und Verbotskultur deutscher Parteien - Webway
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10 AKTUELLES<br />
Foto: B. Michal<br />
Die faden ORF-Sommergespräche<br />
untermauerten die<br />
zunehmende Politikerverdrossenheit<br />
im Lande. Die blamablen Einschaltquoten<br />
entsprachen auch<br />
dem enttäuschenden Niveau der<br />
Diskussionen mit der überforderten <strong>und</strong> teilweise<br />
uninformierten Moderatorin Ingrid Thurnher, die<br />
vor den Sendungen gelobt <strong>und</strong> nachher zu Recht<br />
hart kritisiert wurde. Die Parteiobmänner bekamen<br />
nämlich ausführlich Gelegenheit, Bekanntes<br />
zu wiederholen, ideologische Phrasen zu pflegen<br />
<strong>und</strong> konkrete Antworten über notwendige Reformmaßnahmen<br />
für die Stabilität der Gesellschaft<br />
<strong>und</strong> Wirtschaft zu verweigern. Der politische<br />
Herbst verspricht nichts Gutes. „Die Unschuldsvermutung<br />
gilt“ ist längst das Unwort des Jahres<br />
<strong>und</strong> zum Überdruss (fast) täglich in den Medien<br />
zu lesen. Unzählige Skandale untergraben das<br />
Vertrauen der geplagten BürgerInnen in die politischen<br />
Institutionen. Der von den Koalitionsparteien<br />
versprochene Aufbruch blieb bisher aus, der<br />
vorsommerliche Stillstand wurde durch ein teilweise<br />
unappetitliches <strong>Parteien</strong>- <strong>und</strong> Regierungsgezänk<br />
abgelöst. Was SPÖ <strong>und</strong> ÖVP seit langem<br />
versprechen, ist nicht einmal in Ansätzen erkennbar.<br />
Die Diskussion über die Bildungspolitik<br />
nimmt kein Ende, die Sanierung des Staatshaushalts<br />
lässt auf sich warten, die Föderalismus- <strong>und</strong><br />
Verwaltungsreform ist nur mehr in Sonntagsreden<br />
der Politiker ein Thema <strong>und</strong> in der Europapolitik<br />
ist Passivität zu beklagen.<br />
Die verschiedenen Skandale lähmen die <strong>Parteien</strong>.<br />
Der Rücktritt des ÖVP-Langzeitobmanns Wolfgang<br />
Weniger EU-Gelder für Großbauern<br />
Europas Großbauern sollen<br />
künftig weniger Subventionen<br />
aus Brüssel erhalten. Nach dem<br />
Willen der EU-Kommission sollen<br />
die Hilfen auf 300.000 Euro pro<br />
Jahr <strong>und</strong> Betrieb gedeckelt werden,<br />
verlautete am Dienstag aus<br />
Kreisen der Behörde. Zuvor hatte<br />
die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“<br />
über den entsprechenden<br />
Vorschlag von EU-Agrarkommissar<br />
Dacian Ciolos berichtet, den<br />
er Mitte Oktober vorgelegen will.<br />
Demnach sollen Subventionen<br />
für große Agrarbetriebe, die über<br />
300.000 Euro hinausgehen, wegfallen<br />
– jedoch im jeweiligen EU-<br />
Staat für Innovationen im Agrar-<br />
Bereich genutzt werden, hieß es<br />
in Brüssel. Die Kommission will<br />
die Kürzungen aber schon früher<br />
ansetzen: Ab Hilfen von 150.000<br />
Euro sollen die Betriebe auf 20<br />
Prozent verzichten, ab 200.000<br />
Euro auf 40 Prozent <strong>und</strong> ab<br />
250.000 Euro auf 70 Prozent. Laut<br />
FAZ beläuft sich das Kürzungs-<br />
Bürgermeister Zeitung 9/2011<br />
BLICK IN DEN LÄNDLICHEN RAUM<br />
Beschämendes <strong>Parteien</strong>-<br />
<strong>und</strong> Regierungsgezänk<br />
