AUTOStraßenverkehr Heft 12-2015
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Jeder von uns kennt das<br />
Gefühl, wenn man sein<br />
Auto nicht mehr findet –<br />
auf großen Parkplätzen<br />
oder im Parkhaus kommt<br />
das eben gelegentlich vor.<br />
Im Jahr 2013 hatten aber<br />
19 395 Autofahrer in<br />
Deutschland keine Chance,<br />
ihr Auto wiederzufinden<br />
– denn ihr Auto war<br />
schlicht gestohlen worden.<br />
19 395 entwendete<br />
Fahrzeuge klingt viel, das<br />
sind im Schnitt mehr als<br />
50 Diebstähle täglich.<br />
Und doch ist diese Zahl<br />
angesichts 43,9 Millionen<br />
zugelassener Pkw in<br />
Deutschland klein. Gemessen<br />
am Bestand sind<br />
es 0,044 Prozent, was bedeutet,<br />
dass auf 100 000<br />
Pkw rund 44 Diebstähle<br />
kommen. Nicht so dramatisch,<br />
oder?<br />
242 Millionen Euro<br />
Versicherungssumme<br />
Für Versicherer schon,<br />
denn die Entschädigungsleistungen<br />
für Totalverluste<br />
beliefen sich im Jahr<br />
20<strong>12</strong> auf rund 242 Millionen<br />
Euro. Ganz zu schweigen<br />
vom Ärger für den<br />
Besitzer, der sich um die<br />
Formalitäten und ein<br />
neues Auto kümmern<br />
muss.<br />
Besonders beliebt bei Autodieben<br />
sind deutsche<br />
Marken wie VW, Audi,<br />
BMW und Mercedes. Diese<br />
Marken versprechen<br />
Kriminellen beste Absatzund<br />
Gewinnmöglichkeiten.<br />
Berechnet man die<br />
Durchschnittsleistung<br />
beim Totalverlust für das<br />
Jahr 2013, so mussten<br />
Versicherungen in der<br />
Kaskoversicherung rund<br />
<strong>12</strong> 500 Euro pro dauerhaft<br />
entwendetem Auto an die<br />
Versicherungsnehmer<br />
auszahlen.<br />
Um hier gegenzusteuern,<br />
berechnen Versicherer<br />
das Diebstahlrisiko in den<br />
Kaskobetrag mit ein. Die<br />
jährlich neu bestimmte<br />
Typklasse eines Automodells<br />
ist ausschlaggebend<br />
für die Höhe des Kaskobeitrags.<br />
Besitzer von bei<br />
Dieben beliebten Fahrzeugen<br />
müssen für ihre<br />
Kaskoversicherung tiefer<br />
Fotos: Fotolia, Picture Alliance, Reinhard Schmid<br />
Warum werden Autos gestohlen?<br />
1. WIEDERVERKAUF<br />
Professionelle Diebe und<br />
Hehler manipulieren die<br />
Identität eines Autos mit<br />
falschen Papieren und verkaufen<br />
ihn dann als Neuwagen<br />
oder jungen Gebrauchten.<br />
Besonders neue<br />
Modellreihen sind davon<br />
betroffen. Eine übliche Me-<br />
DIE MOTIVE Autodiebstahl ist häufig nur der Ausgangspunkt weiterer Straftaten.<br />
Die Frage scheint zunächst<br />
lächerlich. nen Pkw die Dokumente unwiderstehlichen Angethode<br />
ist es, dem gestohlesatzteile<br />
sucht, wird bei<br />
Aber der Bedarf als vermeintliches<br />
eines vorher verunfallten boten nicht lange nach der<br />
Hauptmotiv Fahrzeugs zu übertragen. Herkunft fragen. Sowohl<br />
spielt keine Rolle mehr. Liegen die Zulassungsbescheinigungen<br />
Neu- als auch Gebraucht-<br />
Autodiebstahl ist heute ein<br />
vor und wagen sind als Ersatzteil-<br />
überwiegend professionell verschwindet der Unfallwagen<br />
spender bei Dieben be-<br />
organisiertes Geschäft, das<br />
spurlos (siehe auch liebt.<br />
häufig auch im Zusammenspiel<br />
2.), ist das für Profis kein<br />
mit anderen großes Problem.<br />
Straftaten wie Betrug betrieben<br />
wird.<br />
INFO<br />
Diebstahl – was nun?<br />
in die Tasche greifen.<br />
Auch der Wohnort macht<br />
sich beim Beitrag bemerkbar:<br />
Die Regionalklasse<br />
eines Pkw ist auf<br />
dem Land meist niedriger,<br />
da es dort weniger Diebstähle<br />
gibt. Großstädter<br />
zahlen also in der Regel<br />
höhere Kaskobeiträge.<br />
Das bundesweite<br />
Diebstahls-Ranking<br />
Kriminelle haben bei Autos<br />
bestimmte Vorlieben.<br />
Populäre und beliebte<br />
Modelle sowie Autos mit<br />
2. TEILEVERWERTUNG<br />
Es kann umständlich sein,<br />
