PDF Öffnen - Biokreis
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BN_Version_Times.qxp 07.02.2011 14:45 Seite 14<br />
<strong>Biokreis</strong><br />
Fachberatung<br />
„Wenn Du keine Sorgen<br />
hast, kauf’ Dir eine Ziege“<br />
Nachlese zum <strong>Biokreis</strong> Schaf- und Ziegentag 2010<br />
Von Christa Zeitlmann<br />
Weidehaltung, Vermarktung<br />
und Tiergesundheit – das<br />
waren die Themen des<br />
<strong>Biokreis</strong>-Schaf- und Ziegentags Ende<br />
2010 in Schönram nahe des Waginger<br />
Sees in Oberbayern.<br />
Dr. Ferdinand Ringdorfer vom Lehr- und<br />
Forschungszentrum Raumberg-Gumpenstein<br />
referierte über einen Versuch zur<br />
Weidehaltung von Ziegen. Dabei wurden<br />
die Unterschiede zwischen der reinen<br />
Stallhaltung, der Koppelhaltung (einmal in<br />
der Woche neue Weide) und der<br />
Portionsweidehaltung (jeden Tag eine neue<br />
Weide) bei Ziegen untersucht.<br />
Die Ziegen der Koppel-Gruppe hatten dabei<br />
die höchste Trockenmasse-Aufnahme und<br />
auch die höchste Milchleistung. Bei der<br />
Stallhaltung fiel auf, dass die Futteraufnahme<br />
der Ziegen abhängig von der<br />
Silagequalität stark schwankte. Ein Zusammenhang<br />
zwischen der Witterung und<br />
der Futteraufnahme oder der Milchleistung<br />
konnte nicht festgestellt werden.<br />
Versuch für Ziegenhaltung.<br />
Bild: Ringdorfer<br />
Christian Wagner von der Andechser<br />
Molkerei Scheitz berichtete über Aktuelles<br />
aus der Vermarktung. Die Andechser<br />
Molkerei Scheitz verarbeitet inzwischen ca.<br />
7,5 Mio. Kilogramm Bio-Ziegenmilch pro<br />
14 BioNachrichten 1 | Februar/März 2011<br />
Jahr. Erfasst wird vor allem in Oberbayern<br />
und im Allgäu, aber auch im Salzburger<br />
Land, in Ober- und Niederösterreich.<br />
Problematisch ist für Christian Wagner die<br />
saisonal schwankende Anlieferung der<br />
Ziegenmilch: Die Hauptmenge wird in den<br />
Sommermonaten geliefert, doch im Winter<br />
wird die meiste Milch benötigt. Die<br />
Molkerei versucht, dies über ihre<br />
Produktpalette auszugleichen. Trotz weiterhin<br />
begrenzter Absatzmöglichkeiten machte<br />
Christian Wagner den Teilnehmern „Mut<br />
zur Lücke“. Er ist davon überzeugt, dass<br />
der Markt für Ziegenmilchprodukte weiterhin<br />
wächst.<br />
Dr. Ursula Domes vom Tiergesundheitsdienst<br />
gab den <strong>Biokreis</strong>-Landwirten einen<br />
guten Überblick über verschiedene Tierkrankheiten:<br />
Die Pseudotuberkulose ist eine bakteriell<br />
verursachte Erkrankung, die vor allem<br />
Ziegen und Schafe, aber auch andere<br />
Tierarten befällt und weltweit großen wirtschaftlichen<br />
Schaden verursacht. Schätzungen<br />
gehen davon aus, dass 20 bis 25<br />
Prozent der Schafe und Ziegen mit<br />
Pseudotuberkulose infiziert sind. Eine<br />
Übertragung auf den Menschen ist bei massivem<br />
Erregerkontakt möglich.<br />
Die äußerliche Form, die vor allem bei den<br />
Ziegen auftritt, ist an entzündeten und vergrößerten<br />
äußerlichen Lymphknoten erkennbar,<br />
die aufplatzen und Eiter absondern.<br />
Meist sind die Lymphknoten an<br />
Ohren, Hals und Lenden betroffen. Bei der<br />
inneren Form, die vor allem bei Schafen<br />
häufig ist, bilden sich Abszesse in Organen<br />
wie Lunge und Leber. Sie verläuft oft ohne<br />
Symptome und wird erst bei der<br />
Schlachtung bemerkt.<br />
An Pseudotuberkulose erkrankte Tiere sind<br />
lebenslang infiziert, die Abszesse heilen ab<br />
und entzünden sich bei Stress oder anderen<br />
Belastungen wieder von neuem. Ein tödlicher<br />
Verlauf ist eher selten, die Tiere sind<br />
aber anfälliger für andere Krankheiten wie<br />
z.B. Parasitenbefall oder Euterentzündungen.<br />
Die Übertragung findet hauptsächlich über<br />
den Eiter, aber auch über Urin, Kot, Milch<br />
statt. Der Erreger kann bis zu einem Jahr in<br />
der Umwelt überleben. Symptome sind<br />
außerdem ein Leistungsrückgang von bis zu<br />
20 Prozent. Die Tiere magern ab und haben<br />
Atem- und Schluckbeschwerden.<br />
Die Diagnose der Pseudotuberkulose ist<br />
über ein Abtasten der äußeren Lymphknoten<br />
möglich (Tiergesundheitsdienst). Man<br />
kann den Erreger im Eiter oder Antikörper<br />
im Blut nachweisen.<br />
Zur Bekämpfung der Pseudotuberkulose<br />
sollten hochgradig erkrankte Tiere mit offenen<br />
Abszessen von der Herde entfernt werden,<br />
um eine Verbreitung zu unterbinden.<br />
Diese Tiere sollten langfristig gemerzt werden.<br />
Im Schweizer Sanierungsprogramm werden<br />
die Ziegen in gesunde und kranke Herden<br />
aufgeteilt. Die Kitze der kranken Herde<br />
werden mutterlos aufgezogen und dann in<br />
die gesunde Herde eingegliedert, während<br />
die Mütter langfristig gemerzt werden. Um<br />
so konsequent zu arbeiten, bräuchte man<br />
aber eigentlich einen zweiten Melkstand.<br />
Eine Impfung unterdrückt die Krankheit<br />
zwar, hilft aber nicht immer.<br />
Während die Pseudotuberkulose „nur“<br />
erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursacht,<br />
ist die richtige Tuberkulose eine<br />
Vergrößerte Lymphknoten sind Symptome der<br />
Pseudotuberkulose.