13.07.2015 Aufrufe

VIERTEIJAHRESSCHRIFT DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE ...

VIERTEIJAHRESSCHRIFT DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE ...

VIERTEIJAHRESSCHRIFT DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

D I E WIENER PO LIZEIH O FSTELLE UND DIEFREIMAURERISCHEN UMTRIEBE IN GALIZIENV O N J O S E F S O M M E R F E L D T, K R A K A USeitdem im Jahre 1782 Kaiser Joseph II. dem „Staatsminister in inneren Geschäften“ , GrafenAnton von Pergen, die Leitung des gesamten Sicherheitswesens für alle nichtungarischen Länderder Donaumonarchie übertragen hatte1), blieb die Überwachung von Geheimbünden und geheimenZusammenkünften in den Erblanden und ihrer Verbindungen mit ähnlichen verdächtigenVereinigungen des Auslandes eine der wichtigsten Aufgaben der österreichischen geheimenStaatspolizei. Der Ausbruch der französischen Revolution und die Furcht der monarchischenStaaten vor staatsgefährlichen Wühlereien und Verbindungen steigerte die Bedeutung der polizeilichenTätigkeit in Österreich-Ungarn in solchem Masse, dass zu Beginn des Jahres 1793ein eigenes Ministerium, die „Polizei-Hofstelle“, geschaffen wurde, deren Leitung Graf Pergennoch über 10 Jahre als „Oberster Polizeiminister“ beibehielt2). Hier in der Polizeihofstelle liefenfortan die Berichte über alle verdächtigen Erscheinungen des In- und Auslands zusammen,und von hier aus wurde die Bekämpfung und Abwehr staatsgefährlicher Elemente organisiert.Die Ergebnisse der Beobachtungen aus der Anfangszeit des österreichischen staatlichen Sicherheitsdienstessind in den sogenannten „Pergen-Akten“ des Archivs des Ministeriums des Innernin Wien erhalten. Die bis zum Jahre 1848 reichenden Akten der Polizeihofstelle hegen imgleichen Archiv. Da die erhaltenen Berichte von Polizeibeamten und „Konfidenten“ neben denErgebnissen sorgfältiger Ermittlungen vielfach blosse Verdächtigungen und Vermutungen enthalten,sind sie zwar von sehr unterschiedlichem Quellenwert, aber dennoch geeignet, ein Bildzu geben, wie weit es der österreichischen Staatspolizei gelungen ist, geheimen Verbindungenauf die Spur zu kommen und über ihr Wesen und ihre Tätigkeit sichere Unterlagen zu gewinnen.Eine besondere Aufmerksamkeit scheinen die Polizeistellen bei ihrem Kam pf gegen staatsgefährlicheElemente von Anfang an der Freimaurerei geschenkt zu haben. Im folgenden soll nachkurzer Skizzierung der Entwicklung der Freimaurerei in Galizien der Versuch gemacht werden,den Kampf der österreichischen Polizei gegen die Freimaurerei in Galizien, soweit er aus denstark beschädigten Akten der Polizeihofstelle3) heute noch erkennbar ist, darzustellen.Die polnische Freimaurerei4) war bis zur Auflösung des alten polnischen Staates fast ausschliesslicheine Angelegenheit des Adels und scheint zunächst keinen grossen Einfluss auf die1) Ygl, A u g u s t F o u r n ie r , Die Geheimpolizei auf dem W iener Kongress. Eine Auswahl aus ihren Papieren. W ien/Lpz. 1913, Einleitung S. 1 ff. D e rs.: Kaiser Joseph II und der „geheim e Dienst“ . Ein Beitrag zur Geschichte derösterreichischen Polizei. In: Historische Studien und Skizzen. Dritte Reihe. W ien/Lpz. 1912 S. 1 ff. Organisiert wurdeder „geheime Dienst und dam it die österreichische Staatspolizei durch die „Geheime Instruktion“ des Jahres 1786.In diesem Jahre wurden in den Provinzialhauptstädten Polizeidirektionen eingerichtet und den Gouverneuren(Landeschefs) in W ien geschulte Polizeikommissare zur Unterstützung beigegeben.2) ebda S. 4 ff; über Johann Bapt. A nton Graf Pergen vgl. Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich,Bd. 22. (W ien 1870), S. 6.3) Die Bestände des W iener Archivs des Ministeriums des Innern sind beim Brande des Justizpalastes am 15. Juli1927 zum grossen Teil vernichtet worden, so dass von den einzelnen Registraturen nur noch Überreste verschiedengrossen Um fangs erhalten sind. Da auch die alten Indices ein Opfer des Brandes geworden sind, lässt sich heute überdas ursprünglich vorhandene Material kaum mehr etwas Zuverlässiges sagen.4) Es ist das Verdienst des polnischen Forschers S t a n is la w M a la c h o w s k i-L e m p ic k i , seit dem Jahre 1926 in93

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!