SO(HO) - Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH
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22<br />
v.l.n.r.:<br />
Professor Thomas Klie,<br />
FH Freiburg<br />
und Beirat <strong>der</strong>Deutschen<br />
Alzheimergesellschaft<br />
Ulrich Rißmann,<br />
Pflegewissenschaftler<br />
ReduFix will Zahl <strong>der</strong><br />
Fixierungen reduzieren<br />
Geschäftsführer lud zum 1.<strong>Mönchengladbach</strong>er Pflegestammtisch<br />
„Jeden Tag sind rund 350.000 Menschen in<br />
Deutschland von bewegungseinschränkenden<br />
Mitteln, im Alltag kurz Fixierung genannt, betroffen“,<br />
berichtet Professor Thomas Klie. Viel zu<br />
viele, wie auch Ulrich Rißmann vom Geriatrischen<br />
Kompetenzzentrum des Robert-Bosch-Krankenhauses<br />
in Stuttgart betont: „Menschen in<br />
Fixierungen stürzen nicht seltener, aber wenn<br />
dann schwerer!“ Im vergangenen Jahr ist es in<br />
Bayern sogar zu einer Strangulation in einer<br />
Fixierung gekommen. Nicht zuletzt deshalb zielt<br />
das Projekt ReduFix auf die Reduzierung <strong>der</strong><br />
Fixierungen.<br />
Die Möglichkeiten und Grenzen, in <strong>der</strong> Pflege<br />
alter Menschen so weit wie möglich auf bewegungseinschränkende<br />
Mittel zu verzichten, wurden<br />
beim 1. <strong>Mönchengladbach</strong>er Pflegestam-<br />
mtisch, <strong>der</strong> sich am 10. April in den Räumen <strong>der</strong><br />
Bildungs-<strong>GmbH</strong> zusammengefunden hatte, kontrovers<br />
diskutiert. Pflegefachkräfte und Trägervertreter<br />
diskutierten mit Juristen, Journalisten<br />
und Interessierten. Ein solch breiter Diskurs ist<br />
das Ziel <strong>der</strong> Pflegestammtische, wie sie sich in<br />
einigen Städten, z.B. in München, bereits seit vielen<br />
Jahren etabliert haben. Für <strong>Mönchengladbach</strong><br />
war es ein erster viel versprechen<strong>der</strong> Versuch.<br />
Der Pflegewissenschaftler Ulrich Rißmann, fasste<br />
die Ergebnisse des ReduFix-Projektes zusammen:<br />
„Zunächst wurde die internationale<br />
Forschung zusammengeführt. Hier zeigten sich<br />
schon erste deutliche Unterschiede.“ So gelten<br />
beispielsweise Bettgitter nur in Deutschland als<br />
eine bewegungseinschränkende Maßnahme,<br />
<strong>der</strong>en Einsatz durch einen Amtsrichter genehmigt<br />
werden muss, berichtete Thomas Klie, Professor<br />
für öffentliches Recht an <strong>der</strong> Evangelischen<br />
Fachhochschule Freiburg und Wissenschaftlicher<br />
Beirat <strong>der</strong> Deutschen Alzheimergesellschaft. Aber<br />
abgesehen von Bettgittern gibt es vielfältige und<br />
teilweise nicht ungefährliche Arten, den Bewegungsdrang<br />
von dementiell verän<strong>der</strong>ten und<br />
potentiell sturzgefährdeten Menschen einzudämmen.<br />
Für Angehörige und Pflegefachkräfte heißt<br />
dies jeden Tag, die Gefahr eines Sturzes gegen<br />
die Zwangshandlung einer Fixierung abzuwägen.<br />
In <strong>der</strong> Diskussion wurde schnell deutlich, dass die<br />
meisten professionellen Pflegekräfte den Betroffenen<br />
gerne im wahrsten Sinne des Wortes mehr<br />
Freiheiten zugestehen würden. Stürze und die<br />
damit verbundenen Folgekosten durch Krankenhausaufenthalte<br />
und Operationen führen häufig<br />
zu Regressfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Krankenkassen an<br />
Pflegeeinrichtungen, weshalb die Pflegekräfte<br />
haftungsrechtliche Konsequenzen fürchten. „Ob<br />
eine Fixierung angebracht ist o<strong>der</strong> nicht, ist aber<br />
eine pflegefachliche Entscheidung. Das machen<br />
sich Pflegefachkräfte zu wenig bewusst“, mahnt<br />
Ulrich Rißmann. Auch Jurist Klie betont, dass die<br />
Gerichte in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> fachlichen Entscheidung<br />
folgen müssen, wenn diese sach- und fachgerecht<br />
begründet ist. Umso wichtiger, dass die<br />
Pflegefachkräfte Alternativen zur Fixierung kennen<br />
und eine konsequente Sturzprophylaxe im<br />
Alltag umsetzen. Wichtig ist, dass die<br />
Entscheidungsprozesse und Maßnahmen fachlich<br />
einwandfrei und nachvollziehbar dokumentiert<br />
sind. Auf diese Weise können die körperlichen<br />
Fixierungen immerhin um 20% reduziert<br />
werden, so das Ergebnis im Projekt ReduFix.<br />
Angefangen von <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Umge-