Gesundes Ottakring Analysebericht - Wiener Gesundheitsförderung
Gesundes Ottakring Analysebericht - Wiener Gesundheitsförderung
Gesundes Ottakring Analysebericht - Wiener Gesundheitsförderung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Forschung geht aber weitgehend davon aus, dass sich soziale Ungleichheiten aus dem Kindesund<br />
Jugendlichenalter als gesundheitliche Ungleichheiten ins Erwachsenenalter übertragen<br />
(Schenk 2004). So beschreibt der österreichische Armutsforscher Martin Schenk, dass bei<br />
9-Jährigen aus Familien mit geringem Einkommen durchschnittlich neun Zähne gefault sind und<br />
dass Kinder von erwerbslosen Eltern öfter als andere Kinder an asthmatischen Erkrankungen<br />
und Kopfschmerzen leiden. Dies rührt z.B. auch von schlechten Wohnbedingungen her (feuchte<br />
Wohnungen usw.). Daher ist die Analyse von Bewältigungsressourcen im Kindes- und<br />
Jugendlichenalter besonders wesentlich (Rosenbrock 2008).<br />
Resilienz ist die Fähigkeit, gut mit belastenden Erlebnissen und Ereignissen umgehen zu<br />
können. Dieser Begriff könnte auch mit „psychischer Widerstandsfähigkeit“ übersetzt werden.<br />
Resilienz, d.h. seelische Widerstandsfähigkeit, ist erlernbar und nicht etwa angeboren. Die<br />
Widerstandsfähigkeit eines Menschen kann variieren, je nach Lebenssituation. Die Wurzeln der<br />
Widerstandsfähigkeit liegen in den Bedingungen, die Kinder haben, um diese<br />
Widerstandsfähigkeit zu lernen (Wustmann 2008). Ein Schluss, der daraus gezogen werden<br />
muss, ist, dass Ärmere frühzeitig – d.h. im Kindes- und Jugendalter – in ihren<br />
Selbsthilfepotentialen und Ressourcen gestärkt werden müssen (Schenk 2004, S. 4).<br />
Die Literatur unterscheidet zwischen (1) externen und (2) internen Bewältigungsressourcen.<br />
(1) Externe Bewältigungsressourcen liegen im Umfeld einer Person bzw. im sozioökonomischen<br />
Status (z.B. Einkommen des Haushalts, Familienleben, Berufsgruppenzugehörigkeit,<br />
Sozialkapital usw.). Laut dem <strong>Wiener</strong> Sozialsurvey aus dem Jahr 2001 sind Ressourcen<br />
mit folgenden Aspekten verbunden, die sich wiederum auf die Gesundheit (und die<br />
Widerstandsressourcen einer Person) auswirken:<br />
Anerkennung durch den Beruf<br />
Zufriedenheit mit der eigenen finanziellen Lage<br />
Zufriedenheit mit dem Familienleben<br />
Zufriedenheit mit dem eigenen sozialen Netz<br />
Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung<br />
Die meisten dieser Faktoren hängen vom sozioökonomischen Status ab und wirken sich auf die<br />
Gesundheit, die Bewältigungsressourcen und Erholungsmöglichkeiten aus. In Wien beträgt die<br />
Zufriedenheit mit der Freizeitgestaltung beispielsweise 77,7 % bei den Frauen und 81,6 % bei<br />
den Männern. Dennoch bleibt ein Anteil von 22,3 % der Frauen und 18,4 % der Männer, die gar<br />
nicht oder wenig zufrieden sind. Bei der Zufriedenheit mit dem Familienleben zeigt sich, je<br />
höher das Haushaltseinkommen einer Familie, desto höher die Zufriedenheit, was ein Indikator<br />
dafür ist, dass die Familie in ärmeren Haushalten weniger Bewältigungsressourcen hat als in<br />
reicheren Haushalten (Freidl et al. 2001 S. 80ff). Prinzipiell gilt Sozialkapital als eine der<br />
wesentlichsten externen Bewältigungsressourcen. Dazu gehören positive Vorbilder, soziale<br />
Unterstützung, stabile verlässliche Beziehungen und Stabilität in der Familie. Zu den<br />
20