Die Tempelanlage in Jerusalem von Salomo bis ... - Erwin Reidinger
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2.2.3 E<strong>in</strong>e besondere Gerade<br />
Auf der Suche nach der Konstruktion (des Absteckplanes) der Anlage b<strong>in</strong> ich auf e<strong>in</strong>e<br />
spezielle Gerade gestoßen. <strong>Die</strong>se zeichnet sich dadurch aus, dass sie senkrecht auf die<br />
Ostseite steht, diese genau <strong>in</strong> der Mitte schneidet und durch die Spitze des Felsendomes<br />
„D“ verläuft (Abb.7). Aufgrund dieser geometrischen Beziehungen vermute ich<br />
<strong>in</strong> ihr die Tempelachse, weil zur Zeit der herodianischen Erweiterung der Tempel noch<br />
stand und offensichtlich e<strong>in</strong> wichtiger Anhaltspunkt für Planung und Vermessung war.<br />
Man kann auch <strong>von</strong> e<strong>in</strong>er Kard<strong>in</strong>all<strong>in</strong>ie sprechen, für die ich den Begriff „Achse Herodes“<br />
e<strong>in</strong>führe. Deren Schnittpunkte mit der östlichen bzw. westlichen E<strong>in</strong>fassung des Tempelplatzes<br />
bezeichne ich mit O und W. <strong>Die</strong> Strecke zwischen diesen beiden Punkten<br />
beträgt 297,19m, was rund 160 Klafter zu 1,86m entspricht.<br />
Durch die geometrische Erfassung des Baubestandes s<strong>in</strong>d die Grundlagen für die weitere<br />
Forschung nach der Anlage des Herodes und jener des <strong>Salomo</strong> mit dem Ziel ihrer Rekonstruktionen<br />
geschaffen.<br />
2.3 Rekonstruktion der Planung und Absteckung<br />
2.3.1 E<strong>in</strong>führung<br />
Im Zuge me<strong>in</strong>er Forschungen über die Anlage mittelalterlicher Städte habe ich die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Regel der Stadtplanung erkannt. 9 Es stellte sich heraus, dass diese seit der<br />
Antike <strong>bis</strong> <strong>in</strong> die Neuzeit bei der Anlage <strong>von</strong> Städten und großen Plätzen als „Regel<br />
der Technik“ angewendet wurde (Abb.8). Bekanntes Beispiel dafür ist die Anlage<br />
römischer Lager und Kolonialstädte, bei der die Hauptachsen mit Cardo und Decumanus<br />
vom Ursprung e<strong>in</strong>es Achsenkreuzes (Gromapunkt) abgesteckt wurden.<br />
Das charakteristische Merkmal dieser Absteckmethode ist e<strong>in</strong> rechtw<strong>in</strong>kliges Achsenkreuz,<br />
welches das "Grundgerüst" der Planung und Absteckung bildet. Im Begriff<br />
Planung ist auch e<strong>in</strong>e allfällige Korrektur <strong>in</strong> der Natur <strong>in</strong>begriffen. Das Achsenkreuz<br />
dient dabei als Hilfskonstruktion, an Hand der die endgültige Ausführung erst im Gelände<br />
(auf dem Bauplatz) festgelegt wird. Se<strong>in</strong> Ursprung ist der Ausgangspunkt der<br />
Vermessung; er ist gleichzeitig als "Gründungspunkt" der Anlage zu betrachten. In der<br />
Folge nenne ich diesen Punkt Absteckpunkt und bezeichne ihn mit „A". Er wird<br />
manchmal auch als Gromapunkt, Angelpunkt oder Kard<strong>in</strong>alpunkt bezeichnet. <strong>Die</strong><br />
Lage des Absteckpunktes auf dem Bauplatz und die Orientierung des Achsenkreuzes<br />
richten sich nach dem Gelände und anderen Randbed<strong>in</strong>gungen, wie z.B. dem Verlauf<br />
<strong>von</strong> Straßen oder Gewässern.<br />
9 Erw<strong>in</strong> Reid<strong>in</strong>ger, „Mittelalterliche Gründungsstädte <strong>in</strong> Niederösterreich, Grundlagen-Regeln-<br />
Beispiele“, <strong>in</strong>: Österreichische Ingenieur- und Architektenzeitschrift (ÖIAZ), Wien, 143. Jg.,<br />
Heft1/1998.-ders. (Anm.1) 141-161, 194ff, 378ff