wo eine freiere Äusserung thunlich ist, gegenseitig eine entscheidende Abneigungund ein sich sorgfältig konservierender Separatismus aus. Der Kaiser selbstwird zwar allgemein und man kann sagen von allen Ständen geliebt; auch dem Grossfürstenist es, ungeachtet seine Impetuosität manchmal parziellen Tadel aufregt, gelungen, sich durchseine bewunderungswürdige und unermüdete Tätigkeit, Ordnungshebe und gänzliche Hingebungfür den Dienst allgemein Achtung... zu erringen. Aber die russische Nation wird fürdie Pohlen nie ein Gegenstand von Liebe werden können, so wenig als dieNazion der Pohlen jemals den Russen aufrichtige Anhänglichkeit abgewinnenw ird.... Anscheinend müssen diese Nazionen freilich sich wie Verbrüderte betragen;aber bey näherer Betrachtung findet man die gegenseitigen Stellungenjederzeit sehr kenntlich geschieden, und ohne Zweifel bestehen auch inden Freimaurerlogen keine ändern Verhältnisse“.Im ganzen gab es nach dem Bericht Duchets in Warschau 10 Logen: 1. Der grosse Orient inPohlen, 2. Isis, 3. die vereinigten Pohlen, 4. die vereinigten Slaven, 5. Kasimir der Grosse, 6. derTempel Minervens, 7. Astrea, 8. le Bouclier du Nord, 9. Eleusis, 10. der Tempel der Eintracht33).In Nr. 8 wurde im Ritual die französische, in Nr. 9 und 10 die deutsche Sprache gebraucht. „Dierussischen Militärs befinden sich vorzüglich in Nr. 4; die polnischen Generäle und höheren Offizierssind jedoch keinerdings ausschliessend in dieser, sondern häufig genug auch in ändern Logegeneingebrüdert. Alle böheren Civil- und Militärbeamten, gewis nur äusserst wenige und vielleichtgar keine ausgenommen, sind Maurer, und der grösste Teil der gebildeten jungen Männergehört der französischen Loge Nr. 8 an. Wie ich gehört habe, setzen nur diese und die zwey deutschenLogen, zu welchen vorzüglich der ansehnliche hiesige deutsche Handelsstand gehört,ihre Versammlungen fort, und alle übrigen halten ihre Säle geschlossen“ . Das einzige, was Duchetüber die Ursachen für die Schliessung der Warschauer Logen erfahren konnte, war, dass anlässlicheiner Generalversammlung der Logen vor 2— 3 Monaten lebhafte Diskussionen und Mishelligkeitenentstanden seien, in deren Mittelpunkt der Divisionsgeneral Rozniecki34) stehen sollte. Am30. Sept. 1820 erhielt Duchet den Befehl, die Logen, vor allem die der vereinigten Slawen, weiterim Auge zu behalten und festzustellen, „ob, von wem und in welcher Tendenz sie bei Anlässenaus den Zeitereignissen einen besonderen Impuls erhalten“ . Ein weiterer Bericht Duchets istjedoch in den Akten nicht zu finden.Am 26. Nov. 1820 bat Metternich die Polizeihofstelle35) um die Zusammenstellung des vorliegendenMaterials über Freimaurer und geheime Gesellschaften in Polen und Russland, weiler es dem russischem Kaiser vortragen möchte. „Der russische Kaiser legt den höchsten Werthauf die Umtriebe, welche sich unter dem Deckmantel der geheimen Gesellschaften verbergen.Es ist dies ein Terrain, auf welchem viel Gutes möglich werden dürfte, und welches uns einegrosse Kraft gibt, um auf ihn direkt einzuwirken und ihn über manche früher gehegten leidigenAnsichten zurückzuführen“ . Da auch diese Akte nur bruchstückhaft erhalten ist, lässt sich nichtfeststellen, wie die Polizeihofstelle diesem Befehl nachgekommen ist.Im Jahre 1820 wurde der Polizeihofstelle angezeigt36), dass Freimaurerakten aus dem Nachlassedes verstorbenen Appellationssekretärs Lukiewicz in der St. Sophienkapelle in Lembergverborgen seien. Die angestellten Ermittlungen bestätigten diese Anzeige. Man fand ausser Zere33) Die unter Nr. 1— 9 aufgeführten Logen sind in Malachowskis „W y k a z“ enthalten. Eine Loge „T em pel der Eintracht“führt M. für W arschau nicht an, dagegen für Posen (W ykaz S. 54. Nr. 231).34) Über Rozniecki vgl. „W ykaz“ S. 185/Nr. 3171.35) P. H. 1820/4899.36) P. H . 1823/8834. Lukiewicz und Gebsattel im „W y k a z“ nicht aufgeführt. Die verdächtigten Czerwinski und H artmannsind mit den im „W ykaz“ genannten kaum identisch.101
