Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
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38<br />
CANCRINIT – DAS MINERAL MIT DEM NAMENSGEBER AUS DER REGION<br />
Bergbauort Bieber, heute Ortsteil der<br />
Gemeinde Biebergemünd), Naturwissenschaftlern<br />
(Roselit nach G. ROSE,<br />
Humboldtin nach A. V. HUMBOLDT)<br />
oder selten nach Politikern (Willemit<br />
nach König WILHELM I der Niederlande,<br />
Alexandrit nach dem russischen<br />
Zaren ALEXANDER II) benannt.<br />
<strong>Das</strong> Mineral Cancrinit (Abb. 1–2)<br />
wurde vom Erstbeschreiber Gustav<br />
ROSE 1839 zu Ehren von Graf Georg<br />
CANCRIN (Abb. 3–4) benannt. Cancrinit<br />
ist ein seltenes Mineral (Abb.<br />
5–11), welches nur unter sehr exotischen<br />
Bedingungen entsteht.<br />
Mineral Cancrinit:<br />
Synonym: Canoxinit<br />
Chemische Formel:<br />
Na6Ca2[(CO3) 2|(AlSiO4) 6]·2H2O Spezifisches Gewicht: 2,47 g/cm³<br />
Härte: 5,5<br />
Spaltbarkeit: perfekt<br />
Glanz: Glas- bis Perlmutterglanz<br />
Farbe: farblos, weiß, gelb, orange, rosa<br />
bis rötlich, rötlichblau bis blaugrau<br />
Strich: farblos bis weiß<br />
Kristallsystem: hexagonal, Kristallklasse:<br />
6, Raumgruppe: P63 (Nr. 173)<br />
Gitterparameter: a: 12,615, c: 5,127 Å<br />
Stärkste d-Werte: 3,21 (100), 4,64 (90),<br />
3,64 (70), 2,099 (70), ... 4<br />
Chemische Analyse eines Cancrinits<br />
(in Gew.-% nach ANTHONY et al.<br />
1995:109, Stück von Dungannon<br />
Township, Ontario, Kanada):<br />
SiO2 34,35<br />
Al2O3 29,35<br />
Fe2O3 0,03<br />
MgO 0,01<br />
CaO 8,11<br />
Na2O 17,66<br />
K2O 0,10<br />
Cl 0,21<br />
H2O + 3,02<br />
H2O – 0,11<br />
6,60<br />
CO 2<br />
Bei der Einwirkung von Säuren auf<br />
Cancrinit bildet sich eine Gallerte. Einige<br />
Cancrinite zeigen eine intensiv<br />
gelbe, dunkelviolette oder dunkelrote<br />
bis purpure Fluoreszenz bei der Bestrahlung<br />
mit ultraviolettem Licht.<br />
Cancrinit gehört zur Cancrinit-<br />
Sodalith-Gruppe 5 und bildet Mischkristalle<br />
mit Vishnevit 6 ((Na,K) 8[(SO 4,<br />
CO 3)|(AlSiO 4) 6]·2H 2O, wobei Ca durch<br />
K und die CO 3-Gruppe teilweise durch<br />
Sulfat ersetzt wird (DEER et al. 1971:<br />
310 ff). Alle diese Mineralien besitzen<br />
eine sehr komplexe Struktur 7 . Die Struktur<br />
des Cancrinit enthält Sechser- und<br />
Zwölferringe aus [SiO 4] 4– - und [AlO 4] 5– -<br />
Tetraedern sowie ebene [CO 3] 2– -Gruppen,<br />
also Anionengruppen mit nichttetraedrischer<br />
Koordination. Die Na + -<br />
Ionen liegen auf den Öffnungen der<br />
Ringe (SCHRÖCKE & WEINER 1981:<br />
897).<br />
Cancrinit stellt als primäres Mineral<br />
einen wichtigen Bestandteil in einigen<br />
Alkaligesteinen 8 , in Pegmatiten in<br />
CO 2-reichen Nephelin-Syeniten 9 dar und<br />
bildet sich sekundär als Alterationsprodukt<br />
10 von Nephelin. Es entsteht bei ungewöhnlich<br />
hohen CO 2-Partialdrucken<br />
in unterkieselten alkalinen Schmelzen,<br />
wo er Nephelin ersetzt oder pseudomorphisiert<br />
11 . Umgekehrt wandelt sich<br />
Cancrinit an der Erdoberfläche und<br />
unter feuchten Klimaten in Zeolithe 12<br />
(Abb. 12) und Calcit um. Unter Laborbedingungen<br />
ist Cancrinit bereits um<br />
1922 synthetisch erzeugt worden. Gewöhnlich<br />
