Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
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DORFSCHULEN IM YSENBURGER LAND<br />
Ansichtskarte: Zweiter Schulbau 1916, Rückansicht.<br />
in den Ysenburgischen Landen, wann<br />
solche gestattet würde, noch einigen Zuschuß<br />
zu erhalten … wie die Mittelgründauer<br />
bei Neubau des Schulhauses bei uns<br />
collectieret haben …“<br />
Der Schulbau wird danach von den<br />
„Schöffen“ beschlossen, denn einen<br />
eigenen Bürgermeister hat das zu Hüttengesäß<br />
gehörende Dorf noch nicht.<br />
Der Zimmermann Johann Heinrich<br />
Will von Hayn erstellt einen Kostenvoranschlag<br />
und erhält den Auftrag mit<br />
den Konditionen: Die neue Schule soll<br />
40 Schuh lang, 26 Schuh breit und<br />
10 Schuh hoch sein, die Schwelle zu<br />
11 Zoll, die Eckpfosten 9 Zoll, alle anderen<br />
Pfosten 6 Zoll, alles aus Fichte.<br />
<strong>Das</strong> Schulhaus soll 300 Gulden kosten,<br />
100 Gulden bringt der Ort selber auf,<br />
der Rest soll auf Wiesen und Heu beliehen<br />
werden, und eine Geldsammlung<br />
(Kollekte) im Lande soll einen<br />
Zuschuss erbringen.<br />
Die oben erwähnte Kollekte für gemeinsam<br />
genutzte Gebäude wie Schulen<br />
und kirchliche Einrichtungen war<br />
zu jener Zeit als Solidarmaßnahme<br />
durchaus üblich; und auch nach einem<br />
Wohnhaus- oder Stallbrand wurden in<br />
den umliegenden Orten Spenden (Geld<br />
und Material) für die Brandgeschädigten<br />
gesammelt, da es noch keine<br />
Brandversicherung gab.<br />
So werden mit Genehmigung der<br />
Fürstlich-Ysenburgischen Regierung<br />
auch Kollekten in allen zum Fürstentum<br />
gehörenden Kirchen für den Bau<br />
der Neuwiedermußer Schule abgehalten,<br />
und zwar 2 Jahre lang nach mehreren<br />
Bittschriften der Neuwiedermußer<br />
„Unterthanen“. Die Spenden tröpfeln<br />
schleppend und mager mit Beleg<br />
der Pfarrämter sowohl aus dem Ysenburg-Büdingenschen,<br />
als auch aus dem<br />
Wächtersbach-Meerholzischen ein. Genannt<br />
sind in den Unterlagen u.a. die<br />
Orte Reichenbach, Amt Langenselbold,<br />
Amt Wenings, Sprendlingen, Götzenhayn<br />
und Hayn.<br />
Anno 1782 ist die Schule, ein Fachwerkhaus,<br />
endlich fertig gestellt: eine<br />
Schulstube, darüber eine kleine Lehrerwohnung<br />
(1 Stube, 2 Kammern, 1<br />
Küche) in den geforderten Maßen und<br />
Materialien. Und eigentlich müsste<br />
doch nun Freude und Zufriedenheit<br />
herrschen. Aber das Elend geht weiter!<br />
1783 – Wilhelm Lorey ist neuer Lehrer.<br />
Seine Besoldungskonditionen: „an<br />
Geld erhält aus der Schulkasse zu Birstein<br />
15 fl (Gulden), 3 ⁄8 Korn aus der Gemeinde,<br />
das Achtel a 5 ⁄16 16.36 fl/xxr (Gulden/<br />
Kreuzer), Freye Wohnung in dem neu erbauten<br />
Schulhaus, Schulscheiter Holz,<br />
welche die Kinder winterzeits mitbringen,<br />
an accidation (sonstige Zugabe) nichts.<br />
Lorey kam auf Empfehlung seines<br />
Vaters, eines Lehrers in Langenselbold,<br />
bei dem er wohl das Schulehalten gelernt<br />
hatte. Inzwischen war es überall<br />
üblich, dass die angehenden Schullehrer<br />
bei einem „amtierenden Lehrer“ als<br />
„Schulgehilfe“ das Lehrhandwerk erlernten.<br />
Auch jetzt ist von einer offiziellen<br />
Ausbildung zum Schulmeister<br />
noch nirgends die Rede. Man bewirbt<br />
sich auf eine Schulstelle, und meistens<br />
klappt es!<br />
Die Stelle in Neuwiedermuß ist<br />
immer noch wenig attraktiv, denn das<br />
Dorf ist arm, der karge Lohn und die<br />
despektierliche Behandlung durch die<br />
MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte 34. Jahrgang · 2009