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VIERTEIJAHRESSCHRIFT DES INSTITUTS FÜR DEUTSCHE ...

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des gleichen Portals. Diese, die Hohlkehlen der Gewändekanten, die Verschlingungen der gebündeltenSchäfte, die jonischen Basen der Sockelzone tun schon eindeutig genug die westliche Herkunftdieser Formenwelt dar. Erst recht wird sie aus dem Ornament des Kapitells selbst einsichtig.Nach Grundform und Verwendung der Palmette erinnert es zuerst an das aus dem Capitelsaaldes Klosters Huysburg erhaltene Kapitell, das zwischen 1107 und 1122 zu datieren ist56). DasHaliszer Ornament ist aber freier und reicher als dort. Der Grundform sind zwei Blattkränzehinzugefügt, und das beides veranlasst uns, das Haliszer Stück in eine etwas spätere Zeit zuversetzen, etwa in die Nähe des Kapitells der Neuwerks- und der Frankenbergskirche in Goslar,der Kirche in Hecklingen57) oder der Palasarkade von Gelnhausen58) oder der neuen Einbautenan St. Michael in Hildesheim. Alle diese deutschen Beispiele gehören in die Zeit zwischen 1170und 1190. Eine zusammenhängende Linie lässt sich von Halisz im Osten bis nach Dommartinund Salon (Dep. Bouche du Rhone)59) im französischen Westen verfolgen. A uf Westeuropaverweist auch der weit vorhängende Überfall des unteren Blattkranzes. Man begegnet ihm amCamer in Mödling (um 1250)60). Er scheint normannischer Eigenart zuzugehören und ist jedenfallsan Ste. Trinit6 in Caen (zweites bis drittes Viertel des 12. Jahrh.)61) wiederzufinden. Andem Portal, zu dem das Haliszer Kapitell gehört, befindet sich ein skulpierter Archivoltenwulst.Die Marienkirche von Helmstedt hat ein ähnlich organisiertes Portal, jedoch vollkommenerin Entwurf und Ausführung und deshalb wohl später. B. Meier datiert es auf 122062). Noch weitreicher, inbesondere durch Figuren in der Archivolte ausgezeichnet, ist das berühmte Portalvon St. Vinzenz an der Magdalenen-Kirche in Breslau. Es kann nicht später als 1210 entstandensein63). Das Haliszer Beispiel muss im Vergleich mit ihm erheblich, d. h. zwei bis drei Jahrzehnteälter sein. Mit diesen Hinweisen kommen wir in die Nähe des Portals von St. Jakob in Regensburgund damit in das Bereich der Schottenromanik, deren Bedeutung für die Architektur und BauplastikOsteuropas V. Mencl kürzlich eine Untersuchung gewidmet hat. Wir brauchen nur aufsie zu verweisen und nichts hinzuzufügen64).Die stilistischen Gründe sprechen dafür, das Haliszer Portal und also das zugehörige Kapitellkeinesfalls vor der Mitte des 12. Jahrhunderts anzusetzen. Mit Rücksicht auf die skulpierteArchivolte möchte man es eher dem letzten Viertel des Jahrhunderts nähern oder ihm überhauptzurechnen. Dynastiegeschichtliche Gründe aber nötigen sehr stark zu der Annahme, dass esnicht nach 1187 entstanden sein kann. Die Geschichte des rurikidischen Galiziens beginnt mitWladimir dem Heüigen, doch verfällt es bis 1030 den Polen. Erst Jaroslav der Weise befestigtdie rurikidische Herrschaft dort endgültig, und zwar regiert zunächst eine von Rostislav Jaroslavicabstammende Linie. Halisz scheint unter ihr Hauptstadt des Gaus Terebovl gewesen zu sein.In den 40er Jahren des Jahrhunderts rückt sie zum Hauptort Galiziens empor, dem sie ja schonden Namen gegeben hatte. Ihre Blütezeit erlebt sie unter Jaroslav Vladimirovic dem Achtsinnigen,der 1152 bis 1187 regiert hat. Da er besonders klug war, glaubten die Leute, er habedrei Sinne mehr als andere Menschen. Der Regierungszeit dieses bedeutenden Fürsten folgen dieunruhigen Jahre 1187— 1199, in denen die Herrschaft seines Nachfolgers Vladimir Jaroslavic66) W eigert wie Anm . 20 S. S. 31 f. ,57) u Meier, Die romanischen Portale zwischen W eser und Elbe, Ztschr. f. Gesch. d. Architektur, Beihe ,Heidelberg 1911. S. 38, T f. X .58) l . Bickell, Die Bau- und Kunstdenkm äler im R g. Bez. Cassel, K r. Gelnhausen. Marburg 1901. S. 15, l t . 35.s#) Enlart, wie Anm. 28 I, 1 S. 404 (Dom m artin). Baum , wie Anm . 26 S. 133 u. 232. (Salon).60) R . K . Donin, Rom anische Portale in Niederösterreich. Jahrb. des Kunsthistor. Instit. d. K . K . Zentr. K om m .f. D km pfl. I X — 1915 — S. 80.61) Enlart wie Anm. 28 I, 1 S. 404 f.62) Meier wie Anm. 57 S. 49 u. T f. X I I .M) Geschichte Schlesiens. Breslau 1938. S. 442 ff. (D . Frey). ^M) V . Mencl, Stredovekä architektura na Slovensku (Mittelalterl. Baukunst in der Slowakei). Prag u. Preschow 1937.S. 278 f., 433 ff.65

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