ein gestohlenes Fahrzeug<br />
als Ganzes zu verkaufen.<br />
Oft ist es leichter – und<br />
auch lukrativer –, den Wagen<br />
auszuschlachten und<br />
die verwertbaren Teile auf<br />
dem grauen Markt oder<br />
über Internetplattformen<br />
zu verkaufen. Denn wer für<br />
seinen Wagen günstige Er-<br />
3. BETRUG<br />
Ein gestohlenes Auto gilt<br />
für die Versicherung als<br />
Leistungsfall, wenn es<br />
nicht innerhalb eines Monats<br />
wieder auftaucht und<br />
zu seinem Besitzer gelangt.<br />
Lässt dieser sein<br />
Fahrzeug selbst verschwinden,<br />
kann er den Wiederbeschaffungswert<br />
bei<br />
seiner Versicherung einfordern.<br />
Dies geschieht häufig<br />
bei exotischen Modellen,<br />
1. Alle berechtigten Fahrer befragen,<br />
ob sie das Auto gerade<br />
nutzen oder vielleicht nur umgeparkt<br />
haben.<br />
2. Falls das Auto unauffindbar<br />
bleibt, die Polizei anrufen und<br />
sich über den Verbleib informieren.<br />
Zulassungsbescheinigung<br />
bereithalten.<br />
3. Ist der Verbleib unbekannt,<br />
bei der nächsten Polizeidienststelle<br />
Strafanzeige stellen.<br />
4. Das Fahrzeug bei der Zulassungsstelle<br />
stilllegen und den<br />
CHECKLISTE Was Sie tun sollten, wenn Sie<br />
glauben, dass Ihr Auto gestohlen wurde.<br />
wertvollen Ersatzteilen<br />
oder Ausstattungsdetails<br />
stehen ganz oben auf der<br />
Wunschliste der Autodiebe.<br />
Im Jahr 2013 wurde<br />
der BMW X6 besonders<br />
oft Opfer von Diebstählen.<br />
Auf Platz zwei und<br />
drei folgen ihm der Lexus<br />
RX 350 und der BMW X5.<br />
Nicht verwunderlich ist<br />
auch, dass sich vor allem<br />
teure Geländewagen und<br />
SUV wie Range Rover,<br />
Toyota Land Cruiser und<br />
die X-Modelle von BMW<br />
unter den Top 15 tummeln.<br />
Es sind Statussymbole,<br />
die auch als Gebrauchtwagen<br />
gefragt<br />
sind – die Profis im Diebstahl-Business<br />
wollen ihre<br />
Ware schließlich auch loswerden.<br />
Nach Bundesländern aufgeschlüsselt,<br />
treiben Autodiebe<br />
vor allem in Berlin<br />
und Nordrhein-Westfalen<br />
ihr Unwesen. Allein in der<br />
Bundeshauptstadt werden<br />
mehr als zehnmal so<br />
viele Autos gestohlen wie<br />
in ganz Thüringen. Ein<br />
ähnliches Verhältnis<br />
deren Schätzwert den<br />
Marktwert meist deutlich<br />
übersteigt. Eine andere<br />
Masche ist die Verursachung<br />
von Bagatellunfällen<br />
mit Blechschäden mit<br />
dem gestohlenen Auto, um<br />
vom Unfallgegner eine<br />
Entschädigung zu fordern.<br />
4. IRREFÜHRUNG<br />
Autos werden auch gestohlen,<br />
um sie als Transportmittel<br />
für andere Straftaten<br />
zu benutzen. Der<br />
Rückschluss auf den Besitzer<br />
führt dann die Ermittlungsbehörden<br />
zumindest<br />
kurzzeitig in die Irre. Das<br />
gestohlene Fahrzeug wird<br />
nach der Nutzung zurückgelassen,<br />
oft zerstört oder<br />
beschädigt.<br />
Versicherer telefonisch informieren.<br />
5. Bestätigung der Stilllegung,<br />
Zulassungsbescheinigung,<br />
Strafanzeige-Protokoll und Autoschlüssel<br />
per Einschreiben an<br />
den Versicherer schicken.<br />
6. Waren Wertgegenstände im<br />
Auto, mit der Hausratversicherung<br />
klären, was übernommen<br />
wird.<br />
7. Einen Monat warten, ob das<br />
Auto wieder auftaucht. Erst danach<br />
Neuanschaffung tätigen.<br />
herrscht zwischen Nordrhein-Westfalen<br />
und<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Berlin, Brandenburg und<br />
Sachsen als östliche Bundesländer<br />
bieten sich für<br />
organisierte Kriminalität<br />
an: Die Grenznähe ermöglicht<br />
einen schnellen Abtransport,<br />
die Täter können<br />
von Polen und<br />
Tschechien aus abends<br />
einreisen und nach getaner<br />
Arbeit sofort wieder<br />
flüchten. Es besteht also<br />
nur eine geringe Chance,<br />
dass Autodiebe bei Routi-<br />
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