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Der Gender Markt - Qualitätsentwicklung Gender Mainstreaming

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Frauenförderung viel schwerer. Weil der gerechte Ansatz für Frauen und für<br />

Männer relativ leicht verständlich ist und Frauenförderung manchmal als ungerecht<br />

empfunden wird. So erlebe ich es.“ (Expertin, 17)<br />

<strong>Der</strong> <strong>Gender</strong> <strong>Markt</strong><br />

Im Rahmen der Interviews wird verschiedentlich Kritik daran geübt, dass durch ein falsches<br />

Verständnis von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> bewusst frauenpolitische Aktivitäten beschnitten<br />

beziehungsweise beendet worden sind und werden.<br />

„Es ist wichtig, die Geschichtsschreibung dazu zu vermitteln, denn das scheint<br />

auch die EU schon erkannt zu haben, dass das eine Doppelstrategie ist und dass<br />

beides nur ergänzend zum Ziel der Gleichstellung führen kann. In Österreich und in<br />

Deutschland geht das auf Kosten von gezielten Förderungen und Frauenprojekten,<br />

wenn <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> gesetzt wurde. Ein Beispiel dafür ist das<br />

österreichische Frauenministerium, das 2000 auf Kosten von <strong>Gender</strong><br />

<strong>Mainstreaming</strong> abgesetzt worden ist. Also die Doppelstrategie wird nicht erkannt,<br />

der Begriff kommt kaum vor. Es wird nicht bei jeder Maßnahme überprüft, was das<br />

konkret wirklich heißt. Es wird nicht gesehen, dass gezielte Maßnahmen zur<br />

Frauenförderung nach wie vor notwendig sind und auch für Gruppen, die strukturell<br />

diskriminiert sind. Das nützt aber nur dann, wenn es auf eine Veränderung der<br />

gesellschaftlichen Strukturen hinausläuft. Sonst werden es immer einzelne<br />

Maßnahmen bleiben, was vielleicht der Person gut tut, aber sonst nichts ändert.“<br />

(Expertin, 6)<br />

Insgesamt betonen viele InterviewpartnerInnen, dass die Vermittlung der<br />

Entstehungsgeschichte von <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> in Entwicklungszusammenarbeit<br />

beziehungsweise insgesamt die Einbettung in eine historische Perspektive wesentlich dafür sei,<br />

um diese Strategie verstehen zu können.<br />

„Die Grundlage muss passen. Es ist ganz wichtig, von der feministischen Theorie,<br />

von <strong>Gender</strong> Theorien, von der feministischen Bewegung und von historischen<br />

Fakten eine Ahnung zu haben, beispielsweise, dass Frauen noch nicht einmal seit<br />

100 Jahren an österreichischen Universitäten studieren dürfen. Es ist ganz wichtig<br />

zu wissen, dass <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> nicht einfach plötzlich von der EU<br />

verordnet wurde, sondern dass das einen ganz engen Bezug zum feministischen<br />

Hintergrund und zugleich zu <strong>Gender</strong> Theorien hat.“ (Expertin, 10)<br />

Gerade, wenn in Trainings die Zeit für die Vermittlung der Strategie <strong>Gender</strong> <strong>Mainstreaming</strong> kurz<br />

bemessen sei, sei etwa der Verweis auf die EU–Politik und die Geschichte dieser Strategie sehr<br />

hilfreich, wie eine Expertin betont.<br />

„<strong>Der</strong> Ansatz, von der EU und den Richtlinien zu erzählen, wird oftmals leichter<br />

angenommen als eine Erarbeitung des Themas mit Methoden. Es dauert einfach<br />

länger mit Methoden. Und Menschen in Österreich sind vielleicht so: ‚Da gibt es<br />

eine Richtlinie, ein Gesetz – das muss ich einfach ernst nehmen.’ Ich habe es<br />

erlebt, dass es so schneller angenommen und schneller verstanden wird. (…) Und<br />

es wird dann auch als verpflichtend gesehen.“ (Expertin, 18)<br />

Einige InterviewpartnerInnen gehen bei der historischen Einbettung des <strong>Gender</strong> Themas in<br />

Urzeiten der Menschheitsgeschichte zurück.<br />

„Je nach Bedarf: Wie sind Rollen gewachsen? Da kann ich ‚schwadronierend’ bis<br />

in die Steinzeit zurückgehen. Da gehe ich manchmal bis zu diesen Punkten ‚Jäger,<br />

Sammler, Feuerbewacherinnen’ zurück, aber hauptsächlich bis zum Beginn des<br />

Industriezeitalters.“ (Expertin, 11)<br />

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