Ihr regionales Familienmagazin Thema: Kunst tut Kindern gut ...
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NASEWEIS<br />
Im Einklang<br />
Ein Morgen im Herbst. Die Sonne schien<br />
an einem kühlen Novembertag. Ich öffnete<br />
das Fenster, um die frische Luft hereinzulassen.<br />
Mein Blick fiel auf den Garten,<br />
und da entdeckte ich einen Schmetterling.<br />
Wie schön er war, so bunt! Warum war<br />
er wohl hier? Ich war überrascht, weil ich<br />
noch selten einen Schmetterling mit so<br />
vielen Farben in Deutschland gesehen<br />
hatte. Dann stellte ich mir vor: Wenn der<br />
Schmetterling auch denken könnte, was<br />
würde er wohl denken? Vielleicht würde<br />
er denken: „Was ist das? Es schaut mich<br />
so an. Oh, ich habe Angst!!!“<br />
Weiter dachte ich: „Aber der Schmetterling<br />
ist so still. Er bewegt sich gar nicht.<br />
Vielleicht ist ihm zu kalt. Schmetterlinge<br />
leben doch eigentlich in warmen Gebieten.<br />
Oder ist er womöglich verletzt und<br />
kann nicht mehr fliegen?“ Am liebsten<br />
wäre ich hinausgegangen, um ihn näher<br />
anzuschauen.<br />
Der Schmetterling: „Wie seltsam; es<br />
schaut mich immer noch an. Schade –<br />
ausgerechnet jetzt, wo ich so einen gemütlichen<br />
Platz zum Ausruhen gefunden<br />
hatte!“ Er hatte sich auf eine Pflanze<br />
gesetzt. Ich ging auf ihn zu.<br />
Der Schmetterling: „Oh nein! Es<br />
kommt noch näher. Jetzt weiß ich es: Es<br />
Konzept und Gestaltung: www.desigbuerodrasdo.de, Foto: Nik Schölzel<br />
22<br />
Öffnungszeiten<br />
Di, Mi 13 -17 Uhr<br />
Do, Fr, Sa 13 -18 Uhr<br />
So 10 -18 Uhr<br />
„Dieser spielerische,<br />
zugleich intellektuelle<br />
Zugang liegt mir sehr.”<br />
Edwin Scharff Museum<br />
am Petrusplatz Neu-Ulm<br />
Petrusplatz 4<br />
89231 Neu-Ulm<br />
0731/9 72 63 18<br />
10 Gehminuten vom Ulmer Münsterplatz<br />
entfernt, über Neue Straße und Herdbrücke<br />
www.edwinscharffmuseum.de<br />
Edwin Scharff Museum Neu-Ulm<br />
ist ein Mensch! Ich hoffe, er hat nichts in<br />
den Händen, um mich einzufangen. Dass<br />
man aber auch nie seine Ruhe hat! Es<br />
könnte so schön sein hier, und es riecht so<br />
<strong>gut</strong>, ich glaube, nach Lavendel.“<br />
Ich schaute ihn genau an und betrachtete<br />
seine Farben: Orangerot, Gelb, Blau,<br />
Schwarz, Weiß und Braun. Es war ein<br />
ganz besonderer Schmetterling. Ich konnte<br />
nicht widerstehen und holte meinen<br />
Fotoapparat. Während ich im Haus war,<br />
dachte ich die ganze Zeit: „Hoffentlich<br />
habe ich Glück und kann ihn fotografieren,<br />
hoffentlich fliegt er nicht weg.“<br />
Der Schmetterling: „Puh! Endlich ist<br />
sie weg! - Oh nein! Sie kommt wieder. Und<br />
sie hat etwas in den Händen. Oje, oje! Ich<br />
muss fliehen!“ Aber er floh nicht. Er dachte<br />
weiter und beschloss: „Was sie da in<br />
<strong>Kunst</strong>museum<br />
Kindermuseum<br />
Erlebnisräume<br />
Foto: Harry Hautumm<br />
den Händen hat, ist nicht das, was<br />
ich bisher im Wald bei den<br />
Menschen gesehen habe, die mich<br />
fangen wollten. Mal abwarten. Aber aufpassen<br />
muss ich trotzdem.“<br />
Ich näherte mich ihm vorsichtig, ganz<br />
langsam, um ihn nicht zu verscheuchen.<br />
In Gedanken beschwor ich ihn: „Bitte warte!<br />
Du hast so schöne Farben, und ich<br />
kann sie nicht beschreiben!“ Unglaublich,<br />
wie geduldig der Schmetterling wartete.<br />
Ich machte meine Fotos und dachte<br />
bei mir: „Wenn er die Flügel ausbreiten<br />
würde, wäre es noch schöner.“ In diesem<br />
Moment öffnete der Schmetterling seine<br />
Flügel – als ob er meine Gedanken gehört<br />
hätte. Es war wie ein Wunder, ich fühlte<br />
mich ganz im Einklang mit diesem Geschöpf.<br />
Ich schaute ihn glücklich an, weil<br />
er auf mich gewartet hatte und mich verstehen<br />
konnte und mir vertraut hatte.<br />
Dann packte ich meinen Fotoapparat<br />
weg, denn ich musste jetzt zum Einkaufen.<br />
Bevor ich ging, schaute ich noch einmal<br />
zu meinem Schmetterling und verabschiedete<br />
mich still von ihm. Als ob er<br />
mich wieder verstanden hätte, breitete er<br />
die Flügel aus und flog fort, dem blauen<br />
Himmel entgegen.<br />
Lucimar Silva Kraus<br />
Die Autorin stammt aus Südwest-Brasilien. Sie<br />
lebt seit acht Jahren in Ulm und ist aktiv in der<br />
katholischen Gemeinde- und Jugendarbeit.<br />
Okt/Nov 09