tritt das Mineral in derber<br />
Form als Bestandteil von Gesteinen<br />
auf. In Pegmatiten 13 können auch mehr<br />
als 20 cm große Stücke gefunden werden.<br />
Kristalle bis zu einer Größe von<br />
2 cm sind schon selten. Cancrinit hat<br />
als mineralischer Rohstoff derzeit keinerlei<br />
ökonomische Bedeutung.<br />
Begleltmineralien können sein: Nephelin<br />
14 , Sodalith, Natrolith, Kalifeldspat,<br />
(Orthoklas oder Mikroklin), Ägrinaugit,<br />
Monitcellit, Analcim, titanhaltiger<br />
Andradit, ...<br />
Bekannte Fundorte (nach HINTZE<br />
(1897:879 ff), DEER et al. (1971:317 f),<br />
ANTHONY et al. (1995:109), BERNARD<br />
& HYRSL (2004:11 f), SØRENSEN (1974)<br />
und lokaler Literatur, keine vollständige<br />
Auflistung 15 ):<br />
■ bei Miask im Ilmengebirge des südlichen<br />
Urals, westlich von Čheljabinsk,<br />
Russland: Bestandteil im<br />
Miaskit 16 und in den Miaskit-Pegmatiten,<br />
derb und in Kristalle bis zu<br />
10 cm Größe; von hier ist auch eine<br />
schillernde Form des Cancrinits<br />
bekannt, welche durch orientiert<br />
eingewachsene Hämatit-Blättchen<br />
erzeugt wird.<br />
■ im Tunkinsker Gebirgszug, ca. 400<br />
km westlich von Irkutsk, Russland:<br />
zitronengelber Cancrinit in einem<br />
Alkaligranit, der durch ein Graphitbergwerk<br />
erschlossen ist.<br />
■ Kovdor-Ozero-Region der Halbinsel<br />
Kola, Russland: cancrinitisierter<br />
Nephelin-Syenit.<br />
■ Lovozero-Massiv, Halbinsel Kola,<br />
Russland.<br />
■ Khibiny-Massiv bei Apatity, Halbinsel<br />
Kola, Russland (mit ca. 1.300<br />
km² Fläche die größte Nephelin-<br />
Syenit-, Melteigit 17 -, Urtit 18 - und<br />
Apatit-Nephelin-Intrusion der<br />
Welt 19 ): in bis zu 20 cm großen feinkristallinen<br />
Massen und bis zu 7 cm<br />
langen Kristallen in den Alkali-Pegmatiten<br />
zusammen mit ca. 220 weiteren<br />
Mineralien wie Cancrisilit in<br />
der Kukisvumchorr-Lagerstätte.<br />
■ bei Dakhu-Unur, Tuva, Sibirien,<br />
Russland: blockige Cancrinit-Kristalle<br />
bis zu 1 m Größe.<br />
■ Tvedalen und Langesundfjord,<br />
Norwegen: gelblichweiß bis rein<br />
zitronengelbe oder wachsgelbe<br />
Bestandteile von Pegmatiten und<br />
dem „Spreustein“ 20 .<br />
■ bei Melteig, Fen-Gebiet, Süd-Norwegen:<br />
körniger Bestandteil im<br />
Melteigit, einem basischen Ijolith 21 .<br />
■ Särna, Dalarna, mittleres Schweden:<br />
im Nephelin-Aegirin-Syenit und im<br />
hellgrauen Cancrinit-Syenit (Lokalname<br />
Särnait) als farblose, bis zu<br />
2 cm große Einschlüsse.<br />
■ Iivaara bei Kuusamo, Finnland:<br />
farblose, strahlig-kristalline Körner,<br />
in Gehalten bis zu 30 % in einem<br />
Cancrinit-Ijolith<br />
■ in Juvit 22 , Melteigit, Ijolith und<br />
Nephelin-Syenit des Alnö-Alkali-<br />
Komplexes bei Sunsvall, Schweden:<br />
Alkaligesteine mit bis zu 20 %<br />
Cancrinit-Gehalt (Abb. 13).<br />
■ bei Allt á Mhuillin, am Loch Borrolan,<br />
Assynt, Schottland: blauer Cancrinit<br />
in einem Alkali-Pegmatit aus einem<br />
Syenit.<br />
■ in den Auswurfmassen des Laacher<br />
See-Vulkans und an anderen Stellen<br />
in den vulkanischen Gesteinen der<br />
Eifel: selten als weiße Körner und<br />
MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte 34. Jahrgang · 2009