Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
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Nur notdürftig konnten sich die Bewohner<br />
von Wittgenborn auf der Hochfläche<br />
von beinahe 400 Metern ü.d.M.<br />
von der klimatisch benachteiligten<br />
Land wirtschaft ernähren. Sie waren<br />
immer auf zusätzliche Verdienstmöglichkeiten<br />
angewiesen: Sei es nun in<br />
Beschäftigungen mit dem Holz aus<br />
dem das Dorf umgebenden ausgedehnten<br />
Büdinger Wald, als Töpfer, die<br />
den in der nahen „Erdenkaute“ vorhandenen<br />
guten Ton zur Herstellung<br />
von weithin gesuchter Irdenware verarbeiteten,<br />
oder als Bergleute, die den<br />
in der „Eisenkaute“ anstehenden Eisenstein<br />
gruben. Und es war eben auch die<br />
bei Wittgenborn lagernde Braunkohle,<br />
die über Jahrzehnte vielen Einwohnern<br />
des südlichen Vogelsbergs und ihren<br />
Familien Arbeit und Brot schaffte.<br />
Die am Südwestrand des Vogelsbergs<br />
lagernde Braunkohle entstand im<br />
Jungtertiär, vor etwa 15 Millionen Jahren,<br />
aus pflanzlichen Ablagerungen in<br />
Sumpf- und Moorgebieten, in die im<br />
damaligen subtropischen Klima große<br />
Baumstämme einsanken. Die Pflanzenteile<br />
verwandelten sich unter Luftabschluss,<br />
durch den Druck sich darüber<br />
ablagernder Schichten und sich erhöhende<br />
Temperatur in der Folge zu Kohle.<br />
Die Braunkohlenflöze am Südwestrand<br />
des Vogelsbergs liegen zwischen zwei<br />
Basaltschichten, dem „Sohlbasalt“ und<br />
dem „Dachbasalt“. Der die die Flöze<br />
überlagernde „Dachbasalt“ deckte die<br />
Braunkohle ab und schützte sie vor<br />
Verwitterung. In dem „Wächtersbacher<br />
Braunkohlenhorizont“ liegen bis zu<br />
drei durch Tonschichten voneinander<br />
getrennte Braunkohlenflöze, wobei das<br />
untere und das obere nicht abbauwürdig<br />
ist, das mittlere Flöz eine durchschnittliche<br />
Mächtigkeit von 3 m hat.<br />
Die grubenfeuchte Kohle aus dem<br />
Büdinger Wald hat einen Wasseranteil<br />
von rd. 50 % und weist einen Heizwert<br />
von etwa 2300 bis 2500 WE auf. Die<br />
sehr viel ältere wertvollere Steinkohle<br />
aber hat den dreifachen Heizwert!<br />
Erster Abbau bei Rinderbügen<br />
(1875–1905)<br />
Auf die Braunkohle im Büdinger<br />
Wald wurde man erstmals aufmerksam,<br />
als man im 18. Jahrhundert in Büdingen<br />
eine Saline errichtete und den<br />
bei der Salzgewinnung enormen Holzverbrauch<br />
mit einem anderen Energieträger<br />
zu verringern suchte.<br />
BRAUNKOHLENFÖRDERUNG IM BÜDINGER WALD<br />
Zechenhaus der Grube „Hedwig“ Bergwerkinspektor Wilhelm Wagner<br />
Braunkohlenförderung im Büdinger Wald<br />
(1731–1955)<br />
Dr. Jürgen Ackermann<br />
Ernsthafte Abbautätigkeit begann<br />
aber erst 150 Jahre später. 1875 ließ<br />
Fürst Bruno zu Ysenburg in Büdingen<br />
acht Zechenfelder oberhalb von<br />
Rinderbügen beim Oberbergamt in<br />
Darmstadt mit eigenem Bergrecht eintragen<br />
und verpachtete sie zum Aufschluss,<br />
Abbau und zur Verwertung<br />
an Friedrich Buderus in Audenschmiede<br />
a. d. Weil. Direkt unter der<br />
Reffenstraße, nahe den heutigen Fürstengräbern<br />
im Wald, lag das Hauptflöz<br />
mit einer Mächtigkeit von 2 bis 3 Metern.<br />
Bald stieg die Tagesförderung auf<br />
15 Tonnen.<br />
Der Abtransport solcher Kohle -<br />
mengen wurde zunehmend schwierig.<br />
Darum entschloss sich die Buderussche<br />
Direktion zum Bau einer Seilbahn<br />
mit Entladestation an der<br />
Kreisstraße nach Büdingen unterhalb<br />
Rinderbügen nahe der heutigen Gaststätte<br />
mit dem bezeichnenden Namen<br />
„Zur guten Hoffnung“. Von dort<br />
brachten Fuhrleute die Kohle zum<br />
Bahnhof in Büdingen und zu der<br />
Glasfabrik dort. Die Ausbeutung der<br />
Zeche „Hedwig“ konnte in großem<br />
Stil beginnen. 70 bis 80 Betriebsangehörige<br />
arbeiteten in Tag- und Nachtschichten.<br />
2009 · 34. Jahrgang MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte<br />
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