05.12.2012 Aufrufe

Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“

Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“

Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>NABU</strong>-SCHUTZGEBIET „AMPHIBIENPARADIES STEINAU-MARBORN“<br />

Die Große Königslibelle (Anax imperator) ist eine von rund<br />

20 Libellenarten, die im <strong>„Amphibienparadies</strong>“ beobachtet<br />

werden können. Foto: Sibylle Winkel<br />

Weitere Beobachtungen<br />

Nach der Revitalisierung der Teichanlagen<br />

wurden die Stillgewässer<br />

schnell von Teich- und Bergmolchen,<br />

Gras- und Wasserfröschen sowie Erdkröten<br />

angenommen, die allesamt hier<br />

reproduzieren und mäßig große Populationen<br />

aufbauen. Zumindest in den<br />

benachbarten Bereichen des <strong>Schutzgebiet</strong>es,<br />

etwa im <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong><br />

„Auberg bei <strong>Marborn“</strong> kommt auch der<br />

Feuersalamander vor. Ob der Kammmolch<br />

bereits das Gebiet erreicht<br />

hat, müssen weitere Untersuchungen<br />

zeigen. Für Pionierarten wie Laubfrosch<br />

und Kreuzkröte stellen die von<br />

Fischen besiedelten Gewässer derzeit<br />

keine brauchbaren Fortpflanzungs -<br />

habitate dar. Gleiches gilt aktuell für<br />

die Gelbbauchunke, die fischfreie Kleingewässer<br />

präferiert.<br />

Die recht plakative Bezeichnung<br />

des <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong>es als <strong>„Amphibienparadies</strong>“<br />

ist aufgrund der Fischdichte<br />

daher bislang nur mit Einschränkungen<br />

gerechtfertigt.<br />

Ein Problem, dessen Lösung noch<br />

aussteht, ist der starke Bewuchs einiger<br />

Teiche mit der Wasserpest. Der wuchsfreudige<br />

Neophyt, dessen Name die<br />

Problematik hinreichend beschreibt,<br />

überwuchert große Teile des Wasserkörpers<br />

und verdrängt die heimische<br />

Flora recht erfolgreich. Allerdings bietet<br />

die stark wuchernde Pflanze vielen<br />

Amphibienlarven auch Schutz und Deckung<br />

vor Frassfeinden. <strong>Das</strong> künftige<br />

Management der Teiche muss darauf<br />

ausgerichtet werden, die Pflanze zumindest<br />

teilweise zurückzudrängen.<br />

Orientierend wurde im Bereich der<br />

angrenzenden Feuchtwiese die Heuschreckenfauna<br />

erfasst. Folgende Arten<br />

konnten bei nur sehr oberflächlicher<br />

Erfassung festgestellt werden:<br />

■ Sumpfschrecke<br />

(Mecostethus grossus),<br />

große und stabile Population<br />

■ Roesels Beißschrecke<br />

(Metrioptera roeseli)<br />

■ Langflügelige Schwertschrecke<br />

(Conocephalus discolor)<br />

■ Grünes Heupferd<br />

(Tettigonia viridissima)<br />

■ Gemeiner Grashüpfer<br />

(Chorthippus parallelus)<br />

■ Strauchschrecke<br />

(Pholidoptera griseoaptera)<br />

Die Zielart „Eisvogel“ besucht regelmäßig<br />

das kleine <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong><br />

und nutzt dieses als Nahrungs -<br />

habitat. Für den Eisvogel wurden im<br />

<strong>Schutzgebiet</strong> spezielle Brutboxen aufgestellt,<br />

deren Eignung als Bruthilfe für<br />

die Art in den kommenden Jahren im<br />

<strong>Schutzgebiet</strong> überprüft werden soll. Interessierte<br />

Naturbeobachter können<br />

mit etwas Glück und Geduld im Gebiet<br />

auch auf die Ringelnatter (Natrix natrix)<br />

stoßen, die hier reichlich Nahrung findet<br />

und vor Nachstellungen sicher ist.<br />

Bemerkenswert ist auch eine stattliche<br />

Population der Weinbergschnecke<br />

(Helix pomatia), die vorwiegend in der<br />

gebüschfreien Brachfläche westlich der<br />

Schon kurz nach der Revitalisierung stellte sich die Erdkröte<br />

im <strong>„Amphibienparadies</strong>“ ein.<br />

Foto: Sibylle Winkel<br />

Teiche lebt. Die Art genießt als Anhang<br />

V-Art der FFH-Richtlinie einen besonderen<br />

Schutz.<br />

Fazit<br />

Die in den Jahren 2007 bis 2009 vorhandene<br />

relativ hohe Fischdichte in den<br />

Gewässern wirkt sich insgesamt beschränkend<br />

auf die Libellenfauna sowie<br />

die Amphibienfauna aus und führt bei<br />

vielen Arten zu einer nur geringen oder<br />

mäßig hohen Individuenzahl. Allerdings<br />

kommen die Lage des <strong>„Amphibienparadies</strong>es“<br />

in der Ulmbachaue nahe dem<br />

Ulmbach sowie die Form und die Grenzliniendichte<br />

der kleinen Stillgewässer<br />

grundsätzlich vielen Arten entgegen.<br />

Insgesamt gesehen ist aus Sicht der<br />

Libellenfauna das Potenzial der Teiche<br />

bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />

(dies gilt auch für die Amphibienfauna).<br />

Es wird daher in den kommenden<br />

Jahren angestrebt, einen Teil der<br />

Teiche fischfrei zu gestalten, um die<br />

Libellen-, aber auch die Amphibienfauna<br />

weiter zu fördern.<br />

Besonderen Wert kann das Amphibienparadies<br />

als künftiges Refugium<br />

für kältetolerante Libellenarten entfalten,<br />

deren Überlebenschancen unter<br />

Bedingungen des Klimawandels in vielen<br />

hessischen Regionen zunehmend<br />

schwinden. Aufgrund der Speisung der<br />

Gewässer durch relativ kühles Quellwasser<br />

und der Waldrand nahen Lage<br />

(Beschattung) eignet sich das <strong>„Amphibienparadies</strong>“<br />

als Rückzugsgebiet für<br />

kältetolerante Arten. ■<br />

12 MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte 34. Jahrgang · 2009

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!