Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 2012 - Institut für ...
Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 2012 - Institut für ...
Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 2012 - Institut für ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
nach Benjamins Subjektbegriff, sowie – vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen und<br />
technischen Entwicklungen der Moderne – um zeitkritische Reflexionen zu Aura und Medialität.<br />
Das Seminar berücksichtigt dabei einschlägige Positionen der Forschung.<br />
Zur Vorbereitung empfehle ich: Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels, in: ders.,<br />
Abhandlungen. Gesammelte Schriften Bd. I.1, hg. v. Rolf Tiedemann/Hermann Schweppenhäuser,<br />
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1974, S. 203-430 sowie die Textgrundlagen des Seminars, die<br />
rechtzeitig in einem Reader zur Verfügung gestellt werden. Ich bitte darum, mir vorab<br />
Interessensschwerpunkte mitzuteilen unter: helga.thalhofer@lrz.uni-muenchen.de.<br />
ECTS-Punkte:<br />
BA 09: 6 ECTS (mit Hausarbeit benotet)<br />
BA 02/MA: 3/5 ECTS (ohne/mit Hausarbeit; mit Hausarbeit benotet)<br />
Arbeitsform: Hauptseminar<br />
Online-Anmeldung: Belegfrist Seminaranmeldung: 06.02.<strong>2012</strong> - 17.02.<strong>2012</strong>, Hauptbelegfrist:<br />
26.03.<strong>2012</strong> - 02.04.<strong>2012</strong><br />
Belegnummer: 14528<br />
PD DR. ANDREAS TROJAN<br />
Sozialer Solipsismus: Dandy, Hochstapler, Snob<br />
2-stündig,<br />
Di 12-14 Uhr c.t., Schellingstr. 3 (R) Rg., K04C,<br />
Beginn: 17.04.<strong>2012</strong>, Ende: 16.07.<strong>2012</strong><br />
„Der Dandy muss sein ganzes Streben darauf richten, ohne Unterbrechung erhaben zu sein; er<br />
muss leben und schlafen vor einem Spiegel.“- Dieser Satz Charles Baudelaires spricht auf den<br />
ersten Blick von gesellschaftlicher Abgrenzung und grenzenloser Überhöhung der eigenen<br />
Person. Doch ist der „Spiegel“ nicht bloß Selbstbespiegelung, sondern das Spiegelbild einer<br />
Gesellschaft, vor der der Dandy seinen erhabenen Platz sucht. Ohne öffentliche Auftritte und<br />
ohne Gespräche als Kunst der Verführung und der Verachtung gäbe es keine Dandys,<br />
Hochstapler, Snobs. Sigmund Freuds „Kränkungen“ der Menschheit („Eine Schwierigkeit der<br />
Psychoanalyse“) überführt das narzisstische Element des Sich-Spiegelns in einen solipsistischen<br />
Schwebezustand. Der Solipsismus rührt von der extremen Subjektphilosophie eines Descartes<br />
her („Meditationes“) und lässt sich in einen metaphysisch-methodischen Teil (nur das eigene Ich,<br />
das eigene Bewusstsein existiert als „headquarter“ von Wahrnehmung, Aussage und Urteil) und<br />
einen ethischen Teil (Ich bin meine Welt; alles und jedes unterliegt dem Willen meines<br />
Wohlergehens) aufspalten. Anders aber als bei Descartes sind Dandys, Hochstapler und Snobs<br />
nicht davon überzeugt, dass ihre Umwelt eine „Täuschung“ (ein „Traum“) sein könnte, sondern<br />
sie spiegeln sich in ihr, um eben dieser Umwelt als soziales Produkt etwas vorzuspielen,<br />
vorzutäuschen. Und in diesem Spiegel-Spiel erfährt dann die Gesellschaft etwas „Wahres“ über<br />
ihren Ist-Zustand. In diesem Sinn ist der Solipsismus der Dandys, Hochstapler und Snobs ein<br />
sozialer.<br />
Neben Schriftstellern wie Charles Baudelaire, Jules Amédée Barbey d’Aurevilly, Oscar Wilde,<br />
Virginia Woolf, Edith Sitwell, William Makepeace Thackeray, Walter Serner und Oswald Wiener,<br />
sollen philosophische Positionen wie die von Max Stirner und Ludwig Wittgenstein zu Wort<br />
kommen. Ziel des Seminars ist es einerseits die geschichtliche Position von Dandys,<br />
Hochstaplern und Snobs aufzuzeigen und andererseits mögliche soziale Konsequenzen <strong>für</strong> die<br />
Gegenwartskultur aufzuzeigen (etwa anhand Dirk Baeckers „Studien zur nächsten Gesellschaft“)<br />
Für die Teilnahme am Seminar ist der Kauf folgender Bücher (oder selbstständig gemachte<br />
Gesamtkopie) notwendig:<br />
A) Jules Amédée Barbey d’Aurevilly: Über das Dandytum. Matthes & Seitz Berlin.- Über den Verlag<br />
besteht die Möglichkeit, eine Sammelbestellung aufzugeben. Das würde Barbey d’Aurevillys<br />
Dandy-Buch <strong>für</strong> jeden Teilnehmer um rund 20 % billiger machen. Diese Sammelbestellung<br />
(mindestens 10 Exemplare) würde dann am Anfang des Semesters erfolgen.<br />
37