Von Prof. Dr. Gerhard Poschacher<br />
Schüssel, B<strong>und</strong>eskanzler von 2000 bis 2006, zu<br />
Unrecht mit vielen hämischen Medienkommentaren<br />
begleitet, macht deutlich, dass dem Lande<br />
prägende <strong>und</strong> gestaltende Persönlichkeiten mit<br />
dem Mut zu Entscheidungen fehlen. Ein Lichtblick<br />
im frühherbstlichen Nebel der Innenpolitik<br />
ist wenigstens die Tatsache, dass Finanzministerin<br />
Maria Fekter heuer termingerecht <strong>und</strong> damit<br />
der Verfassung entsprechend dem Parlament am<br />
19. Oktober den Entwurf für den B<strong>und</strong>eshaushalt<br />
2012 vorlegen wird. Die Fakten sind allerdings<br />
alarmierend.<br />
Eine Million Euro Zinsen pro St<strong>und</strong>e<br />
Im „Standard“ (9. September 2011) rechnet der<br />
rote Budgetguru im B<strong>und</strong>esministerium für Finanzen,<br />
Gerhard Steger, als Fachmann in allen <strong>Parteien</strong><br />
anerkannt, den Bürgern vor, was Sache ist:<br />
Die Staatsschulden betragen Ende 2011<br />
annähernd 220 Milliarden Euro, täglich werden<br />
es um 31 Millionen Euro mehr. Fast drei Viertel<br />
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) macht die Schuldenlast<br />
aus, der B<strong>und</strong> zahlt pro St<strong>und</strong>e fast 1<br />
Million Euro Zinsen.<br />
Die SPÖ trommelt seit Monaten die Ver mö -<br />
gens(Reichen)steuer, die ÖVP ist dagegen. Die Finanzministerin<br />
<strong>und</strong> eiserne Lady in der Regierung<br />
möchte den Ländern die Verantwortung für r<strong>und</strong><br />
600 Millionen Euro Gr<strong>und</strong>steuer übertragen, die<br />
volumen auf 2,5 Milliarden Euro.<br />
Die Bauern sollen aber sämtliche<br />
Lohn- <strong>und</strong> Lohnnebenkosten<br />
abziehen können. Als Gr<strong>und</strong>lage<br />
für die Kürzungen gelte dann<br />
nur, was übrig bliebe, hieß es in<br />
Brüssel. Das werde vor allem Betrieben<br />
im Osten Deutschlands<br />
helfen, zu große Einschnitte zu<br />
vermeiden. Zum Beispiel denjenigen,<br />
die aus den landwirtschaftlichenProduktionsgenossenschaften<br />
der DDR entstanden<br />
seien <strong>und</strong> sich unter anderem<br />
durch besonders viele Mitarbeiter<br />
auszeichnen.<br />
Der öffentliche Druck habe zu<br />
diesem Vorschlag geführt, hieß<br />
es aus der Kommission. Seit langem<br />
werde gefordert, die Beihilfen<br />
so zu gestalten, dass Großbetriebe<br />
nicht mehr als Kleinbauern<br />
profitierten. Nicht kürzen<br />
will Ciolos den geplanten Aufschlag<br />
für Landwirte, die bestimmte<br />
ökologische Auflagen<br />
erfüllen.<br />
Länder lehnen ab. Für die Regionalfürsten ist es<br />
bequemer, großzügig Geld zu verteilen, das der<br />
B<strong>und</strong> einnehmen muss. Helmut Mödlhammer,<br />
Präsident des Gemeindeb<strong>und</strong>es, fordert daher zu<br />
Recht ein Gesamtkonzept <strong>und</strong> nicht die Diskussion<br />
über Einzelideen. Die Debatte im Nationalrat<br />
über den B<strong>und</strong>eshaushalt 2012 wird zeigen, welche<br />
Vorstellungen die <strong>Parteien</strong> über solide Staatsfinanzen<br />
haben. So lange Doppel- <strong>und</strong> Mehrgleisigkeiten<br />
