08/09 - Gymnasium Muristalden
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mit ihren Schülern die Geduld aufbringen, exemplarisch wahrzunehmen<br />
und die Phänomene in ihrem Wesen zu erkennen und zu erklären. Dies im<br />
Bewusstsein, dass es bereits in der Nuss zu erkennen gilt, dass daraus der<br />
Nussbaum erwachsen kann. Die durchschnittlich etwas reiferen, berufsausgerichteten<br />
Seminaristen konnten die anspruchsvolle, feine, pädagogisch-didaktische<br />
Ausrichtung Marco Olgiatis sicher mehr auskosten als<br />
die heutigen meist jüngeren Gymnasiasten. Mathematik als Kulturgut, ja<br />
als Kunst! Marco Olgiati ging es immer darum, auch ihre Schönheiten zu<br />
vermitteln. Man hatte zu Seminarzeiten auch mehr Zeit für forschendes,<br />
entdeckendes Lernen. Am Schluss seiner Lehrerkarriere quälte es Marco<br />
Olgiati immer wieder, dass viele seiner Schülerinnen und Schüler in der<br />
Mathematik oder Physik vor allem Stoffmengen und Rezepte in den Kopf<br />
eingetrichtert haben wollten, ohne das Wesentliche zu verstehen, ohne die<br />
gewinnbringenden Erkenntnisse zu machen, welche gerade in diesen beiden<br />
Fächern möglich gewesen wären. Dies nicht zuletzt auch wegen der im<br />
<strong>Gymnasium</strong> immer enger gewordenen Lehrpläne und den seiner Meinung<br />
nach unrealistischen Maturastandards. Indes; dass Lernen vor allem ein<br />
Akt der selbsttätigen Erkundung ist; diese Botschaft hat er seinen Schülerinnen<br />
und Schülern immer wieder vermitteln können. Eindrückliches<br />
Zeugnis für sein Lehrverständnis legt der Hauptartikel dieses Jahresberichts<br />
über die gleichzeitig komplexen wie auch einfachen Erkenntnisse ab,<br />
welche er beim Bau der Sonnenuhren am <strong>Muristalden</strong> während zwanzig<br />
Jahren gemacht hat.<br />
Der <strong>Muristalden</strong> hat der vielseitigen Begabung und umfassenden Bildung<br />
von Marco Olgiati enorm viel zu verdanken. Er hat hier ganz unterschiedliche<br />
Register in verschiedene Richtungen ziehen können. Dies zum Beispiel<br />
in der Musik, wo er nicht nur als Flötist und Sänger auf hohem Niveau<br />
aufgetreten ist, sondern auch in der interdisziplinären Arbeit. So etwa<br />
im Schwerpunktfach Musik mit seinem Fokus auf den physikalischen Phänomenen<br />
der Akustik oder im interdisziplinären Pflichtwahl-, Ergänzungs-<br />
und Panoramafach. Marco Olgiati war einer der Exponenten des interdisziplinären<br />
Diskurses hier am Hause. Ausserordentlich eindrücklich war es,<br />
wenn er im Teamteaching, mit Kollegen aus anderen Fachrichtungen zusammen,<br />
die verschiedenen Welt- und Menschenbilder aus naturwissenschaftlicher,<br />
philosophischer und theologischer Sicht erörterte.<br />
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