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Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner

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1919 (in GA 331), erklärte <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> einmal mehr die Zielsetzung dieserBemühungen: «Wir wollen, daß aus den einzelnen Betrieben heraus Betriebsrätegewählt werden, die also dann einfach da sind und die dann eine Betriebsräteschaftüber ein zunächst in sich geschlossenes Wirtschaftsgebiet - sagen wirWürttemberg - bilden. In einer Urversammlung dieser Betriebsräteschaft würdedann alles festzulegen sein, was Aufgabe, Kompetenz und so weiter der Betriebsräteist. Es würden sich dadurch zum ersten Mal unabhängig <strong>von</strong> denbeiden anderen Institutionen, also dem Geistesleben und dem Staats- undRechtsleben, wirtschaftliche Maßnahmen aus den wirtschaftenden Persönlichkeitenheraus ergeben. Diese Maßnahmen würden also erst beschlossen werdenin der Urversammlung der Betriebsräteschaft. Dann erst wären die Aufgaben da.Dann würden die einzelnen in den Betrieben gewählten Betriebsräte in ihreBetriebe zurückkehren und dort ihre Aufgaben übernehmen.» Trotz maßgeblicherBeteiligung <strong>von</strong> <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> - Teilnahme an zahlreichen Diskussionsabendenmit den Arbeiterausschüssen der großen Betriebe Stuttgarts (in GA331, «Betriebsräte und Sozialisierung») - erwies sich die Verwirklichung dieserZielsetzung wegen <strong>des</strong> wachsenden politischen Widerstan<strong>des</strong> <strong>von</strong> rechts undlinks im Laufe der Monate Juli und August 1919 immer mehr als undurchführbar.Besonders die sozialistischen Partei- und Gewerkschaftsführer sahen sichdurch die Schaffung solcher unabhängiger Selbstverwaltungsorgane in ihrerMacht bedroht. Im Rundschreiben Nr. 18 <strong>des</strong> Dreigliederungsbun<strong>des</strong> vom 9.September 1919 sah sich dieser gezwungen einzugestehen: «Es erscheint jedochim Augenblick [unmöglich], eine Betriebsräteschaft in Württemberg zustandezubringen,da die Erkenntnis <strong>von</strong> der Notwendigkeit einer solchen Organisationnoch nicht genügend verbreitet ist.»30 Waltber Rathenau, 1867-1922, deutscher Wirtschaftsführer, Schriftsteller undPolitiker. Aus einer nach außen sich bescheiden gebenden, aber wohlhabendenjüdischen Familie stammend, studierte er vor allem Physik und Maschinenbau,und war anschließend in verschiedenen Unternehmen in leitender Position tätig.Von 1914 bis 1915 wirkte er als Leiter der Kriegsrohstoff-Versorgung. Nach demTode seines Vaters übernahm er den Vorsitz im Vorstand der «Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft»(AEG). Rathenau hatte eine große Neigung zur Schriftstellerei- er veröffentlichte vor und nach der Revolutionszeit zahlreiche Schriften zupolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen. Rathenau hatte sich im Laufe<strong>des</strong> Krieges <strong>von</strong> einem mehr nationalistisch orientierten zu einem linksliberalenStandpunkt durchgerungen; er befürwortete eine Regulierung <strong>des</strong> Kapitalismusdurch Berücksichtigung sozialistischer Gedankenelemente, lehnte aber die marxistischenIdeen entschieden ab. Die Berufung <strong>von</strong> 1918 in die erste Sozialisierungskommissionwurde rückgängig gemacht, hingegen nahm er 1920 Einsitz in diezweite Sozialisierungskomrnission, konnte aber mit seinen Ideen nicht durchdringen.Rathenau war Gründungmitglied der Deutschen Demokratischen Partei(DDP) und wurde als Vertreter dieser Partei 1921 vom Zentrums-ReichskanzlerJoseph Wirth in die Regierung berufen: <strong>von</strong> 1921 bis 1922 wirkte er zunächst alsReichsminister für Wiederaufbau und anschließend als Reichsaußenminister. Indieser Eigenschaft schloß er am 16. April 1922 den Rappallo-Vertrag mit Sowjetrußlandab, der die Verständigung zwischen Rußland und Deutschland brachte.Nach dem Kriegsende wurde er immer mehr <strong>von</strong> völkischen Kreisen zum Sündenbockabgestempelt,- er wurde am 24. Juni 1922 <strong>von</strong> den beiden jungen Anhängernder rechtsradikalen, terroristischen »Organisation Consul» Erwin Kern undHermann Fischer ermordet, die mit Rathenau den «Republikaner, Juden und Er-Copyright <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch: 337a Seite:317

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