im föderalen System nicht beseitigt, die<br />
Bildungspolitik endlich dauerhaft <strong>und</strong> effizienter<br />
gestaltet <strong>und</strong> der Förderungsdschungel nicht<br />
durchforstet werden, bleibt eine Sanierung des<br />
Staatshaushalts Illusion. Das Wirtschaftsforschungsinstitut<br />
<strong>und</strong> der Rechnungshof kritisieren<br />
immer wieder, dass unter Berücksichtigung der<br />
Sozialleistungen mit 74 Milliarden Euro fast ein<br />
Viertel des BIP umverteilt wird. Mit 16 Milliarden<br />
Euro Subventionen ist Österreich „Fördereuropa -<br />
meister“. Der B<strong>und</strong> bedient 2.600, die Länder<br />
3.100 <strong>und</strong> die Gemeinden 47.000 Fördertöpfe,<br />
schätzt die Säckelwartin der Nation.<br />
Nicht nur die Sanierung des Staatshaushalts, die<br />
Reform des Steuersystems <strong>und</strong> die Neuausrichtung<br />
des B<strong>und</strong>esheeres – Wehrpflicht oder Berufsheer<br />
– lassen die Bruchlinien in der Koalition<br />
erkennen. Die verbalen Attacken des ÖVP-Bauernb<strong>und</strong>es<br />
(„Raubrittertum der SPÖ“) gegen die<br />
Kanzlerpartei im Rahmen der diesjährigen Landwirtschaftsmesse<br />
in Ried gaben medialen Neuwahlspekulationen<br />
zusätzlichen Auftrieb. Frank<br />
Hensel, Vorstandssprecher von REWE, kommentierte<br />
treffend: „Die Politik hat es längst aufgegeben,<br />
unsere Probleme zu lösen.“<br />
Wien verzichtet auf neues Glücksspielgesetz<br />
Das Ergebnis der Wiener Arbeitsgruppe zum umstrittenen kleinen<br />
Glücksspiel liegt vor: Wien verzichtet auf ein neues Landesgesetz. Die<br />
geltende Regelung läuft somit mit Jahresbeginn 2015 aus. Spielautomaten,<br />
die in die Kompetenz des Landes fallen, wird es dann nicht mehr geben.<br />
Nicht verschwinden werden jedoch jene Geräte, die in die Kompetenz<br />
des B<strong>und</strong>es fallen. Künftig wird es Lizenzen für drei Spielcasinos geben<br />
– sowie sogenannte Video-Lotterie-Terminals. Deren Anzahl sei noch<br />
offen, betonte die zuständige Stadträtin Sima. In Oberösterreich geht unterdessen<br />
die Lizenzvergabe für das im März legalisierte kleine Glücksspiel<br />
in die Zielgerade. Am Donnerstag, um 12.00 Uhr, läuft die Bewerbungsfrist<br />
für die Ausschreibung ab. Das Interesse sei bisher bereits „beträchtlich“,<br />
hieß es seitens des Landes. Man rechne zudem damit, dass die<br />
Zahl der Anwärter kurz vor Ende der Frist noch einmal ansteigen wird.<br />
Die ersten Automaten dürften im Frühling 2012 in Betrieb gehen.<br />
Insgesamt darf es in Oberösterreich künftig 1.173 Automaten geben.<br />
Das Land vergibt zwei Konzessionen für<br />
Salon- <strong>und</strong> eine für Einzelaufstellung. Die<br />
Salonbetreiber dürfen jeweils r<strong>und</strong> 380<br />
Geräte anschließen, bis zu 50 pro Standort.<br />
Bei der Einzelaufstellung sind bis zu drei<br />
Automaten pro Lokal möglich. Voraussetzungen<br />
sind hier eine Gastrolizenz <strong>und</strong> abgeschlossene<br />
Räumlichkeiten, die verhindern,<br />
dass Jugendliche Zugang zum<br />
Glücksspiel haben. Das Land erwartet sich<br />
von der Legalisierung Mehreinnahmen von<br />
8 bis 17 Mio. Euro.<br />
Foto: Stihl024_pixelio.de