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Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“

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36<br />

DORFSCHULEN IM YSENBURGER LAND<br />

Einklassige Volksschule von vorn (heutige Ansicht als Dorfgemeinschaftshaus),<br />

Zeichnung: Reiner Erdt<br />

leben und die Menschen in Neuwiedermuß<br />

während des 1. Weltkrieges<br />

und in der Nazizeit.<br />

Auch Fucker „heiratete ein“: auf<br />

seinem Hochzeitsfoto sieht man ihn<br />

stolz mit seiner jungen Braut Marie<br />

Arndt vor dem schönen Mühlengebäude<br />

in Neuwiedermuß posieren mit<br />

einer großen Verwandtschaft und vielen,<br />

noch heute bekannten Kollegen<br />

aus den Nachbardörfern Hüttengesäß<br />

(Lehrer Hohenstein), Altwiedermus<br />

(Lehrer Wolfgang) und Diebach am<br />

Haag. (Lehrer Krausgrill). Eine solche<br />

Heirat sicherte auch damals noch<br />

bei „armen Dorfschulmeisterlein“ die<br />

Lebensgrundlage und verbesserte das<br />

Ansehen.<br />

In der neuen, einklassigen Schule<br />

gab es nun Schulbänke und -tische,<br />

eine große Tafel, Anschauungsmaterial,<br />

Landkarten, Schulbücher, auch ein<br />

Lehrerpult. In einem großen Raum<br />

wurden alle Kinder von der ersten bis<br />

zur achten Klasse sommers und winters<br />

unterrichtet. Auf dem Dach befindet<br />

sich das Glockentürmchen, dessen<br />

kleine Glocke mittags, abends und<br />

zu Beerdigungen auch heute noch<br />

läutet.<br />

Die allgemeine Schulpflicht wirkte<br />

sich dergestalt aus, dass es nach Aktenlage<br />

jetzt keine Beschwerden mehr<br />

gibt über Schulkinder, die während der<br />

Schulzeit Gänse hüten müssen oder<br />

Holz stehlen. Nun haben auch die<br />

Dorfbewohner den Lehrer nicht mehr<br />

mit Naturalien zu versorgen; die Bezahlung<br />

erfolgt durch den Staat. Der<br />

Lehrer ist nicht mehr dem Pfarrer, sondern<br />

seit 1866 der oberen Schulaufsicht<br />

im Königlich Preußischen Landratsamt<br />

Hanau unterstellt. Er muß über<br />

seinen ordnungsgemäßen Unterricht<br />

Rechenschaft ablegen und wird „visitiert“,<br />

d. h. vom Schulrat prüfend besucht.<br />

Inzwischen waren viele pädagogische<br />

„Winde“ durch Deutschland geweht,<br />

u. a. die Stiehl’schen Regulativen,<br />

die Kunsterziehungsbewegung, die<br />

Jugendbewegung, die Sozial- und Kulturpädagogik<br />

– und von jedem konnte<br />

sich in Neuwiedermuß etwas durchsetzen.<br />

Aber wichtig war zuletzt immer<br />

der Lehrer als Persönlichkeit.<br />

Die Ausbildung zum Volksschullehrer<br />

fand nun 3 Jahre lang in einem<br />

Pädagogium oder Lehrerseminar statt,<br />

später in der Pädagogischen Hochschule,<br />

inzwischen wird an der Universität<br />

ausgebildet.<br />

Der letzte langjährig tätige Lehrer<br />

der einklassigen Volksschule zu Neuwiedermuß<br />

war laut Schulchronik Otto<br />

Wacker. Er war ein im Lehrer-Seminar<br />

speziell ausgebildeter Volksschullehrer<br />

und hielt seit Kriegsende hier Schule,<br />

unterrichtete auch viele Generationen<br />

und wurde endlich Schulleiter an der<br />

neu gegründeten „Ronneburgschule“<br />

(Grundschule 1.–4.Schuljahr) in Hüttengesäß.<br />

Allerletzter Lehrer hier war für kurze<br />

Zeit Herr Hensel.<br />

Als die Neuwiedermußer Schulkinder<br />

1969 nach Hüttengesäß und in weiterführende<br />

Schulen wechseln mussten,<br />

löste sich unsere Schule als solche<br />

nach ca. 70 „Betriebsjahren“ auf. Seither<br />

dient das Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Staatsarchiv Marburg:<br />

Akte 108f/30 Birstein,<br />

Akte 108f/42 Birstein,<br />

Akten 180 LR Hanau/Nr. 4288 + 5669<br />

Ingeborg Weber-Kellermann:<br />

Landleben im 19. Jahrhundert/<br />

Büchergilde Gutenberg 1987<br />

Karl Schmerbach:<br />

Dorfbuch/Verlag Wort im Bild<br />

Hammersbach 1989<br />

Prof. J. Jung:<br />

Geschichte der Pädagogik<br />

Vorlesung SS 1958<br />

MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte 34. Jahrgang · 2009

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