und Verbotskultur deutscher Parteien - Webway
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Städte <strong>und</strong> Gemeinden:<br />
Probleme vor der<br />
Haustür – Wie sieht es<br />
mit Lösungen aus?<br />
Als ob die Staaten- <strong>und</strong> Welt -<br />
politik uns nicht schon genug zu<br />
schaffen machen – <strong>und</strong> die unser<br />
kleines Österreich sicher nicht im Alleingang lösen<br />
kann, werden Zurufe in Sachen, welche die Gemeinden<br />
in ihren ureigenen Bereichen treffen, immer lauter <strong>und</strong><br />
verwirrender.<br />
Es sieht sehr nach einer gefährlichen Drohung aus,<br />
den Gemeinden die ihnen vom B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Land übertragenen<br />
Aufgaben weg zu nehmen – <strong>und</strong> in den 99 Bezirkshauptstädten<br />
anzusiedeln <strong>und</strong> diese mit eigenem<br />
Statut auszustatten.<br />
Das schafft eine enorme Unruhe unter mehr als 1.000<br />
Gemeinden unter 2.500 Einwohnern. Das schafft auch<br />
Stress bei den Gemeindebediensteten, aber dies scheint<br />
dem Ideenspender, SPÖ-B<strong>und</strong>esgeschäftsführer Kräuter,<br />
egal zu sein – <strong>und</strong> selbst, wenn einige h<strong>und</strong>ert auch<br />
kleine „rote“ Gemeinden davon betroffen sind.<br />
Es sieht für mich so aus, als ob hinter der ganzen Sache<br />
eine ganz andere Strategie steckt. Weg mit den Gemeindeämtern<br />
im ländlichen Raum, denn diese sind Basen<br />
für eine erfolgreiche Politik des Koalitionspartners<br />
ÖVP, der aber gleichzeitig ein politischer Gegner ist.<br />
Schwächung der Bauern <strong>und</strong> des ländlichen Mittelstandes,<br />
der ein Hort des Bauern- <strong>und</strong> Bürgertums ist!<br />
Mit Zahlen <strong>und</strong> Berechnungen wurde erst gar nicht<br />
gearbeitet, da gerade diese gezeigt hätten, dass Gemeinden<br />
ab 500 bis 2.500 Einwohnern durchaus sogar<br />
besser mit dem Geld umgehen als größere Gemeinden,<br />
die natürlich aufgr<strong>und</strong> ihrer Aufgaben noch mehr Kosten<br />
pro Kopf haben.<br />
SPÖ-Kommunalsprecher Kurt Gassner steht – was<br />
umso mehr erstaunt bei der Parteidisziplin der SPÖ –<br />
hier im Widerspruch zu seinem B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />
Kräuter. Vielleicht ist diese Strategie aber auch als Nötigung<br />
gegenüber unwilligen Gemeinden zu sehen, die<br />
nicht kooperationsbereit für Fusionen sind.<br />
Gemeinden unter 500 Einwohner, die einen starken<br />
Abgang haben, sollten sich jedoch verstärkt Gedanken<br />
machen, wie sie durch freiwillige Kooperationen <strong>und</strong><br />
freiwillige Zusammenlegungen die Lage verbessern<br />
können.<br />
Hier ist in der Tat nachzuweisen, dass eine Finanzierbarkeit<br />
der Aufgaben schwer möglich ist.<br />
Aber auch hier gibt es Gemeinden, die das schaffen –<br />
<strong>und</strong> somit nicht gemeint sein können. Aber Freiwilligkeit<br />
sollte auch bei betroffenen Gemeinden das Prinzip<br />
über einen Beobachtungszeitraum innerhalb der nächsten<br />
10 Jahre bleiben. Und nicht jede Gemeinde in entlegenen<br />
Gebieten hat in zumutbarer Nähe eine Nachbargemeinde.<br />
Hier ist Solidarität gefragt – <strong>und</strong> ich gebe<br />
hier gern mein Geld aus, um uns Österreichern zu helfen<br />
anstelle Geld nach Griechenland zu schicken. Da<br />
wären für mich noch allemal hungernde Kinder in Afrika<br />
oder Asien die nächsten in der Reihe!<br />
