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11. - KOPS

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Tatsache ist, daß die Wehrmacht bis zum letzten }-litler-Attentat vom 20.<br />

Juli 1944 gewisse Freiheiten hatte; sie war vor allem unpolitisch. Das verdankt<br />

sie dem Generaloberst von Seeckt, der den Hitler-Putsch von 1923<br />

niedergeworfen hatte und der als Chef der Heeresleitung der Reichswehr<br />

aus guten Gründen schon rechtzeitig dafür gesorgt hatte, daß das Militär<br />

aus dem Parteiengezänk herausgehalten wurde.<br />

Für Soldaten war die Mitgliedschaft in einer Partei unstatthaft. Die<br />

Mitgliedschaft in einer Partei oder einer ihrer Gliederungen ruhte einfach.<br />

Wer wie ich unpolitisch bleiben wollte, war gerade deshalb beim<br />

Militär gut aufgehoben. Das klingt paradox, aber damals war vieles paradox.<br />

Bei der Beurteilung der Lage des Buddhismus in den 1930er Jahren<br />

muß man unbedingt die Situation der Zivilisten und der Soldaten betrachten.<br />

Die allgemeine Wehrpflicht von zwei Jahren wurde von allen<br />

Buddhisten als eine Gewissensbedrohung empfunden. Es braucht wohl<br />

nicht betont zu werden, daß ich mich nicht wegen Wehrdienstverweigerung<br />

erschießen lassen wollte. Prominente Buddhisten wollten das auch<br />

nicht.<br />

Die Lage deutscher 'Nichtasketen', der sogenannten Laienanhänger,<br />

war nicht einfach. Mit Ausnahme einiger exponierter Buddhisten wurden<br />

sie auch nicht wegen ihrer buddhistischen Gesinnung behelligt. Aber die<br />

junge Generation war dem Druck der verschiedenen paramilitärischen<br />

Verbände ausgesetzt. Dem konnte sich kaum jemand auf Dauer entziehen.<br />

Ich entzog mich jeder Nazi-Zugehörigkeit durch die Flucht nach<br />

vorn, indem ich Militärarzt wurde. Beim Militär herrschte eine reaktionäre,<br />

versteckte Anti-Nazi-Stimmung. Sie war erfrischend, konnte aber<br />

an den diktatorischen Verhältnissen nichts ändern - auch nicht durch die<br />

Attentate. So waren meines Erachtens buddhistische Pazifisten eigentlich<br />

beim Militär besser aufgehoben als diejenigen, die unbedingt Zivilisten<br />

bleiben wollten, später aber doch einer Nazi-Organisation beitreten mußten.<br />

Also, man hatte die Freiheit, sich für den Buddhismus "zu interessieren",<br />

ja sogar, sich innerlich dazu zu bekennen und sich zugehörig zu<br />

fühlen. Nur, niemand fragte danach. Hauptsache man nannte beim Eintritt<br />

ins Militär eine anerkannte Religionsgruppe.<br />

War der Buddhismus denn eine "anerkannte Religionsgruppe"?<br />

Anerkannt waren die Religionsgruppen, die man, z. B. beim Eintritt zum<br />

Militär, auf einem Fragebogen ankreuzen konnte: Katholisch, evangelisch<br />

oder eine der evangelischen Sekten. Nicht anerkannt waren die<br />

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