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1886 - Berliner Baugenossenschaft eG

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1950<br />

Die Spaltung der Stadt bekommt die bbg schmerzvoll zu spüren. Durch ihre frühen genossenschaftlichen<br />

Wurzeln in Adlershof und Köpenick, aber auch ihre Reformsiedlungen der 20er Jahre in Pankow, Lichtenberg<br />

und Weißensee, gab es besonders enge Bindungen an den Ostteil Berlins, die nun jäh unterbrochen<br />

werden. Ab Dezember 1948 stellt die eigens dafür gebildete „Arbeitsgemeinschaft gemeinnütziger Wohnungsunternehmen<br />

mit Mietshausbesitz im sowjetischen Sektor“ den gesamten, auf dem Territorium<br />

Ostberlins existierenden Genossenschaftsbestand unter Treuhandverwaltung. Die bbg kann an ihrem<br />

damaligen Charlottenburger Geschäftssitz, Kurfürstendamm 106, dieser Abspaltung nur tatenlos zusehen.<br />

Basierend auf dem „Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften“<br />

vom 9.1.1951 wird ihre Tätigkeit auf den Westteil der Stadt reduziert und das Vermögen sowie<br />

die Mitgliederrechte im Ostsektor als ruhend betrachtet.<br />

Von der genossenschaftlichen<br />

zur kommunalen Verwaltung<br />

Für die Genossenschaftsmitglieder im Ostteil der<br />

Stadt beginnt ab 1952 die Ära unter den<br />

bezirksweise neu gebildeten Kommunalen<br />

Wohnungsverwaltungen (KWV). Die Folgen des<br />

Vermieterwechsels werden vor allem von den<br />

Alteingesessenen mit zunehmender Enttäuschung<br />

beobachtet. Sie vermissen die „guten<br />

alten Zeiten“, als ihre Bestände noch mustergültig<br />

gepfl egt waren und der Genossenschaftsgeist<br />

hoch gehalten wurde. Neue Mieter werden nun<br />

über das Wohnungsamt zugewiesen, so dass<br />

sich die Spuren der bbg langsam verwischen.<br />

„Seitdem die KWV unsere Häuser in Lichtenberg<br />

übernommen hatte, kümmerte sich<br />

niemand mehr darum, was hier passierte: ob die<br />

Kinder auf dem Rasen Fußball spielen oder von<br />

den übrig gebliebenen Blumen pfl ücken. Es gab<br />

auch keine Gärtner mehr. In meiner Kindheit<br />

durften die Rasenfl ächen nicht betreten,<br />

geschweige denn darauf gelagert werden. Die<br />

schönen Mandelbäume, Fliederbüsche und<br />

Blumenrabatten waren früher nur zum Anschauen<br />

da und trugen zur Besonderheit des genossenschaftlichen<br />

Wohnens bei. Diese Zeiten waren<br />

leider Vergangenheit.“ (Bewohnerin)<br />

Im Hof der Lichtenberger Siedlung, 1965<br />

Auch der bauliche Zustand der Häuser wird<br />

zunehmend schlechter. Aufgrund der niedrigen<br />

Mieten und fortdauernder Mangelwirtschaft<br />

bleiben nachhaltige Investitionen in die Gebäudesubstanz<br />

aus. Statt „Rundum-Service“ sind nun<br />

Improvisation und Selbsthilfe auf Seiten der<br />

Mieter angesagt und bilden die Basis für eng<br />

verknüpfte Notgemeinschaften.<br />

Auszeichnung für Verdienste einer Hausgemeinschaft<br />

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