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Franz Fischler zum 65. Geburtstag<br />
Bauernbub <strong>und</strong> EU-Agrarreformer<br />
„Ich bin ein waschechtes Nachkriegskind,<br />
geboren als ältester<br />
von 6 Brüdern am 23. September<br />
1946 in Absam (Tirol).“ So beginnen<br />
die „Erinnerungen“ Franz<br />
Fischlers (Verlag Ueberreuter,<br />
Wien 2006), der zu den erfolgreichsten<br />
politischen Entdeckungen<br />
der ÖVP in den vergangenen<br />
Jahrzehnten zählt. Seine Karriere<br />
vom Bauernbuben, Hochschulassistenten,<br />
Direktor der Landwirtschaftskammer<br />
Tirol, B<strong>und</strong>esminister<br />
für Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft<br />
<strong>und</strong> EU-Agrarkommissar<br />
ist beeindruckend.<br />
Als der heute 65-jährige<br />
Agrarökonom 1989 vom damaligen<br />
ÖVP-Obmann Josef Riegler<br />
als B<strong>und</strong>esminister für Land- <strong>und</strong><br />
Forstwirtschaft in die Regierung<br />
berufen wurde, galt die Nominierung<br />
des weithin unbekannten<br />
Tirolers als Überraschung. Nach<br />
einem holprigen Start, der gleich<br />
die Einsetzung eines parlamentarischenUntersuchungsausschusses<br />
über die Vorkommnisse in der<br />
österreichischen Milch- <strong>und</strong> Molkereiwirtschaft<br />
zur Folge hatte,<br />
profilierte sich Franz Fischler sehr<br />
rasch <strong>und</strong> hat die österreichische<br />
Land- <strong>und</strong> Ernährungswirtschaft<br />
professionell auf die Herausforderungen<br />
des EU-Binnenmarktes<br />
vorbereitet. Als Nachfolger von<br />
Josef Riegler im Amt des Agrarministers<br />
erkannte er, dass die<br />
von der Nachkriegszeit in der<br />
Gr<strong>und</strong>steuer-Debatte:<br />
B<strong>und</strong>esländer uneins<br />
Überwiegend abwartend wird in den B<strong>und</strong>esländern<br />
der Vorschlag von Finanzministerin<br />
Fekter für eine Neugestaltung der<br />
Gr<strong>und</strong>steuer kommentiert. Dies zeigte ein<br />
R<strong>und</strong>ruf der APA.<br />
Allerdings besteht Sorge, dass eine „Verländerung“<br />
der Abgabe zu Steuerdumping<br />
führen könnte. Ablehnung wurde seitens<br />
der Steiermark signalisiert.<br />
Vorarlbergs Landeshauptmann Sausgruber<br />
(V) beurteilt eine Übernahme der Gr<strong>und</strong>steuer<br />
durch die Länder als „vorsichtig positiv“,<br />
bestätigte das Büro des Landeshauptmanns.<br />
Sausgruber hielte es für positiv,<br />
wenn Vorarlberg selbst dafür sorgen könnte,<br />
„dass es nicht zu drastischen Erhöhungen<br />
kommt“, hat er diesbezüglich kein<br />
h<strong>und</strong>ertprozentiges Vertrauen in den B<strong>und</strong>.<br />
Einer generellen Steuerhoheit der Länder<br />
steht der Landeshauptmann aber weiter<br />
www.buergermeisterzeitung.at | de<br />
Landwirtschaftspolitik geprägten<br />
institutionellen Strukturen, fest in<br />
der Hand der Sozialpartner, sowie<br />
mangelndes marktwirtschaftliches<br />
Denken nicht mehr zeitgemäß<br />
waren. Franz Fischler<br />
schuf 1992 die heute erfolgreich<br />
tätige Agrarmarkt Austria (AMA)<br />
gegen zum Teil heftigen Wider-<br />
stand der Landwirtschaftskammern<br />
<strong>und</strong> auch im eigenen Ressort.<br />
Sie ist seither zentrale Abwicklungsstelle<br />
für die Auszahlung<br />
der Förderungsmittel, die<br />
Intensivierung von Werbe- <strong>und</strong><br />
Marketingaktivitäten, Kontrolle<br />
sowie Preisberichterstattung. Die<br />
Glanzleistung des von 1989 bis<br />
1994 amtierenden Tiroler Land-<br />
skeptisch gegenüber. Für Kärntens<br />
Landeshauptmann Dörfler<br />
(FPK) ist eine Verländerung der<br />
Gr<strong>und</strong>steuer durchaus interessant.<br />
„Ich kann mir das sehr<br />
wohl vorstellen, allerdings darf<br />
es nicht zu einem Steuerwettbewerb<br />
nach unten kommen,<br />
wie es in den europäischen<br />
Ländern der Fall ist“, sagte<br />
Dörfler. Die Steuerkompetenz<br />
könne daher nur dann an die<br />
Länder übertragen werden,<br />
wenn ein verbindlicher Mindestsatz<br />
vorgeschrieben werde,<br />
den niemand unterschreiten<br />
dürfe.<br />
Tirol will die von Fekter aufs<br />
Tapet gebrachte Gr<strong>und</strong>steuerhoheit<br />
für Länder in seinem Gesamtzusammenhangdiskutieren,<br />
