experten für gute Nachbarschaft - Haufe.de
experten für gute Nachbarschaft - Haufe.de
experten für gute Nachbarschaft - Haufe.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GEBÄUDE UND TECHNIK BAUEN IM BESTAND<br />
Forschungsbericht „Kooperationsorientierte Bauprojektabwicklung“<br />
Best-Practice-Ansätze <strong>für</strong><br />
Baumaßnahmen im bewohnten Bestand<br />
Baumaßnahmen im bewohnten Bestand sind organisatorisch sehr komplex. Erfor<strong>de</strong>rlich ist <strong>de</strong>shalb eine enge, „kooperationsorientierte“<br />
Zusammenarbeit von Wohnungs- und Bauunternehmen als gegenseitige Bauvertragspartner (siehe hierzu<br />
auch DW 2/2011, S. 12-13). Dies gilt insbeson<strong>de</strong>re in Bezug auf die Mieterbetreuung. Im Rahmen <strong>de</strong>s hier vorgestellten<br />
Forschungsprojekts wur<strong>de</strong>n <strong>für</strong> die relevanten Prozesse <strong>de</strong>r Projektabwicklung Best-Practice-Ansätze i<strong>de</strong>ntifiziert sowie Checklisten<br />
und Musterabläufe entwickelt.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Bauens im Bestand<br />
nimmt insbeson<strong>de</strong>re im Wohnungsbau<br />
<strong>de</strong>utschland- und europaweit zu. Oft wer<strong>de</strong>n<br />
diese Mo<strong>de</strong>rnisierungs- und Sanierungsmaßnahmen<br />
im bewohnten Bestand durchgeführt.<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass die Mieter <strong>für</strong><br />
die Zeit <strong>de</strong>r Baudurchführung in ihren Wohnungen<br />
wohnen bleiben beziehungsweise<br />
temporär in Ausweichwohnungen innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r Quartiers umziehen.<br />
Schon allein hieraus ergibt sich eine im Vergleich<br />
zum Neubau viel höhere Komplexität.<br />
Die konventionellen Projektorganisations-<br />
und Bauvertragsmo<strong>de</strong>lle haben sich in <strong>de</strong>n<br />
letzten Jahrzehnten in sehr vielen Fällen als<br />
konfliktanfällig und ineffizient erwiesen.<br />
Lösungen bieten hier die „kooperationsorientierten“<br />
Formen <strong>de</strong>r Bauprojektabwicklung.<br />
Als Grundvoraussetzungen gelten dabei im<br />
Zuge <strong>de</strong>r Bauvertragsgestaltung eine ausgewogene<br />
und transparente Risikoverteilung<br />
sowie eine ein<strong>de</strong>utige und vollständige Leistungsbeschreibung.<br />
Mieterbetreuung als relevanter<br />
Prozess <strong>de</strong>s Projektmanagements<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>s Forschungsvorhabens<br />
wur<strong>de</strong>n zehn reale Bauvorhaben untersucht,<br />
<strong>de</strong>ren Typologie <strong>de</strong>m typischen<br />
Bestandsportfolio <strong>de</strong>r kommunalen Wohnungswirtschaft<br />
entspricht (Häuserzeilen,<br />
Punkthochhäuser und Wohnsiedlungen).<br />
Hierbei konnten insgesamt zehn Projektmanagementprozesse<br />
als beson<strong>de</strong>rs relevant<br />
hinsichtlich einer erfolgreichen „kooperationsorientierten“<br />
Projektabwicklung herausgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
< Bestandserhebung<br />
< Technische Detailplanung<br />
< Kompetenzwettbewerb<br />
< Ausschreibung und Vergabe<br />
< Mieterbetreuung<br />
< Baustelleneinrichtungsplanung<br />
< Detailablaufplanung<br />
< Informations- und Besprechungswesen<br />
58<br />
< Leistungsän<strong>de</strong>rungsmanagement<br />
< Entscheidungsmanagement<br />
Für diese Prozesse wur<strong>de</strong>n jeweils Best-<br />
Practice-Ansätze und konkrete Handlungsempfehlungen<br />
erarbeitet. Als Ergebnis<br />
liegen insgesamt 29 miteinan<strong>de</strong>r vernetzte<br />
Handlungsempfehlungen vor. Diese Empfehlungen<br />
umfassen zu<strong>de</strong>m beispielhafte<br />
bauvertragliche Regelungen, Checklisten<br />
und Musterabläufe, welche sich von <strong>de</strong>n<br />
Praktikern in <strong>de</strong>n technischen Abteilungen<br />
<strong>de</strong>r Wohnungsunternehmen ebenso wie<br />
von <strong>de</strong>n Verantwortlichen in <strong>de</strong>n bauausführen<strong>de</strong>n<br />
Firmen direkt anwen<strong>de</strong>n lassen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass durch die<br />
mit <strong>de</strong>r Anwendung einhergehen<strong>de</strong> Reduzierung<br />
<strong>de</strong>s Konfliktpotenzials auf Seiten<br />
bei<strong>de</strong>r Bauvertragsparteien Risiken gesenkt<br />
und Kosten gespart wer<strong>de</strong>n.<br />
Einen Prozess mit beson<strong>de</strong>rs hoher Relevanz<br />
stellt in diesem Kontext die Mieterbetreuung<br />
dar. Die Gruppe <strong>de</strong>r Mieter wird beim Bauen<br />
im bewohnten Bestand zu einem wesentlichen<br />
Projektbeteiligten beziehungsweise<br />
„Stakehol<strong>de</strong>r“. Die im Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>r Baumaßnahme entstehen<strong>de</strong>n Mieterinteressen<br />
sind bereits während <strong>de</strong>r Planungsphase<br />
sowie insbeson<strong>de</strong>re vor und während<br />
<strong>de</strong>r Bauausführung strukturiert zu erfassen<br />
und zu berücksichtigen.<br />
Konfliktvermeidung durch <strong>de</strong>taillierte<br />
Regelungen im Bauvertrag<br />
Je nach Vergabeform ergeben sich Unterschie<strong>de</strong><br />
in Bezug auf die Organisation <strong>de</strong>r<br />
Mieterbetreuung. Bei fachlosweiser Vergabe<br />
wird die Mieterbetreuung in aller Regel<br />
vollständig vom Bauherrn durchgeführt. Bei<br />
einer Generalunternehmervergabe kann sie<br />
zumin<strong>de</strong>st teilweise in <strong>de</strong>n Leistungsumfang<br />
<strong>de</strong>s Bauunternehmens transferiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Wichtig ist, die einzelnen Maßnahmen <strong>de</strong>r<br />
Mieterbetreuung im Detail im Bauvertrag<br />
Abb. 1: Information und Kommunikation sind<br />
wesentliche Aufgaben <strong>de</strong>r Mieterbetreuung.<br />
Quelle: Protz/Kompetenzzentrum Großsiedlungen e. V.<br />
zu vereinbaren. Ein elementarer Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r Mieterbetreuung ist die ständige<br />
Die Wohnungswirtschaft 2/2012