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Auftrag_277_150dpi.pdf - Gemeinschaft Katholischer Soldaten

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BLICK IN DIE GESCHICHTE„Frieden schaffen mit immer wenigerWaffen.“ Dieses Ziel wurde erreicht.In seiner Rede auf dem Parteitag derCDU in Hamburg am 1. Oktober 1990sagte er dazu in der Rückschau: „Voracht Jahren, nach Übernahme der Regierungsverantwortung,habe ich meineAußen- und Sicherheitspolitik unterdas Motto gestellt: Frieden schaffenmit weniger Waffen. Heute können wirganz einfach sagen: Wir haben Wortgehalten.“Zur Bundeswehr fand Kohl Worte,die lange nicht mehr gehört wordenwaren: „Der Dienst in der Bundeswehrist Friedensdienst und damitein Ehrendienst. … Die allgemeineWehrpflicht ist für unsere Verteidigungunerlässlich. … Wir werden dafür sorgenmüssen, dass die Lasten für dieLandesverteidigung gerechter verteiltwerden.“Nur wenige Monate später, am 6.März 1983, kam es zu vorgezogenenNeuwahlen, bei denen CDU/ CSUzwar die absolute Mehrheit verfehlten,aber mit fast 49 Prozent ein herausragendesWahlergebnis einfuhren.Es war ein Votum für den außen- undsicherheitspolitischen Kurs HelmutKohls und zugleich eine nachträglicheBestätigung der EntscheidungHelmut Schmidts.Am 29. März 1983 wurde Kohl zum2. Mal, und nach der gewonnenenWahl 1987 zum 11. DeutschenBundestag am 11. März zum drittenMale Kanzler. Am 17. Januar 1991– nach den ersten gesamtdeutschenWahlen zum 12. Bundestag im Dezember1990 – wurde er zum viertenMal gewählt – zum ersten Kanzler desvereinten Deutschlands. Schließlichfolgte am 15. November 1994 einfünftes Mal: nach den Wahlen zum13. Bundestag. In den fünf KabinettenKohl dienten – einschließlich desKanzlers – insgesamt 57 Minister (davon10 Damen); 14 von ihnen habenals Soldat in Wehrmacht, Bundeswehrbzw. NVA Dienst geleistet.Kohls 16-jährige Amtszeit kann inzwei, beinahe gleich lange Abschnitteunterteilt werden. Der erstestand noch im Zeichen des KaltenKrieges, des NATO-Doppelbeschlussesund der Ost-West-Konfrontation,der zweite ab Ende 1989 im ZeichenAUFTRAG <strong>277</strong> • MÄRZ 2010der Wiedervereinigung, der NeuordnungOsteuropas und der beginnendenethnischen Konflikte auf demBalkan. Für die Bundeswehr brachtendiese Jahre einschneidende Veränderungen.Erstens wurden – nochbehutsam – die Weichen für die erstenAuslandseinsätze der Bundeswehrgestellt. Während des 2. Golfkrieges1991 stand das gerade wiedervereinteDeutschland militärisch noch abseits;Genscher, oberster Gestalterdeutscher Außenpolitik, zahlte lieber.Doch dann folgten Kambodscha, Somaliaund der Balkan. Mit der Wiedervereinigungstand die Bundeswehrvor der einmaligen Aufgabe derÜbernahme der Nationalen Volksarmee.Drittens schließlich folgte derstrukturelle Übergang in die militärischeMultinationalität des Heeres 36und parallel vollzog sich ein massiverAbbau der Truppenstärke; dieBundeswehr halbierte sich nahezu.Am 22. Januar 1988 wurde in Parisdie Schaffung einer deutsch-französischenBrigade konkretisiert und dieEinrichtung eines gemeinsamen Verteidigungsratesbeschlossen. 37 Späterwurden weitere Großverbände desHeeres in multinationale Strukturender NATO eingegliedert. Obwohl alledrei Zäsuren beispiellos waren, wurdensie von Politik und Militär weitgehenderfolgreich gemeistert. Dabeiwar die Stimmung der Truppe indieser Zeit des Umbruchs diffus. Derneue <strong>Auftrag</strong> nach dem Zusammenbruchdes kommunistischen Osteuropasund die deutsche Enthaltsamkeitam 2. Golfkrieg 1990/91, rührtenam Selbstbewusstsein der Armee.Das damalige Motto der Bundeswehr„wir produzieren Sicherheit“ galt überNacht nicht mehr, und neue Aufgabenwaren noch nicht gefunden.„Kohl und Waigel (= Finanzministerim Kabinett Kohl) kennen dieBundeswehr vornehmlich aus derenParadefunktion bei Staatsbesuchen“,38urteilt Helmut Schmidt. Gestütztwird dieses negative – gleichwohlüberzogene – Urteil auch dadurch,36 Bei Luftwaffe und Marine bestand sieseit langem.37 Kohl, Helmut: Erinnerungen 1982-1990, S. 608. Die Bildung einergemeinsamen Brigade war bereits am13.11.1987 beschlossen worden.38 Schmidt, Helmut: Handeln für Deutschland,S. 168.dass es in der Bibliografie HelmutKohls 39 – im Gegensatz zu seinemVorgänger – nahezu keine Veröffentlichungenüber das Thema Sicherheitspolitikgibt. Andererseits gabes in der Ära Kohl, wie bereits angedeutet,– fundamentale Veränderungenim deutschen Militärwesen – sowohlin den politischen Grundzügenals auch bei der Bundeswehr, die derKanzler maßgeblich beeinflusst hatte.Als Sohn eines ehemaligen <strong>Soldaten</strong>,war Kohl – wie Adenauer – als konservativerPolitiker per se ein Befürworterdes Militärs.„Zur Bundeswehr habe ich auchein emotional begründetes Verhältnis.Mein Vater war Offizier im Ersten Weltkrieg.… In unserer Familie herrschteeine soldatenfreundliche Atmosphäre,auch von Seiten meiner Mutter. … Mitgroßer Sympathie habe ich die Arbeitder Bundeswehr begleitet und ihrenmilitärpolitischen <strong>Auftrag</strong> nachhaltiggefördert. Ob Wehrpflichtige oderGeneräle – mit <strong>Soldaten</strong> aus allenDiensträngen habe ich viele Gesprächegeführt.“ 40Dies wird ohne Abstriche auchvon den befragten Gruppenleiternim Kanzleramt bestätigt: Seine „Einstellung… gegenüber den <strong>Soldaten</strong>und ihren Familien war im höchstenMaße von Verantwortung und Fürsorgegeprägt“, schrieb einer von ihnen.Doch diese positive Beziehungzur Bundeswehr wird dem Leser vonKohls „Erinnerungen“ nicht deutlich.Im ersten Band, der die Jahre1930 bis 1982 beschreibt, wird dieBundeswehr nur einmal erwähnt, obgleichin diesem langen Zeitraum dieGründung der Armee und Kohls Zeitals Ministerpräsident und Oppositionsführerfällt. Im 2. Band seiner Erinnerungenvon 1982 bis1990 41 ist derBundeswehr unter dem Titel „Lieblingskind“das 33. Kapitel gewidmet.Darin skizziert er die Geschichte derBundeswehr; sie liest sich wie dienüchterne, distanzierte Abhandlungdes Historikers Kohl: „Die Entscheidunggegen Wehrdienst … kann immernur die Gewissensentscheidung39 hrsg. durch die Konrad-Adenauer-Stiftung.40 Kohl, Helmut Mein Tagebuch 1998-2000, S. 27.41 Kohl, Helmut Erinnerungen 1982-1990,S. 396 ff.49

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