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BEITRÄGE<br />

Denk- und Lernprozesse wer<strong>de</strong>n<br />

von einer zumeist unbewussten<br />

geistigen Aktivität begleitet, die darin<br />

besteht, das Denken und Lernen<br />

zu planen, zu steuern und zu kontr<strong>ol</strong>lieren.<br />

Wir schauen uns, um es in<br />

einem Bild zu sagen, bei <strong>de</strong>r geistigen<br />

Arbeit sozusagen beständig regulierend<br />

aus <strong>de</strong>r Vogelperspektive<br />

zu. Das ist Meta-Kognition.<br />

Der von Arnim Kaiser entwickelte<br />

pädagogische Ansatz <strong>de</strong>s Projekts<br />

KLASSIK besteht nun darin zu lernen,<br />

diese zumeist routiniert im Hintergrund<br />

ablaufen<strong>de</strong>n Planungs-,<br />

Steuerungs- und Kontr<strong>ol</strong>lprozesse<br />

explizit zu machen, sie zu „exteriorisieren“.<br />

Das geschieht zum Beispiel<br />

beim lauten Denken. Man stellt sich<br />

dann ganz ausdrücklich Fragen wie:<br />

„Wie möchte ich bei <strong>de</strong>r Lösung<br />

<strong>de</strong>r Aufgabe vorgehen?“ – „Was tue<br />

ich als erstes, und warum?“ – „Wie<br />

weit bin ich bislang gekommen?“<br />

– „Habe ich alle Aspekte <strong>de</strong>s Textes<br />

berücksichtigt?“ – „Wie kann ich nun<br />

überprüfen, ob meine gefun<strong>de</strong>ne<br />

Lösung auch tatsächlich trägt?“<br />

Das Vorgehen<br />

Metakognitiv orientiertes Arbeiten<br />

ist in Deutschland an<strong>de</strong>rs als in<br />

angelsächsischen Län<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r in<br />

Frankreich wenig verbreitet. Deshalb<br />

musste das Konzept in <strong>de</strong>r Projektgruppe<br />

selbst erst trainiert und<br />

dann in die Versuchsseminare eingebaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu hat das wissenschaftliche<br />

Team unter Leitung<br />

von Kaiser eine Reihe von Qualifizierungsseminaren<br />

angeboten,<br />

in <strong>de</strong>nen zugleich problemhaltige<br />

Aufgaben entwickelt und erprobt<br />

wur<strong>de</strong>n. Denn es ist klar: Der Anstrengung<br />

metakognitiven Arbeitens<br />

unterzieht man sich nur, wenn<br />

man vor Lernanfor<strong>de</strong>rungen steht,<br />

die nicht auf Anhieb lösbar sind.<br />

In <strong>de</strong>n Versuchs- und Vergleichs-<br />

[28]<br />

gruppen haben die Teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

dann je zwei Aufgaben zu Beginn<br />

und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Veranstaltungsreihe<br />

bearbeitet. In <strong>de</strong>r Zwischenzeit<br />

haben die Vergleichsgruppen wie<br />

gewohnt, die Versuchsgruppen aber<br />

unter explizitem Einsatz metakognitiver<br />

Techniken gearbeitet. KLASSIK<br />

ist also quasi-experimentell angelegt.<br />

Wenn das Konzept greift, müssten<br />

die Versuchsgruppen am En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Kurses bessere Ergebnisse aufweisen<br />

als die Vergleichsgruppen.<br />

Dies natürlich unter <strong>de</strong>r Bedingung,<br />

dass bei<strong>de</strong> Gruppen annähernd<br />

gleiche Eingangsvoraussetzungen<br />

mitbringen. Um das zu überprüfen,<br />

wird in KLASSIK ein „Allgemeiner<br />

Leistungstest“ eingesetzt.<br />

Erträge<br />

Das Projekt wird En<strong>de</strong> 2011 abgeschlossen.<br />

Zwischenergebnisse<br />

<strong>de</strong>uten darauf hin, dass <strong>de</strong>r erwartete<br />

Effekt tatsächlich eintritt. Ältere<br />

Menschen können sich offenbar<br />

in relativ kurzer Zeit die Denk- und<br />

Lernstrategien aneignen, die ihnen<br />

helfen, auch in <strong>de</strong>r Flut von Informationen<br />

die Übersicht zu behalten.<br />

Überdurchschnittlich stark fällt <strong>de</strong>r<br />

Effekt bei Teilnehmen<strong>de</strong>n aus, die<br />

über eher ungünstige Eingangsvoraussetzungen,<br />

etwa einen eher<br />

niedrigen Intelligenzwert und eine<br />

geringe Schulbildung verfügen, also<br />

landläufig <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r „Lernungewohnten“<br />

zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Sie neigen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Seminars<br />

<strong>de</strong>utlich seltener dazu, bei Schwierigkeiten<br />

aufzugeben, und sie ersetzen<br />

zunehmend einen hoffend-probieren<strong>de</strong>n<br />

Zugriff auf die Aufgabe<br />

(„Ich fange einfach mal an.“) durch<br />

einen kontr<strong>ol</strong>liert-systematischen<br />

(„Ich überprüfe, ob ich alle Aspekte<br />

berücksichtigt habe.“).<br />

Hier liegt die bildungsp<strong>ol</strong>itische und<br />

–praktische Brisanz <strong>de</strong>s Projekts: Investitionen<br />

in die Weiterbildung<br />

Älterer lohnen sich, wenn die Weiterbildung<br />

anspruchsv<strong>ol</strong>l und problemhaltig<br />

angelegt ist, sich nicht<br />

nur <strong>de</strong>r Vermittlung von Wissen<br />

und Fertigkeiten widmet, son<strong>de</strong>rn<br />

gezielt das „Wie?“ <strong>de</strong>s Lernens, <strong>de</strong>n<br />

Umgang mit unstrukturierten Informationen,<br />

das planv<strong>ol</strong>le Vorgehen<br />

einübt. Dann können auch geringer<br />

Qualifizierte in hohem Maße profitieren<br />

und sich bislang vermie<strong>de</strong>nen<br />

kognitiven Herausfor<strong>de</strong>rungen<br />

© Rainer Sturm / pixelio.<strong>de</strong>

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