Und über Nacht kam in den letzten Tagen ein weiterer<br />
Schlag gegen die ureigene Kommunalpolitik.<br />
KOMMENTAR<br />
Finanzministerin Maria Fekter will den Ländern die<br />
Gr<strong>und</strong>steuer abtreten. Die Gr<strong>und</strong>steuer als die Steuer<br />
der Städte <strong>und</strong> Gemeinden macht r<strong>und</strong> 600 Millionen<br />
Euro aus – <strong>und</strong> nach einer auch bereits angedachten Erhöhung<br />
werden Begehrlichkeiten in Höhe von r<strong>und</strong> einer<br />
Milliarde Euro geweckt.<br />
Und das ganz ohne den bisherigen Hauptnutznießer –<br />
die Gemeinden (96 Prozent Anteil) – überhaupt zuvor<br />
gefragt zu haben. Entsprechend schäumt Helmut Mödlhammer,<br />
Präsident des Gemeindeb<strong>und</strong>es, den die Sache<br />
Böses ahnen läßt.<br />
Sollen die Länder r<strong>und</strong> eine Milliarde bekommen –<br />
um was damit zu machen?<br />
Das Geld den Bezirkshauptstädten geben – <strong>und</strong> diese<br />
erledigen für alle Gemeinden unter 2.500 Einwohner die<br />
den Gemeinden bisher übertragenen Aufgaben?<br />
Und die Gemeinden machen nur noch ganz spezielle<br />
Gemeindeaufgaben?<br />
Um solche Spekulationen unnötig zu machen, sollte<br />
alsbald das Geheimnis gelüftet werden, weshalb die<br />
Länder die Einnahmen der Gr<strong>und</strong>steuer bekommen sollen.<br />
Wirklich abgeneigt ist nur das Burgenland <strong>und</strong> die<br />
Steiermark.<br />
Vorarlbergs Landeshauptmann Sausgruber (ÖVP)<br />
sieht die Sache vorsichtig positiv. Und KO Egger (FPÖ)<br />
aus ebenfalls Vorarlberg meint dazu: „Ein wirksames<br />
‚Gegenmittel’ gegen diese Belastungspläne könnte die<br />
Verländerung der Gr<strong>und</strong>steuer sein. Die Gestaltung der<br />
Gr<strong>und</strong>steuer soll dabei den Ländern überlassen werden.<br />
Damit könnten Begehrlichkeiten seitens der B<strong>und</strong>esregierung<br />
zu einer Erhöhung der Gr<strong>und</strong>steuer <strong>und</strong> damit<br />
einer Mehrbelastung von Gr<strong>und</strong>besitzern <strong>und</strong> Häuslbauern<br />
verhindert werden“.<br />
Für Kärntens Landeshauptmann Dörfler (FPK) ist die<br />
Veränderung der Gr<strong>und</strong>steuer durchaus interessant, nur<br />
sollte kein Steuerwettbewerb nach unten kommen.<br />
Für Wien ist, wie so oft, das ohne Belang, denn als<br />
Landeshauptmann <strong>und</strong> Bürgermeister Wiens ist Michael<br />
Häupl mit sich immer einig.<br />
In NÖ sind die Bezirkshauptmannschaften erstklassig<br />
organisiert <strong>und</strong> fast alle auf den neuesten Stand gebracht.<br />
Mich würde auch hier nichts w<strong>und</strong>ern. Quasi<br />
versprochen wurde nur, dass es keine Gemeindefusionen<br />
geben wird ohne den Willen der Gemeinden.<br />
Oberösterreich hat die Gemeinden mit den meisten<br />
Abgängen. Hier bietet sich ein Ansatz zur Lösung der<br />
Gemeindefinanzmisere in Zusammenhang mit Umstrukturierung<br />
der Aufgabenverlagerung hin zu den Bezirkshauptmannschaften<br />
durchaus an.<br />
Ist demnach Kräuters Ansatz vielleicht doch ein Weg?<br />
Sogar ein großer Wurf? Der verkrustete Strukuren der<br />
Aufgabenverteilung zum ersten Mal aufbricht. Und der<br />
„zufällig“ in der Finanzministerin Maria Fekter die Ergänzung<br />
gef<strong>und</strong>en hat.<br />
Wie sich das entwickelt bin ich sehr gespannt…<br />
AKTUELLES<br />
Bürgermeister Zeitung 9/2011<br />
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