moniengeräten der Freimaurer zwei auf Pergament ausgefertigte Freimaurerdiplome, daseine die Errichtung der Freimaurerloge in Lemberg, das andere die Ernennung des verstorbenenJoh. Lukiewicz zum Meister betreffend; ferner zwei gedruckte Verzeichnisse mehrerer Mitgliederder Freimaurerloge in Wien; zwei geschriebene Verzeichnisse der Mitglieder der Loge in Lemberg;ein Protokollbuch über die Freimaurerverhandlungen in polnischer Sprache. Nach Meinungder Polizeidirektion handelte es sich um den Nachlass der längst aufgelösten Lemberger Loge,da von den in den Mitgliederlisten enthaltenen Personen die meisten schon längst verstorbenwaren. Mit dieser Auskunft gab sich die Polizeihofstelle jedoch nicht zufrieden, sondernverlangte gründlichere Untersuchung, die dann auch angestellt wurde, aber nichts zu Tageförderte.Am 9. Juli 1822 erstattete jedoch der Lemberger Polizeioberkommissar Sicard einen Bericht,in dem er erneut mitteilte, dass in Lemberg eine Loge bestehe, die ihren geheimen Sitz in demsogenannten Sophienwäldchen bei Lemberg habe. Als deren Meister vom Stuhl nannte er einenpensionierten Appellationsrat oder Landrat namens Czerwinski. Und da er in seinem Berichtgleichzeitig den Verdacht aussprach, „ob in Galizien nicht eine grosse Parthey bestehen mag,welche sich entweder zu dem benachbarten Colosse hinneigt oder die Hoffnungen der Wiederauflebungder pohlnischen Krone im Stillen nährt“ , befahl die Polizeihofstelle am 15. August 1822dem Fiskaladjunkten v. Festenburg, „dass Sie diesem Gegenstände, dessen Bedeutenheit, zumalunter den gegenwärtigen Conjuncturen, Sie nicht verkennen werden, Ihre volle Aufmerksamkeitwidmen und mit Anwendung aller ordentlichen, in Ihrem Bereiche gelegenen Mittel und ohneRücksicht auf pecuniären Aufwand Ihre Bestrebung dahin richten möchten, die Existenz jenesWinkel Klubbs, seinen Umfang, seine Wirksamkeit und die Theilnehmer desselben ausser Zweifelzu stellen“ . Am 11. Sept. 1822 erstattete v. Festenburg über die „hochwichtige Angelegenheit“der Polizeihofstelle Bericht. Nach einer knappen Skizzierung der Freimaurerei in den ersten zweiJahrzehnten der österreichischen Verwaltung in Galizien fasste er seine Ansicht für die Gegenwartdahin zusammen, dass ein Teil des jungen Landadels sich bei seinen Reisen nach Kongresspolen,Russland und ins sonstige Ausland sicherlich in Freimaurerlogen habe aufnehmen lassen.Er war sich jedoch der Unsicherheit und Fragwürdigkeit seiner Behauptungen durchaus bewusst.Denn „so sehr sich das Gesagte richtig folgern und wohl mehr als muthmassen lässt, soschwer wird es doch, die Individuen mit Gewissheit zu bestimmen, welche diesem Vereineangehören, weil das tiefeste Geheimnis über der Sache ruht und jetzt mehr als jemahlsbewahret wird. Es wird daher kaum mehr als durch Combinationen thunlichwerden, hierüber einige Aufschlüsse zu erhalten“. Auch die Nachforschungen überden in der Anzeige genannten Czerwinski verliefen erfolglos, da es in Lemberg einen pensioniertenAppellationsrat dieses Namens nie gegeben hatte und zwei andere Personen gleichenNamens nicht in Frage zu kommen schienen. Dagegen wurden der Kreiskommissar desKreises Zloczöw v. Gebsattel und der Lemberger Kaufmann Hartmann als der Freimaurereiverdächtig bezeichnet.Das Ergebnis weiterer Fahndungen nach „Freimaurern und Bündler“ legte v. Festenburg derPolizeihofstelle am 4. Nov. 182237) vor. Es war wie alle bisherigen Ermittlungen wenig befriedigend,da keine Beweise erbracht werden konnten. 10 Personen wurden als verdächtig aufgeführt:1. Graf Franz Potocki, Sohn des Grafen Vinzenz Potocki, Erbherr von Brody; 2. Cichowski,ein Sohn des russischen Senators Severin Potocki, den dieser mit seiner nachmaligen Gattinnoch vor der eingegangenen ehelichen Verbindung gezeugt hatte; 3. Johann v. Uruski, Gutsbesitzerim Zloczower Kreis; 4. Wenzel Graf Rzewuski; 5. Vinzenz Zagörski zu Czechi im ZloczowerKreis; 6. Dluski, Oberst in russ. Diensten, Pächter der Herrschaft Markopol im Zloczower37) P. H . 1823/8834.102
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In ihnen wird aber leider die Verke
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