SalzstreuerInnendiskussion. Aber es ist ein Unterschied, ob jemand sagt: ‚Ich bin<br />
Arzt’ oder ‚Ich bin Ärztin’. Das stelle ich meistens richtig und wenn ich es für das<br />
Berufsbild wichtig finde, dann thematisiere ich es. Widerstände gibt es aber sowohl<br />
von Seiten der Frauen als auch von Seiten der Männer. Bei einer<br />
TrainerInnenausbildung, die ich gerade habe, habe ich die Frauen gebeten, sie<br />
sollen darauf achten, dass sie die TeilnehmerInnen als Männer und Frauen<br />
ansprechen. Da gab es richtig Widerstand, das sei doch gar nicht mehr modern.<br />
Da habe ich gesagt: ‚Das sehe ich nicht so.’“ (Expertin, 17)<br />
<strong>Der</strong> <strong>Gender</strong> <strong>Markt</strong><br />
Eine andere Interviewpartnerin erklärt sich den Widerstand gegen geschlechtergerechte<br />
Sprache damit, dass das Eingeständnis, dass die ‚normale’ Sprache eine männlich dominante<br />
ist, gleichsam einem Bekenntnis gleichkommen würde, selbst zu diskriminieren.<br />
„Diese Sichtweise vertritt auch Jutta Hartmann, die diese Abwehrhaltungen auch<br />
als Schutzmechanismus versteht. Diese Sichtweise ist sehr hilfreich. Dadurch kann<br />
die individuelle Ebene einer Schuldzuschreibung verlassen werden und es kann<br />
allgemeiner diskutiert werden: ‚Es ist also nicht mein eigenes Versagen, sondern<br />
diese Abwehrhaltung ist strukturell bedingt.’ Die Abwehrhaltung ist eine<br />
Schutzfunktion, weil das <strong>Gender</strong> Thema auch viel mit eigener Beteiligung und mit<br />
eigener Verunsicherung zu tun hat.“ (Expertin, 3)<br />
<strong>Der</strong> Widerstand richtet sich jedoch teilweise auch gegen bestimmte Methoden oder das Setting,<br />
das für einen Umsetzungsprozess gewählt worden ist, etwa die Prozessorientierung oder die<br />
Umsetzung neuer Lernformen.<br />
„Widerstand habe ich beispielsweise konkret, wenn ich sage: ‚Ich hätte gerne, dass<br />
Sie in der Pause nicht weggehen und arbeiten, sondern sich erholen, damit wir<br />
dann weiterarbeiten können.“ An dieser Arbeitskultur zu arbeiten ist eine zähe<br />
Sache, aber es wirkt.“ (Expertin, 14)<br />
Schließlich gibt es mannigfaltige Widerstände gegen verschiedene Inhalte, die bei der<br />
Umsetzung von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> thematisiert werden, wie etwa das Thema der<br />
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