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11. - KOPS

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Ausländerfeindlichkeit gegen Thailänderinnen<br />

Warunee B. war froh, als sie dann nach drei Wochen entlassen<br />

wurde. Ein klärendes Gespräch über ihre Krankheit blieb jedoch aus.<br />

Warunee B. wurde den Verdacht nicht los, als willfähiges 'Versuchskaninchen'<br />

gedient zu haben. Über den Pflegesatz von DM 650,- konnte<br />

sie nur staunen. Sie vertraute jeoch der Auskunft der Aufnahmeärztin,<br />

daß die Kosten vom Sozialamt übernommen würden.<br />

Um so größer war die Ernüchterung, als das Klinikum sechs Monate<br />

später eine Privatrechnung über DM 14.500 zusandte. Ein Betrag, den<br />

die arbeitslose Warunee B. unmöglich selber hätte begleichen können.<br />

Nach fehlender Diagnose stimmte der Abrechnungsmodus also auch<br />

nicht, so daß sich Warunee B. in mehrfacher Hinsicht hintergangen<br />

fühlte. Nachfragen bei der Finanzabteilung des Klinikums wurden mit<br />

dem Hinweis, hier an der 'falschen Adresse' zu sein, auf andere Ämter<br />

verschoben. Finanzchef Peter K.: "Als das Sozialamt erklärte, es könne<br />

aus 'rechtlichen Gründen' die Kosten nicht tragen, war es naheliegend,<br />

eine Privatrechnung in gleicher Höhe an die Patientin zu schicken. Das<br />

wird immer so gehandhabt. Dabei ist es unerheblich, ob die Patientin<br />

eine Diagnose mitgeteilt bekommen hat oder nicht". Doch gerade dieses<br />

war ja der Grund, weswegen sie ins Krankenhaus gekommen war.<br />

Um der Krankenhausforderung entgegenzutreten, mußten Behörden<br />

aufgesucht und Anträge gestellt werden. Für den gehbehinderten<br />

Pensionär Klar waren die Behördengänge mit dieser und anderen Thailänderinnen<br />

sehr anstrengend. Im Sozialamt war das Gedränge der Hilfesuchenden<br />

besonders groß. Mit stundenlangen Wartezeiten mußte man<br />

natürlich rechnen, aber die schreienden Kleinkinder waren eine zusätzliche<br />

Qual. Die Antragsteller hatten selbstverständlich alle ihre Kinder<br />

mitgebracht, um ihre Notlage zu unterstreichen. Alle bisherigen Besuche<br />

der Thailänderin beim Sozialamt, allein, ohne deutsche Begleitung,<br />

waren erfolglos geblieben. Die Tatsache, daß es nun doch zu einer befriedigenden<br />

Lösung kommen konnte, wirkte auf die Thai wie ein Wunder.<br />

Für Klar war es eine gewisse Genugtuung, daß sich der E insatz gelohnt<br />

hatte. Ein auf Ausländerrecht spezialisierter Anwalt konnte dem zuständigen<br />

Arbeitsamt einen Formfehler nachweisen, Warunee B. mußte<br />

wieder in die Krankenkasse aufgenommen werden. Das Sozialamt wurde<br />

veranlaßt, die Behandlungskosten rückwirkend zu übernehmen. Bei den<br />

zahlreichen Behördengängen, die in diesem Zusammenhang notwendig<br />

geworden waren, spürte Warunee B. immer wieder, daß sich hinter der<br />

aufgesetzten Höflichkeit eine abweisende Kälte verbarg.<br />

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