Das NABU-Schutzgebiet „Amphibienparadies Steinau-Marborn“
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leichterten. Mit dieser Mechanisierung<br />
stellt er die Holzschuhe in folgenden<br />
Arbeitsschritten her: Als erstes spaltet<br />
er mit Keil und Spalthammer aus<br />
einem auf die Länge geschnittenen<br />
Stamm je nach Dicke des Stammes<br />
und Größe der Holzschuhe vier bis<br />
sechs Stücke ab. Diese Holzstücke<br />
schneidet er dann mit der Kreissäge in<br />
etwa auf Form. Danach spannt er das<br />
Stück in die Kopiermaschine, die analog<br />
einem nach der jeweiligen Größe<br />
eingespannten Musterschuh aus Eisen<br />
dann den Rohling abdreht. Anschließend<br />
spannt er den Rohling in eine<br />
weitere Kopiermaschine, die nun analog<br />
einem Musterschuh aus Eisen, den<br />
Rohling aushöhlt. Schließlich muss er<br />
von Hand nur noch mit Ausputzmesser<br />
usw. die Feinarbeit erledigen, bevor<br />
er den Holzschuh mit der Schleifmaschine<br />
noch glatt schleift. Als letzten<br />
Arbeitsschritt tackert er mit dem Tacker<br />
auf der Oberseite ein Stück Leder auf;<br />
das Leder bezog und bezieht er fertig<br />
zugeschnitten von Holland.<br />
Bevor Familie Ochs 1967 die beiden<br />
Kopiermaschinen angeschafft hatte,<br />
mussten alle Arbeitsschritte in Handarbeit<br />
verrichtet werden. So hat man<br />
Ein Holzschuh wird in der Kopiermaschine<br />
analog einem Eisenschuh abgedreht.<br />
damals den Rohling mit einem Beil<br />
und der Drechsler-Hacke behauen und<br />
mit dem Löffelbohrer innen ausgebrochen.<br />
Auf der Schnitzbank wurde der<br />
Schuh dann außen mit dem Schnitzmesser,<br />
innen mit dem Ausputzmesser<br />
verfeinert und anschließend mit Schleifpapier<br />
abgeschliffen. Leder hat man<br />
damals nicht aufgesetzt.<br />
Als Familie Ochs noch jährlich etwa<br />
tausend Paar Holzschuhe gemacht hat,<br />
musste man das benötigte Holz kaufen:<br />
Erle, Pappel, Linde und Weide. Da<br />
die Erle am strapazierfähigsten ist und<br />
so der Schuh am längsten hält, verwandte<br />
man Erle am meisten – allerdings<br />
nur für Männerschuhe, schließlich<br />
ist Erle am schwersten. Da Wilhelm<br />
Ochs in den letzten Jahrzehnten der<br />
einzige Holzschuhmacher war und er<br />
jährlich nur noch wenige hundert Holzschuhe<br />
macht, reicht ihm das Holz aus<br />
Eigenbeständen; an Bachläufen usw.<br />
kann er zudem gerne den Bewuchs von<br />
Nachbargrundstücken reduzieren. <strong>Das</strong><br />
Holz kann übrigens frisch verarbeitet<br />
werden.<br />
Wilhelm Ochs verkauft alle Holzschuhe<br />
von der Werkstatt aus und ge-<br />
HOLZSCHUHMACHER WILHELM OCHS, SINNTAL-WEICHERSBACH<br />
gebenenfalls bei Festlichkeiten in der<br />
Region, auf denen er sein altüberliefertes<br />
Handwerk immer wieder mal<br />
demonstriert. Vor zahlreichen Schulklassen<br />
hat er das Holzschuhmachen<br />
auch schon vorgestellt.<br />
So bewahrt Wilhelm Ochs eine alte,<br />
ansonsten aufgegebene Handwerks -<br />
tradition vor dem Vergessen und kann<br />
so den jüngeren Generationen einen<br />
Einblick in „frühere“ Zeiten geben –<br />
Zeiten, in denen die meisten Bewoh -<br />
ner ihrer Heimat so arm waren, dass<br />
sie Lederschuhe nur sonntags und<br />
zu besonderen Anlässen anziehen<br />
konnten.<br />
Sein Sohn, der die stark erweiterte<br />
Landwirtschaft weiterführt, bekundete<br />
aber auch schon Interesse, in den Wintermonaten<br />
das Handwerk seines Vaters,<br />
Großvaters und Urgroßvaters ein<br />
wenig weiter auszuüben.<br />
Bleibt zu hoffen, dass Familie Ochs<br />
das altüberlieferte Holzschuhmachen<br />
noch lange aufrechterhalten kann –<br />
schließlich macht man mit seiner<br />
Handwerkstradition noch vielen Menschen<br />
eine Freude. ■<br />
Auftackern des Leders. Präsentieren von je einem Paar Holzschuhe<br />
für Damen und Herren.<br />
2009 · 34. Jahrgang MKK · Mitteilungsblatt · Zentrum für Regionalgeschichte<br />
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