Wolfgang Görz,Director Chartering & Operations,RHL Reederei <strong>Hamburg</strong>er Lloyd<strong>GmbH</strong> & CO KGWolfgang Görz,RHL Reederei <strong>Hamburg</strong>er Lloyd <strong>GmbH</strong> & CO KGContainerschifffahrt bleibt grundsätzlichnotwendig„Die Stimmung in der Schifffahrt, bei den Banken und allden anderen Partner kann sich schnell wieder zum Positivenwenden, denn selbst diese Phase niedriger Raten wirdirgendwann vorbei sein. Beim <strong>Hamburg</strong>er Lloyd bin ich alsLeiter der Abteilung Chartering & Operations verantwortlichfür die Beschäftigung der Schiffe und das Zusammenspielzwischen Charterer und Schiff, insgesamt arbeite ich seitgut dreißig Jahren in der Schiffsbefrachtung – und ich binnach wie vor davon überzeugt: Ob mit oder ohne Krise,Containerschifffahrt ist und bleibt notwendig für den sichständig ausweitenden Welthandel.In den letzten gut zwei Jahrzehnten ist es zweimal vorgekommen,dass Schiffe am Betriebskostenniveau agierten. Auch während dieserPhasen waren Reedereien schon an dem Punkt angelangt, Schiffeohne Beschäftigung aufzulegen. Danach lief es für die Containerschifffahrtdann wieder richtig gut. Allerdings spielten die Treibstoffkostendamals noch fast keine Rolle.Zwar hält die derzeitige Krise nun länger an als gedacht. Aber prinzipiellgilt: Die Seeschifffahrt ist ein langfristiges Geschäft, und dieAnlage in ein Schiff muss eine langfristige Investition sein. Selbstdiese Phase niedriger Raten wird irgendwann vorbei sein, und dannschlägt die Stimmung in der Schifffahrt und bei all den anderenPartnern wahrscheinlich schnell wieder um.Momentan fahren fast 5.000 Containerschiffe miteiner Kapazität von zusammen circa 16 Mio. TEU,also Stellplätzen für Zwanzig-Fuß-Container. Fachleuterechnen damit, dass dieses Jahr noch weiteregut 8 % Stellfläche dazu kommen. Dem steht aberein voraussichtlicher Anstieg des Container verkehrsund des Containerumschlags von nur 5, vielleicht6 % gegenüber. Im Zuge der Krise im Euro-Raum undweltweit schwächelnder Wirtschaftsleistungen istdas Ladungsvolumen leicht zurück gegangen. Dasbedeutet schließlich, dass wir in der momentananhaltenden Schwächeperiode zu viele Schiffehaben, von denen einige dann im wahrsten Sinn desWortes leer ausgehen und ohne Beschäftigung bleiben.Man kann aber die Schwächephase der Containerschifffahrtnicht allein auf die Überbauung schieben.Denn was bei aller allgemeinen Statistik nicht vergessenwerden darf: Die reinen Zahlen sagen nichtsdarüber aus, welche Schiffe es sind, die aufliegen.
Dafür müssen mehrere Parameter beleuchtet werden.Im Grunde muss man sich die Segmente, wennnicht sogar die Ausstattung eines Schiffs, gezieltanschauen.Zum Beispiel wurden viele Schiffe, die erst wenigeJahre alt sind, noch zu einer Zeit geplant und gebaut,als der Preis für eine Tonne Bunkeröl bei etwa 200US-Dollar lag. 2012 wurden aber bereits über 700US-Dollar bezahlt. Dementsprechend ist der Treibstoffverbrauchheute ein zentrales Thema fürBefrachter: Schiffe mit hohem Verbrauch findenheute deutlich weniger Beschäftigungen als noch voreiniger Zeit, während moderne, sparsame Schiffeseltener und kürzer aufliegen.Trend mit TückenEin weiterer Parameter ist die Schiffsgröße. KleineSchiffe mit weniger als 1.000 TEU laufen derzeitnicht so gut. Die Treibstoffkosten pro Slot, also dieKosten, die auf einen zu transportierenden Containerumgelegt werden, sind viel zu hoch. Ein Resultat istdann der so genannte "Kaskadeneffekt": Auf einemContainerschiff mit mehr Stellfläche sind die an -fallenden Slot-Kosten zum Teil erheblich geringer, sodass die Schiffe einerseits immer größer werdenoder andererseits kleinere Einheiten auf bestimmtenRouten von größeren verdrängt werden.Aber auch der Trend zu immer größeren Schiffen hatseine Tücken. Zum einen ist nicht jeder Hafen tiefgenug für riesige Schiffe, und die Kaianlagen reichennicht aus. Aber am effektivsten und damit am effizientestenist ein Containerriese erst dann, wenn esvoll beladen ist. Zum anderen muss die Infrastrukturrund um das Be- und Entladen geschaffen werden –wenn das überhaupt möglich ist: Man benötigt inTerminal-Nähe Platz für die Container, außerdemSchienen- und Straßenanbindungen. Und dann istnoch die Frage offen, ob fast zur gleichen Zeitzusätzlich mehrere Hundert Lkw zum Beispiel durchden <strong>Hamburg</strong>er Elbtunnel fahren können.Die Flotte des <strong>Hamburg</strong>er Lloyd ist sehr modern. Zurzeit werdenvier Schiffe für 1.600 TEU und fünf für 1.732 TEU bereedert, außerdemdrei 5.100- und zwei 4.600-TEU-Schiffe, von denen 2013 nochzwei weitere zur Ablieferung anstehen. Wir decken also vierSchiffstypenklassen ab. Unsere neuesten Schiffe haben einDesign, mit dem sie, bei geringerem Tiefgang und niedrigerem Verbrauch,dennoch mehr Ladung aufnehmen können. Befrachter wiederumhonorieren dieses neue Konzept moderner mittelgroßerContainerschiffe.Von den kleineren Einheiten sind die 1.600er so gebaut, dass sievoll beladen noch durch den Nord-Ostsee-Kanal passen. Das sparteinen Reisetag und Bunkerkosten. Außerdem wurden diese Schiffemit Bug- und Heckstrahlruder ausgestattet, so dass sie bei gutemWetter ohne Schlepper an- und ablegen können. Das heißt, dassdie Schiffe im selben Hafen ohne externe Hilfe – also ohne Zusatzkosten– zwischen den Terminals wechseln können. Mit höchsterEisklasse ausgerüstet, fahren diese Einheiten in der Eissaisonzwischen Dezember und Mitte April auch die Ostseehäfen an.“Zu den Hauptaufgaben der RHL Reederei <strong>Hamburg</strong>erLloyd <strong>GmbH</strong> & CO KG zählen das technische Management,die Befrachtung und die operative Betreuung einerFlotte von modernen Containerschiffen. Die Schiffe sindweltweit ausschließlich für renommierte Charterer im Einsatz.Die Reederei <strong>Hamburg</strong>er Lloyd, 2007 von erfahrenen<strong>Hamburg</strong>er Reedern und Kaufleuten gegründet,kooperiert eng mit den Schifffahrtsaktivitäten des Emissionshauses<strong>Hansa</strong> <strong>Hamburg</strong> <strong>Shipping</strong> <strong>International</strong><strong>GmbH</strong> & Co. KG.7879