betonte Finanzlandesrat<br />
Christian Switak (V). Ferner<br />
wirtschaftsministers, in der Geschichte<br />
beider Republiken nach<br />
Andreas Thaler erst der Zweite<br />
aus diesem B<strong>und</strong>esland, bestand<br />
darin, der EU-Kommission Ausgleichszahlungen<br />
für die Bauern<br />
abgerungen zu haben. Als im Zuge<br />
der Beitrittsverhandlungen zur<br />
Brüssler Gemeinschaft immer<br />
deutlicher wurde, dass es für<br />
Österreich keine von den bäuerlichen<br />
Interessensvertretern geforderten<br />
Ausnahmeregelungen<br />
vom Binnenmarktkonzept gibt,<br />
erwiesen sich die von Brüssel bezahlten<br />
Transferleistungen als<br />
Kompensation für sinkende<br />
Agrarpreise nach dem EU-Beitritt<br />
von 1995 bis 1998 als glänzende<br />
Idee <strong>und</strong> verhinderten zu starke<br />
Einkommenseinbußen für die<br />
bäuerlichen Betriebe.<br />
Internationales Format<br />
Franz Fischler hat sich sehr<br />
rasch auf dem internationalen<br />
<strong>und</strong> von Interessenskonflikten<br />
geprägten Agrarpaket behauptet.<br />
Von 1995 bis 2004 zählte er<br />
in den Kommissionen des Luxemburgers<br />
Jacques Santer <strong>und</strong><br />
des Italieners Romano Prodi zu<br />
den erfolgreichsten Mitgliedern.<br />
Die jahrelang verhandelte <strong>und</strong><br />
2003 in Kraft getretene EU-<br />
Agrarreform, die bedeutendste<br />
nach Gründung der Europäischen<br />
Gemeinschaft 1958, ist untrennbar<br />
mit seiner Arbeit verb<strong>und</strong>en.<br />
Nachhaltigkeit, marktwirtschaftliche<br />
Prinzipien, der<br />
Abbau von Überschüssen, die<br />
AKTUELLES<br />
Förderung von Qualität <strong>und</strong> die<br />
Verankerung ökologischer Produktionsprinzipien<br />
sind die zentralen<br />
Säulen des neuen EU-<br />
Agrarkonzeptes, das bis heute<br />
gültig ist <strong>und</strong> vor allem auch eine<br />
ausgewogene ländliche Entwicklung<br />
anstrebt.<br />
Franz Fischlers Zwischenrufe<br />
aus der EU-Metropole fanden<br />
aber innenpolitisch nicht immer<br />
Zustimmung oder erfuhren laut -<br />
starke Ablehnung. Mit Schärfe<br />
forderte er von der jeweiligen<br />
Regierung mehr europapolitisches<br />
Engagement <strong>und</strong> bezeichnete<br />
EU-Gegner gerne als Banausen.<br />
Seine politische Reputation<br />
in allen <strong>Parteien</strong> ermunterte<br />
aber den verstorbenen B<strong>und</strong>espräsidenten<br />
Thomas Klestil zur<br />
Verhinderung der ÖVP/FPÖ-Koalition<br />
im Jahre 2000, Franz<br />
Fischler zu ersuchen, gemeinsam<br />
mit Hannes Androsch doch<br />
noch eine politische Zusammenarbeit<br />
zwischen SPÖ <strong>und</strong> Volkspartei<br />
zustande zu bringen. Nach<br />
seiner Rückkehr aus Brüssel wurde<br />
Franz Fischler Präsident des<br />
Ökosozialen Forums <strong>und</strong> Klimaschutzbeauftragter<br />
bei Raiffeisen,<br />
erhielt Lehraufträge an verschiedenen<br />
Universitäten <strong>und</strong> ist<br />
seither gefragter Berater, Publizist<br />
<strong>und</strong> Vortragender. Der<br />
Wunsch des mehrfachen Ehrendoktors,<br />
als FAO-Generaldirektor<br />
noch einmal auf die Weltbühne<br />
der Agrarpolitik zurück zu<br />
kehren, ging im Juni 2011 nicht<br />
mehr in Erfüllung.<br />
Prof. Dr. Gerhard Poschacher<br />
stelle sich die Frage, „ob es in einem<br />
relativ kleinen Land wie<br />
Österreich sinnvoll ist, unterschiedliche<br />
Steuersätze festzulegen“. Tirol<br />
würde jedoch den Wettbewerb<br />
nicht scheuen.<br />
Die steirische Finanzlandesrätin<br />
Bettina Vollath (S) kann einer an<br />
die Länder ausgelagerten Einhebung<br />
der Gr<strong>und</strong>steuer nichts abgewinnen:<br />
„Damit fördert man im<br />
kleinen Österreich nur Steuerdumping<br />
der Länder untereinander“.<br />
Es sei auch ein Zeichen von Mutlosigkeit,<br />
wenn die Frage von der Finanzministerin<br />
an die Länder ausgelagert<br />
würde, hieß es auf APA-<br />
Anfrage. Gerade im Gr<strong>und</strong>steuerentwurf<br />
entlarve sich die ÖVP<br />
selbst, weil z. B. Ausnahmen für<br />
die Landwirtschaft vorgesehen seien.<br />
Man sei gr<strong>und</strong>sätzlich nicht für<br />
die Steuerhoheit der Länder.<br />
Bürgermeister Zeitung 9/2011<br />
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