11. - KOPS
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Interview<br />
man sich, ähnlich wie in der Heimat, an einen Fluß oder kleinen See.<br />
Dort werden handtellergroße Schiffchen, auf denen Kerzen, Blumen und<br />
Weihrauchstäbchen befestigt sind, ausgesetzt. Mitunter begleitet ein<br />
Spruch mit Segenswünschen für verstorbene Familienangehörige die hinausgleitenden<br />
Bötchen. Alles ist sehr stimmungsvoll. Die Mönche rezitieren<br />
hierbei Päli-Verse. Die Thailänder sind in dieser Beziehung bei ihren<br />
Festlichkeiten meines Erachtens nach etwas lax und oberflächlich. Bei<br />
ihren Neujahrsfesten gibt es zwar gutes Essen, folkloristische Darbietungen,<br />
aber auch allgemeine europäische Gesellschaftstänze. Ein religiöser<br />
Einfluß oder gar Päli-Rezitationen gab es nie. Das hatte ich bei den Thai<br />
immer vermißt.<br />
Vielleicht wird in naher Zukunft alles besser, wenn das Thai-Kloster<br />
in Langenselbold in der Nähe Frankfurts an Einfluß gewinnt. Dieses Kloster,<br />
Wal Puttabenjapon, besteht seit 1991 und verfügt neuerdingst über<br />
eine Halle, die 500 Personen faßt. Dort wohnen drei buddhistische Mönche,<br />
zwei thailändische und ein deutscher Mönch, der in Thailand ordiniert<br />
worden ist. Ich besuchte das Kloster mehrmals und hatte einen<br />
guten Eindruck von dem Thai-Tempel und den Aktivitäten dort. Es<br />
kommen viele Thailänderinnen, die mit Deutschen verheiratet sind;<br />
dadurch gibt es zahlreiche neue Kontakte von Deutschen mit Thai.<br />
Die Mönche des Wal waren in ihren gelben Roben auch schon im<br />
Fernsehen zu sehen. Sie machten in dem Filmbericht einen sehr guten<br />
Eindruck. Das alles ist natürlich für die Öffentlichkeitsarbeit des<br />
Buddhismus in Deutschland von großer Bedeutung. Die Lehre des<br />
Buddha hat in Deutschland ein hohes Ansehen. Buddhistische Mönche<br />
werden eben nicht mit Sektierern verwechselt! Und wenn wieder in einer<br />
deutschen Stadt ein buddhistischer Tempel errichtet werden soll, dann<br />
kommt es darauf an, daß der Bürgermeister von Anfang an der Idee<br />
positiv gegenübersteht, weil der Buddhismus ein gutes Image hat. Man<br />
braucht dann nicht über komplizierte Einzelheiten zu diskutieren, wenn<br />
das allgemeine "Image des Buddhismus" stimmt! Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
darf nicht vernachlässigt werden, auch wenn Buddhisten nie die<br />
Absicht haben, Mission zu betreiben.<br />
Sicherlich werden sich auch ganz allgemein die Kontakte der Thai zu<br />
den Deutschen verbessern. Eine gewisse Annäherung an die deutschen<br />
Verhältnisse ist damit verbunden. Bei den Festlichkeiten kann man<br />
beobachten, daß die deutschen Ehemänner an ihr Bier gewöhnt sind und<br />
darauf nicht verzichten wollen. Immerhin haben die Thai-Ehefrauen<br />
doch so viel Einfluß, daß niemand zuviel trinkt. In den vergangenen 21<br />
Jahren habe ich es auch noch nie erlebt, daß sich jemand betrunken hätte<br />
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