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Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner

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248 er sagte, und das ist ein interessantes Geständnis: Über das Verhalten der Betriebsrätein der Praxis berichtete Varga im Kapitel «Die Expropriation derExpropriateure»: «Die Mitglieder <strong>des</strong> Betriebsrates trachten, <strong>von</strong> der produktivenArbeit ganz loszukommen. Sub titulo Kontrolle sitzen sie in den Büroräumenherum. Es vermehrt sich daher die Zahl der nicht-produktiven Angestellten.Um den angenehmen Posten dauernd behalten zu können, trachten sie, sichdie Gunst der Arbeiterschaft durch Konzessionen in der Disziplin, der Arbeitsleistung,der Lohnfrage zu sichern, zum Schaden der Allgemeininteressen.»249 was der Professor Varga sagt, als er über die Aufgaben der Wirtschaftskommissärespricht: Im Kapitel «Die Expropriation der Expropriateure» zählte Vargadie vier Anforderungen auf, denen die neue Leitungsorganisation durch Betriebsräteund Produktionskommissare zu genügen hatte: «1. Sie muß in derArbeiterschaft <strong>des</strong> Betriebes selbst wurzeln, um die Disziplin sicherstellen zukönnen. 2. Sie muß die Eingliederung <strong>des</strong> Betriebes in die zentrale Wirtschaftsorganisationgewährleisten. 3. Sie darf nicht bürokratisch erstarren. 4. Sie mußpolitisch zuverlässig sein.» Und dann gleich weiter: «Dieses System entsprichtallen vier oben genannten Forderungen - wenn die Person <strong>des</strong> Produktionskommissärseine entsprechende ist!» So sah sich Varga gezwungen, aufgrund dergemachten Erfahrungen einzugestehen: «Die größte Schwierigkeit bietet dieAuswahl der entsprechenden Betriebskommissäre. Es ergibt sich hier ein kaummeisterbarer Widerspruch. Um den glatten Fortgang der Produktion zu sichern,ist ein kommerziell und technisch gebildeter Fachmann erwünscht. Gerade dieseLeute sind aber politisch für ein Regime der Arbeiterschaft nicht zuverlässig.»Und zu welcher Maßnahme führten diese Schwierigkeiten? Varga: «In vielenFällen mußte zu einer Doppelbesetzung geschritten werden: neben dem Bourgeoisfachmannwurde als politischer Kontrollor ein Arbeiter gestellt oder demArbeiterkommissär ein technischer Fachmann beigestellt.» Und als Folgerungzog er im nächsten Kapitel über «Das Organisationsproblem der proletarischenVolkswirtschaft» den Schluß: «Es bedarf eines langsamen Ausleseprozesses, bisauf jeden Platz die richtigen Männer gefunden werden können.»wir sehen das Geständnis ins Gegenteil gehen <strong>des</strong>sen, was immer und immer wiedergepredigt wurde in fast jeder sozialdemokratischen Versammlung: Einer derhauptsächlichen marxistischen Lehrsätze in jener Zeit bestand im Glauben, daßdas gesellschaftliche Sein das Bewußtsein der Menschen bestimmt und nicht umgekehrt.Im Gegensatz dazu mußte Varga im Vorwort zu seinem Buch einräumen:«Bei der unvoreingenommenen geistigen Durchdringung <strong>des</strong> Verlaufes derungarischen Rätediktatur ergab es sich im allgemeinen, daß der Ideologie in revolutionärenZeitläuften eine viel größere Bedeutung zugestanden werden muß, alsein großer Teil der Marxisten glaubt. Die Gefahr für den Bestand <strong>des</strong> Proletarierregimesbesteht weniger in dem aktiven, <strong>von</strong> richtig aufgefaßten Klasseninteressengetriebenen Widerstand der depossedierten herrschenden Klassen als in dempassiven Widerstand weiter Schichten <strong>des</strong> Proletariats selbst, welches sich <strong>von</strong> derfremden, ihr durch das kulturelle Unterdrückungssystern <strong>des</strong> kapitalistischenStaates aufgedrängten Ideologie nicht losreißen könne. Diese große Bedeutungder Ideologie und der auf ihr fußenden politischen Handlungsweisen brachte esmit sich, daß wir bei der Behandlung der wirtschaftlichen Probleme auf Schrittund Tritt Politik und Ideologie als bestimmende Faktoren einbeziehen mußten.»250 namentlich bei der Verstaatlichung der Eisenbahnen: In der Anfangszeit war derEisenbahnbau in den mitteleuropäischen Ländern privaten Unternehmern über-Copyright <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:337a Seite:397

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