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Erst der Anfang - IHK-Außenwirtschaftstag NRW

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Handelsflächenpolitik<br />

Handel: <strong>IHK</strong> legt Reitsport-Gutachten vor<br />

Für fairen Wettbewerb<br />

Die <strong>IHK</strong> Nord Westfalen hat ein Gutachten zur Ansiedlung<br />

großflächiger Märkte für Reitsportartikel im Münsterland<br />

vorgelegt. Es kann zur Nagelprobe für eine faire Planung<br />

zum Schutz lebendiger Innenstädte werden.<br />

Im Wettbewerb um Kaufkraft und Gewerbesteuern<br />

locken Kommunen Investoren<br />

mit den Vorzügen <strong>der</strong> „grünen Wiese“. Abseits<br />

<strong>der</strong> Innenstädte ist das Land nicht nur<br />

preiswerter und einfacher zu bebauen. Die<br />

Standorte bieten Verbrauchern auch breite<br />

Zufahrtswege und kostenlose Parkplätze.<br />

Was bleibe ihnen an<strong>der</strong>es übrig, sagen die<br />

Kommunen und argumentieren: Wenn es<br />

die eine nicht erlaubt, dann mache es eben<br />

<strong>der</strong> Nachbar.<br />

Innenstädte schützen<br />

Doch <strong>der</strong> Preis ist hoch, wenn auch nicht<br />

gleich fällig: Wer Handel in Außenbereichen<br />

för<strong>der</strong>t, riskiert im Schlepptau die<br />

Verödung von Innenstädten und Abwan<strong>der</strong>ung<br />

von Einwohnern. Im Ruhrgebiet gibt<br />

es dafür längst abschreckende Beispiele.<br />

Auch im Münsterland bluten bereits Innenstädte<br />

aus.<br />

nur noch Grundsätze. „Regional akzeptierte<br />

und für Investoren nachvollziehbare Bewertungskriterien<br />

für großflächige Einzelhandelsansiedlungen<br />

sind notwendig, um<br />

den Wettbewerb in Bahnen zu lenken, die<br />

nicht zum Ausbluten <strong>der</strong> Innenstädte<br />

führen“, so Radau.<br />

Um diese For<strong>der</strong>ung zu untermauern und<br />

mit <strong>der</strong> Politik ins Gespräch zu kommen,<br />

hat die <strong>IHK</strong> ein Gutachten in Auftrag gegeben,<br />

das beispielhaft den Rahmen absteckt.<br />

Anlass waren Anfragen von Reitsport-<br />

Fachmärkten, die großflächige Märkte im<br />

Münsterland bauen wollen.<br />

Das Reitsport-Gutachten wurde gemeinsam<br />

von drei renommierten Büros (Junker und<br />

Kruse, BBE Münster und Stadt+Handel)<br />

entwickelt und bietet den Kommunen im<br />

Münsterland einheitliche Handlungsempfehlungen<br />

für ihre Investorengespräche.<br />

Darin geht es um den richtigen Standort,<br />

um die erlaubten Sortimente und um die<br />

Abstimmung mit dem jeweiligen kommunalen<br />

Einzelhandelskonzept. „Mit dem<br />

Gutachten wollen wir verhin<strong>der</strong>n, dass<br />

Kommunen, Immobilienbesitzer o<strong>der</strong> Betreiber<br />

mit selbst beauftragten Gutachten<br />

zentrenrelevante Sortimente an innenstadtfernen<br />

Standorten ansiedeln, um sich<br />

einen Standortvorteil zu sichern“, erklärt<br />

<strong>der</strong> Vorsitzende des <strong>IHK</strong>-Handelsausschusses<br />

und denkt schon weiter: „Gleichzeitig<br />

wollen wir damit die Diskussion um ein<br />

verbindliches regionales Einzelhandelskonzept<br />

für das Münsterland anregen.“<br />

Akzeptierte Grundlage<br />

Für die Kommunen lohne es sich, sich an<br />

den Ergebnissen des Gutachtens zu orientieren,<br />

ist sich Michael Radau sicher. Denn<br />

die Bezirksregierung Münster, die Handwerkskammer<br />

Münster, <strong>der</strong> Einzelhandelsverband<br />

Westfalen-Münsterland und nicht<br />

zuletzt die <strong>IHK</strong> Nord Westfalen selbst haben<br />

im Vorfeld deutlich gemacht, dass sie ihre<br />

Stellungnahmen zu geplanten Ansiedlungsprojekten<br />

von <strong>der</strong> Beachtung des Gutachterrahmens<br />

abhängig machen werden.<br />

„Standortentscheidungen, die auf <strong>der</strong><br />

Grundlage zufälliger Flächenverfügbarkeiten<br />

o<strong>der</strong> kurzfristiger Verwertungsinteressen<br />

getroffen wurden, müssen endlich<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit angehören“, for<strong>der</strong>t<br />

Michael Radau, Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>IHK</strong>-Handelsausschusses,<br />

eine Rückbesinnung auf<br />

eine nachhaltige Handelsflächenpolitik.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit einer Kommune<br />

entscheide sich am Ende des Tages nicht<br />

auf <strong>der</strong> ‚grünen Wiese‘, warnt er. Auf Dauer<br />

seien den Kunden funktionstüchtige Innenstädte<br />

mit attraktiven Nahversorgungsangeboten<br />

lieber als eine zerrissene Handelsinfrastruktur,<br />

erklärt Radau mit Blick<br />

auf die alternde Gesellschaft.<br />

Der rechtliche Rahmen für eine nachhaltige<br />

Ansiedlungspolitik ist allerdings lückenhaft<br />

geworden. Nach Urteilen des Oberverwaltungsgerichts<br />

Münster hat die <strong>NRW</strong>-<br />

Landesplanung keine Ziele mehr, son<strong>der</strong>n<br />

Einkaufsmärkte auf <strong>der</strong> „grünen Wiese“: Ein neues Gutachten, das die <strong>IHK</strong> in Auftrag gegeben hat,<br />

steckt beispielhaft den Rahmen für den Handel mit Reitsportartikeln ab.<br />

Fotomontage/Fotos: Gaevert (l.)/Hilberger (r.) – Fotolia<br />

wirtschaftsspiegel 7–8 · 2010<br />

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