das beste team! - Brunel GmbH
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Der Spezialist: Dennoch bleibt es derzeit bei der<br />
Glasfaser?<br />
Wanner: Ja, noch ist es aus Kostengründen klar<br />
die Glasfaser, die den Leichtbau in der Schiffbran-<br />
che dominiert. Experimentiert wird auch mit Epo-<br />
xydharzen, die sehr witterungsbeständig sind.<br />
Dieses Harz wird künftig die Anwendungen mit<br />
Polyesterharzen immer mehr verdrängen.<br />
Der Spezialist: Wohin richtet sich der Blick in die<br />
Zukunft noch?<br />
Wanner: Neben der Materialforschung werden zu-<br />
nehmend Problemstellungen aktuell, wie Werk-<br />
stoffe und Strukturen optimal miteinander ver-<br />
bunden werden können. Die Arbeitsfelder Fügen<br />
und Kleben nehmen einen hohen Stellenwert ein.<br />
Der Spezialist: Wo sehen Sie besonders spannende<br />
Entwicklungen?<br />
Wanner: Vor allem in der Frage, wie Fertigungs-<br />
verfahren künftig kombiniert werden. Man trifft<br />
auf viele Mischstrukturen wie beispielsweise<br />
Holz und Kunststoff oder Kunststoff und Stahl.<br />
Diese Hybridkonstruktionen stellen ein riesiges<br />
Entwicklungsgebiet für die Forschung dar, da bei-<br />
spielsweise bei der Mischung von Kunststoff und<br />
Stahl die Materialien in der Wärmeausdehnung<br />
gegeneinander arbeiten.<br />
Der Spezialist: Wie hoch schätzen Sie derzeit den<br />
Forschungsbedarf ein?<br />
Wanner: Da wartet ein Riesenarbeitsprozess auf<br />
uns. Unter anderem geht es darum, festzustellen,<br />
wie sich bestimmte Steifigkeitskennwerte unter<br />
dynamischer Belastung verhalten. Das Thema<br />
Sicherheit und Havarie ist ein großes Entwick-<br />
lungsfeld. Vielfach steckt die Forschung beim Ein-<br />
satz von Faserverbundwerkstoffen im Schiffbau<br />
noch in den Kinderschuhen. Im Flugzeugbau ist<br />
man vormarschiert, doch die Erkenntnisse sind<br />
nicht übertragbar. Wasser hat eben eine andere<br />
Dichte als Luft und wir müssen die Ergebnisse auf<br />
<strong>das</strong> uns umgebende Medium mit seiner eigenen<br />
Spezifik übertragen.<br />
Der Spezialist: Ist abschätzbar, wie lange dieser<br />
Forschungsprozess dauern wird und ob es jemals<br />
ganze Passagierschiffe aus Kunststoff geben<br />
wird?<br />
Wanner: Trotz vieler guter Eigenschaften der<br />
Kunststoffe, wie <strong>das</strong> leichte Gewicht oder die gute<br />
Korrosionsbeständigkeit, stehen wir noch vor Pro-<br />
blemen, die es zu lösen gilt. Es fehlen unter ande-<br />
rem Grundlagenuntersuchungen zu den Material-<br />
eigenschaften. Auch der Automatisierungsgrad<br />
ist noch zu gering. Diese noch offenen Entwick-<br />
lungsarbeiten hemmen die Anwendung. Sollten<br />
diese Fragen und die Punkte Qualitätsmanage-<br />
ment und Sicherheit ausreichend erforscht sein,<br />
stünde theoretisch – den Faktor der Kosten außen<br />
vor gelassen – einem Kunststoffpassagierschiff<br />
nichts im Wege.<br />
Der Spezialist: Vielen Dank für <strong>das</strong> Gespräch.<br />
im gespräch<br />
›20<br />
Im Yachtsport treten seit<br />
längerem Boote an, deren<br />
Bauteile nahezu vollständig<br />
aus Faserverbundwerkstoffen<br />
<strong>beste</strong>hen. Das<br />
geringere Gewicht ist<br />
z. B. bei Regatten ein klarer<br />
Vorteil gegenüber den<br />
Kontrahenten.<br />
› 20<br />
der Spezialist 27