Erst der Anfang - IHK-Außenwirtschaftstag NRW

Titel Außenwirtschaft
entwickelte und branchenweit bekannte
Software „Cratemaker“ übernimmt dabei in
allen Phasen von Verpackung und Transport
die Planung und Steuerung der Gesamtprozesse.
Das darin integrierte barcodeunterstützte
Labelsystem sorgt gerade
bei Großprojekten zu jedem Zeitpunkt für
höchstmögliche Transparenz.
Ralf Behrens, Geschäftsführer der Werner Kuhlmann GmbH, zwischen seinen Kisten, die für den Export
bereit stehen.
Foto: Bröker
Verpackungskünstler
Keine „einfache Kiste“
Wenn ein Produkt fertig ist, muss es erstmal für den
Transport verpackt werden. Maßarbeit und Sorgfalt
sind geboten, bevor es heißt: „Ab in die Welt“.
Im Flur der Werner Kuhlmann GmbH hängt
ein Bild, das passender kaum sein könnte.
Es zeigt den von Christo verhüllten Reichstag.
Mehr als 100 000 Quadratmeter Polypropylengewebe
von der Schilgen GmbH &
Co. KG aus Emsdetten ließen das Gebäude
1995 verschwinden. „Ein beeindruckendes
Kunstwerk“, sagt Ralf Behrens anerkennend.
Er ist der Geschäftsführer von Kuhlmann
in Marl, einem Spezialisten für Verpackungsfragen.
Eigentlich ist es für ihn nur ein scherzhafter
Vergleich. Trotzdem: Christo sei auf seinem
Gebiet ein Meister, die Kuhlmann GmbH
auf ihrem, sagt Behrens. Beide haben es mit
Verpackungen zu tun. In Marl arbeiten die
Angestellten allerdings überwiegend mit
Holz. „Die Holzkiste ist immer noch die
beste Verpackung für Industriegüter“, sagt
Behrens, der auch die Kiste als Symbol für
den IHK-Außenwirtschaftstag in NRW zur
Verfügung stellte.
Anders als ein Überseecontainer, der vergleichsweise
die Funktion eines Lkw auf
dem Meer hat, schützt eine Kiste die Waren
– fachmännisch richtig verpackt – vor
Feuchtigkeit, mechanischen Schäden und
anderen schädlichen Einflüssen. „In einem
Container herrscht in der Regel eine Luftfeuchtigkeit
von mehr als 90 Prozent“, sagt
Behrens. Die in maßgefertigten Holzkisten
fest verpackten Teile sind deshalb mit
Trockenmitteln und speziellen Verpackungsfolien
vor Korrosion geschützt.
Rund um die Verpackung
Kisten und Sonderpaletten aus Marl sind in
den letzten 30 Jahren schon in alle Welt gegangen.
Dabei gehört zum umfangreichen
Service der Kuhlmann GmbH noch mehr
als nur die reine Verpackung. „Wir bieten
ein Rundumpaket. Das fängt mit technischer
Beratung an, die bereits im Konstruktionsstadium
einer Maschine oder Anlage
beginnen kann“, sagt der gelernte Maschinenschlosser
und mehrfache Ingenieur.
Wünscht ein Kunde, dass ein Produkt von
einem Ort abgeholt, dann verpackt, verzollt
und zum Empfänger auf einen anderen
Erdteil gebracht wird, so organisiert Behrens
genau das. Die im Hause Kuhlmann
In den Hallen auf dem Betriebsgelände stehen
immer etliche verpackte Kisten der verschiedensten
Größen, mit den unterschiedlichsten
Empfängeradressen auf dieser
Welt, zum Versand bereit. Darunter haben
viele auch farbige Sondermarkierungen.
An diesem Tag sind es blaue Ecken. Der
Endkunde kann derartig gekennzeichnete
Kisten so einfacher zuordnen und am Bestimmungsort
leichter sortieren. Andere
Käufer möchten auf den Packstücken ihr
Firmenlogo sehen. Neben diesen doch eher
selteneren Wünsche, haben andere Symbole
auf den Kisten konkrete versicherungsrechtliche
Hintergründe. Die häufigen
Handhabungskennzeichen wie z. B. Pfeile,
Kette, Regenschirm oder das ganz wichtige
Schwerpunktzeichen zählen dazu.
Behrens und seine gut 20 Mitarbeiter haben
schon alles Mögliche für den Luft- oder
Seetransport verpackt. Darunter Dachträger
für eine Tennishalle in China mit einer
Länge von mehr als 20 Metern und ein
Ofendach für Mannesmann mit einer Breite
von mehr als fünf Metern. „Solche extremen
Teile verpacken wir in der Regel beim
Kunden“, sagt Behrens. Der Ablauf bei den
Aufträgen ist immer ähnlich, egal ob es
sich um eine besonders große, schwere oder
kuriose Ware handelt. „Zunächst müssen
wir messen, wie groß eine Kiste werden
muss“, sagt Behrens. Anschließend wird sie
in der eigenen Fertigung aus Sperr- oder
Schnittholz gebaut. „Inzwischen sind die
meisten Kisten davon hitzebehandelt, da
sie sonst in die Hauptexportländer nicht
mehr eingeführt werden dürfen“, sagt Behrens.
So wird ausgeschlossen, dass sich
Holzschädlinge wahllos über den Globus
ausbreiten.
Der Rundgang über das Betriebsgelände ist
beendet. Auf dem Weg hinaus geht es wieder
am Bild des verhüllten Reichstags vorbei.
In Behrens Unternehmen wird, so
zeigte sich, die Kunst der Verpackung perfektioniert.
Jürgen Bröker
28 wirtschaftsspiegel 7–8 · 2010