Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>NABU</strong>-SCHUTZGEBIET „AMPHIBIENPARADIES STEINAU-MARBORN“<br />
Die Große Königslibelle (Anax imperator) ist eine von rund<br />
20 Libellenarten, die im <strong>„Amphibienparadies</strong>“ beobachtet<br />
werden können. Foto: Sibylle Winkel<br />
Weitere Beobachtungen<br />
Nach der Revitalisierung der Teichanlagen<br />
wurden die Stillgewässer<br />
schnell von Teich- und Bergmolchen,<br />
Gras- und Wasserfröschen sowie Erdkröten<br />
angenommen, die allesamt hier<br />
reproduzieren und mäßig große Populationen<br />
aufbauen. Zumindest in den<br />
benachbarten Bereichen des <strong>Schutzgebiet</strong>es,<br />
etwa im <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong><br />
„Auberg bei <strong>Marborn“</strong> kommt auch der<br />
Feuersalamander vor. Ob der Kammmolch<br />
bereits das Gebiet erreicht<br />
hat, müssen weitere Untersuchungen<br />
zeigen. Für Pionierarten wie Laubfrosch<br />
und Kreuzkröte stellen die von<br />
Fischen besiedelten Gewässer derzeit<br />
keine brauchbaren Fortpflanzungs -<br />
habitate dar. Gleiches gilt aktuell für<br />
die Gelbbauchunke, die fischfreie Kleingewässer<br />
präferiert.<br />
Die recht plakative Bezeichnung<br />
des <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong>es als <strong>„Amphibienparadies</strong>“<br />
ist aufgrund der Fischdichte<br />
daher bislang nur mit Einschränkungen<br />
gerechtfertigt.<br />
Ein Problem, dessen Lösung noch<br />
aussteht, ist der starke Bewuchs einiger<br />
Teiche mit der Wasserpest. Der wuchsfreudige<br />
Neophyt, dessen Name die<br />
Problematik hinreichend beschreibt,<br />
überwuchert große Teile des Wasserkörpers<br />
und verdrängt die heimische<br />
Flora recht erfolgreich. Allerdings bietet<br />
die stark wuchernde Pflanze vielen<br />
Amphibienlarven auch Schutz und Deckung<br />
vor Frassfeinden. <strong>Das</strong> künftige<br />
Management der Teiche muss darauf<br />
ausgerichtet werden, die Pflanze zumindest<br />
teilweise zurückzudrängen.<br />
Orientierend wurde im Bereich der<br />
angrenzenden Feuchtwiese die Heuschreckenfauna<br />
erfasst. Folgende Arten<br />
konnten bei nur sehr oberflächlicher<br />
Erfassung festgestellt werden:<br />
■ Sumpfschrecke<br />
(Mecostethus grossus),<br />
große und stabile Population<br />
■ Roesels Beißschrecke<br />
(Metrioptera roeseli)<br />
■ Langflügelige Schwertschrecke<br />
(Conocephalus discolor)<br />
■ Grünes Heupferd<br />
(Tettigonia viridissima)<br />
■ Gemeiner Grashüpfer<br />
(Chorthippus parallelus)<br />
■ Strauchschrecke<br />
(Pholidoptera griseoaptera)<br />
Die Zielart „Eisvogel“ besucht regelmäßig<br />
das kleine <strong>NABU</strong>-<strong>Schutzgebiet</strong><br />
und nutzt dieses als Nahrungs -<br />
habitat. Für den Eisvogel wurden im<br />
<strong>Schutzgebiet</strong> spezielle Brutboxen aufgestellt,<br />
deren Eignung als Bruthilfe für<br />
die Art in den kommenden Jahren im<br />
<strong>Schutzgebiet</strong> überprüft werden soll. Interessierte<br />
Naturbeobachter können<br />
mit etwas Glück und Geduld im Gebiet<br />
auch auf die Ringelnatter (Natrix natrix)<br />
stoßen, die hier reichlich Nahrung findet<br />
und vor Nachstellungen sicher ist.<br />
Bemerkenswert ist auch eine stattliche<br />
Population der Weinbergschnecke<br />
(Helix pomatia), die vorwiegend in der<br />
gebüschfreien Brachfläche westlich der<br />
Schon kurz nach der Revitalisierung stellte sich die Erdkröte<br />
im <strong>„Amphibienparadies</strong>“ ein.<br />
Foto: Sibylle Winkel<br />
Teiche lebt. Die Art genießt als Anhang<br />
V-Art der FFH-Richtlinie einen besonderen<br />
Schutz.<br />
Fazit<br />
Die in den Jahren 2007 bis 2009 vorhandene<br />
relativ hohe Fischdichte in den<br />
Gewässern wirkt sich insgesamt beschränkend<br />
auf die Libellenfauna sowie<br />
die Amphibienfauna aus und führt bei<br />
vielen Arten zu einer nur geringen oder<br />
mäßig hohen Individuenzahl. Allerdings<br />
kommen die Lage des <strong>„Amphibienparadies</strong>es“<br />
in der Ulmbachaue nahe dem<br />
Ulmbach sowie die Form und die Grenzliniendichte<br />
der kleinen Stillgewässer<br />
grundsätzlich vielen Arten entgegen.<br />
Insgesamt gesehen ist aus Sicht der<br />
Libellenfauna das Potenzial der Teiche<br />
bei weitem noch nicht ausgeschöpft<br />
(dies gilt auch für die Amphibienfauna).<br />
Es wird daher in den kommenden<br />
Jahren angestrebt, einen Teil der<br />
Teiche fischfrei zu gestalten, um die<br />
Libellen-, aber auch die Amphibienfauna<br />
weiter zu fördern.<br />
Besonderen Wert kann das Amphibienparadies<br />
als künftiges Refugium<br />
für kältetolerante Libellenarten entfalten,<br />
deren Überlebenschancen unter<br />
Bedingungen des Klimawandels in vielen<br />
hessischen Regionen zunehmend<br />
schwinden. Aufgrund der Speisung der<br />
Gewässer durch relativ kühles Quellwasser<br />
und der Waldrand nahen Lage<br />
(Beschattung) eignet sich das <strong>„Amphibienparadies</strong>“<br />
als Rückzugsgebiet für<br />
kältetolerante Arten. ■<br />
12 MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte 34. Jahrgang · 2009