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Freie Verwaltung des Nachlasses von Rudolf Steiner

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Reformideen mit einem scharfen Antisozialismus und Antisemitismus sichertensich die Christlichsozialen in Wien und den Alpenländern eine Massenbasis,zumal sie auch <strong>von</strong> der Kirche unterstützt wurden. Von 1907 bis 1911 waren dieChristlichsozialen die stärkste Fraktion im österreichischen Reichsrat. KarlLueger wurde zwischen 1895 bis 1896 aufgrund der christlichsozialen Mehrheitviermal zum Bürgermeister Wiens gewählt, jedoch <strong>von</strong> Kaiser Franz Joseph I.nicht bestätigt - Adel und Großbürgertum wandten sich gegen den «Volksmann»-, und er mußte mit dem Amt eines Vizebürgermeisters vorliebnehmen.1897 wählte ihn der Gemeinderat zum fünften Male zum Bürgermeister Wiens,so daß Kaiser Franz Joseph I. nichts anderes übrigblieb, als ihn in diesem Amtzu bestätigen. Als Bürgermeister war Lueger, der für eine Gleichberechtigungder Nationalitäten eintrat, bei den Wienern sehr beliebt. Er war es, der durchzahlreiche Reformmaßnahmen das Gesicht <strong>des</strong> modernen Wien schuf: Er warverantwortlich für die Kommunalisierung der Gas-, Elektrizitäts- und Wasserversorgung;auf ihn ging die Eröffnung <strong>von</strong> Kliniken, Schulen und Waisenhäusern,der Bau <strong>von</strong> Volksbädern und Parkanlagen sowie der Erhalt <strong>des</strong> Wald- undWiesengürtels rund um Wien zurück. <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> war gegenüber Luegeräußerst kritisch eingestellt, den er in seinem Brief an Pauline Specht vom 22. Juli1893 (in GA 39) als «Lügen"genie"» bezeichnete. Für seine antisemitische Haltungkonnte <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> kein Verständnis aufbringen. Im Aufsatz «VerschämterAntisemitismus», <strong>des</strong>sen letzter Teil am 27. November 1901 in den«Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr <strong>des</strong> Antisemitismus» (2. Jg. Nr. 48)erschienen ist (in GA 31), schrieb er: «Der Antisemitismus ist ein Hohn auf allenGlauben an die Ideen. Er spricht vor allem der Idee Hohn, daß die Menschheithöher steht als jede einzelne Form (Stamm, Rasse, Volk), in der sich die Menschheitauslebt.» Und weiter: «Der Antisemitismus ist nicht allein für die Juden eineGefahr, er ist es auch für die NichtJuden. Er geht aus einer Gesinnung hervor,der es mit dem gesunden, geraden Urteil nicht ernst ist.»235 zum alten, klerikalen Schulgesetz: Am 25. Mai 1868 trat ein neues, vom liberalenJusitzminister Eduard Herbst vorbereitetes und <strong>von</strong> der liberalen Mehrheit imReichsrat verabschiedetes Schulgesetz in Kraft, das die Leitung <strong>des</strong> UnterrichtsundErziehungswesens der Kirche entzog und dem Staat unterstellte. Ergänztwurde es durch das Reichsvolksschulgesetz vom 14. Mai 1869, das die achtjährigestaatliche Pflichtschule durchsetzte. Der obligatorische konfessionelle Religionsunterrichtwurde allerdings beibehalten. In der Zeit <strong>des</strong> zweiten, konservativ-föderalistischenMinisteriums Taaffe, das vom August 1879 bis November1893 im Amt war, mußte immer wieder mühsam - durch Konzessionen <strong>von</strong> Fallzu Fall - der Ausgleich zwischen den an der Regierung beteiligten Deutschklerikalenund Slawen gefunden werden. So mußten den Klerikalen Zugeständnissegemacht werden. Sie konnten zwar die Wiedereinführung der konfessionellenSchule nicht durchsetzen, wurden aber 1883 durch eine Änderung <strong>des</strong> liberalenSchulgesetzes zufriedengestellt, die allerdings für Galizien keine Geltung habensollte. Mit dieser Änderung wurde die Entscheidung über die Herabsetzung derSchulpflicht <strong>von</strong> acht Jahren auf sechs Jahre den Gemeinden überlassen undzusätzlich bestimmt, daß der Schulleiter die gleiche Konfession wie die Mehrheitder Schüler haben sollte. Damit war die Voraussetzung für eine Stärkung <strong>des</strong>katholischen Einflusses auf die Schulen gegeben. Der wesentlich weitergehendeAntrag <strong>des</strong> Prinzen Alois <strong>von</strong> Liechtenstein aus dem Jahre 1888 - er war dergeistige Leiter der katholisch-klerikalen Zentrumspartei und befürwortete dieEinführung der konfessionellen Schulen - scheiterte aber, zur Freude <strong>des</strong> jungenCopyright <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> Nachlass-<strong>Verwaltung</strong> Buch:337a Seite:381

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