Die Tempelanlage in Jerusalem von Salomo bis ... - Erwin Reidinger
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schlechtem Wetter nach der Sonne orientiert wurde. Dazu kann ich mir vorstellen, dass<br />
man Tage vorher die Sonnenaufgänge beobachtete und dann am vorgesehenen Orientierungstag<br />
die Richtung aus den Ergebnissen extrapolierte.<br />
3.2 Grundlagen<br />
3.2.1 Tempelachse<br />
Unter dem Begriff „Tempelachse“ habe ich <strong>bis</strong>her nur die aus der herodianischen Anlage<br />
rekonstruierte „Achse Herodes“ verstanden und sie mit jener der salomonischen<br />
Anlage gleichgesetzt (vgl. Abb.14 und Abb.19). Bei der astronomischen Untersuchung<br />
gilt diese Vere<strong>in</strong>fachung jedoch nicht <strong>von</strong> vornhere<strong>in</strong>; es ist vielmehr zu prüfen, ob die<br />
Tempelachse nicht genauer erfasst werden kann.<br />
Es gibt nämlich e<strong>in</strong>e zweite Gerade, die den Rang e<strong>in</strong>er Tempelachse haben könnte.<br />
<strong>Die</strong>se steht senkrecht auf die salomonische Mauerflucht im Bereich der Seitenmitte<br />
(Länge ca.130m); sie bezeichne ich als “Senkrechte <strong>Salomo</strong>“ (Abb.24). Ihre Richtung<br />
ist gegenüber der herodianischen Flucht (SO-NO) um ca.-0,18° verdreht.<br />
Bei der Achse Herodes handelt es sich um die bereits rekonstruierte Tempelachse, die<br />
<strong>von</strong> den Ingenieuren des Herodes offensichtlich mit hoher Qualität aus dem bestehenden<br />
Tempelgebäude nachvollzogen wurde. E<strong>in</strong>e Festlegung der Tempelachse als Verb<strong>in</strong>dungsl<strong>in</strong>ie:<br />
Tempelportal-Mitte Ostseite schließe ich aus, weil die Ostseite damals<br />
bereits nach Süden verlängert war (vgl. Abb.1). Im Vergleich zur Achse Herodes halte<br />
ich die Senkrechte <strong>Salomo</strong> für untergeordnet, weil mir die Ableitung vom Tempel logischer<br />
ersche<strong>in</strong>t. <strong>Die</strong> Senkrechte <strong>Salomo</strong> werde ich aber im Auge behalten und dabei<br />
ihre Auswirkungen auf das Ergebnis prüfen.<br />
Für die astronomische Auswertung ist die geografische (astronomische) Orientierung<br />
der Tempelachse maßgebend, die sich unter Berücksichtigung der Meridiankonvergenz<br />
27 <strong>von</strong> der geodätischen Orientierung ableitet. Daraus ergibt sich für die Achse<br />
Herodes e<strong>in</strong>e Orientierung <strong>von</strong> 83,82°. Ihre Genauigkeit schätze ich sehr hoch e<strong>in</strong>,<br />
weil ich sie aus der „großen“ Anlage rekonstruiert und nicht aus dem „kle<strong>in</strong>en“ Gebäude<br />
abgeleitet habe.<br />
Achse Herodes: geodätische Orientierung 83,8093°<br />
Meridiankonvergenz + 0,0118°<br />
Tempelachse: geografische Orientierung (Herodes) 83,8211°<br />
Senkrechte <strong>Salomo</strong>: geogr. Orientierung : 83,82 – 0,18 = 83,64°<br />
27 Unter Meridiankonvergenz versteht man die Abweichung zwischen geodätischer und<br />
geographischer Nordrichtung. Ihr Wert beträgt <strong>in</strong> <strong>Jerusalem</strong> (Cass<strong>in</strong>i-Soldner-Projektion)<br />
+0,0118°(ca.+0,01°) und wurde <strong>von</strong> Ron Adler, Survey of Israel, Tel-Aviv, berechnet.