Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
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So etwas darf in einem zukünftigen Endlager<br />
natürlich nicht passieren. Deshalb reden wir, wenn<br />
wir von einem Endlager reden, von einem Endlager<br />
in einem jungfräulichen Bergbau, denn da bleibt man<br />
von den Grenzen des Deckgebirges weit genug weg.<br />
Das Salz gibt es ja nur deshalb, weil solche Gruben<br />
sogenannte Deckflanken aus Lehm und Ton haben<br />
und wenn die nicht halten, fließt das Wasser in das<br />
Salz hinein – Salz löst sich aber in Wasser auf – und<br />
das ist das gefährlichste, was passieren kann.<br />
Ich gehe aber davon aus, dass man dieses Problem<br />
ingenieurmäßig in den Griff bekommen wird.<br />
Die Frage ist nur, mit welchem <strong>der</strong> verschiedenen Lösungsansätze.<br />
Halbach:<br />
Herr Dr. Ludes sitzt hier <strong>für</strong> das Thema Lebensmittelüberwachung.<br />
Da habe ich natürlich auch<br />
etwas aus <strong>der</strong> Giftküche mitgebracht: Lebensmittelskandale,<br />
Milchskandale, Fleischskandale, Weinpanschererei,<br />
Gammelkäse, Gammelfleisch. Ist das<br />
verantwortbar? Natürlich nicht! Aber woran hat das<br />
gelegen? Warum ist so etwas möglich in Deutschland?<br />
Ludes:<br />
Dass solche Verstöße vorkommen, die unter<br />
an<strong>der</strong>en Umständen hätten vermieden werden können,<br />
liegt vor allem an zwei Dingen: an <strong>der</strong> kriminellen<br />
Energie bestimmter Wirtschaftsbeteiligter und an<br />
<strong>der</strong> Unmöglichkeit, so dichte Kontrollen zu installieren,<br />
dass damit alle Vorgänge auf allen Ebenen <strong>der</strong><br />
Lebensmittelproduktion überwacht werden können.<br />
Insofern wird es ein Leben ohne Verfehlungen auch<br />
im Lebensmittelbereich nicht geben können, obwohl<br />
es gerade dort beson<strong>der</strong>s wichtig wäre, weil Leib, Leben<br />
und Gesundheit <strong>der</strong> Konsumenten sehr schnell in<br />
hohe Gefahr gebracht werden können.<br />
Die Lebensmittelgesetzgebung wird vollständig<br />
von <strong>der</strong> EU bestimmt. Sie hat mit ihrem sogenannten<br />
Hygienepaket auf allen Ebenen <strong>der</strong> Produktion<br />
klar und eindeutig dem Lebensmittelunternehmer<br />
die Verantwortung zugewiesen. Nur eine <strong>der</strong> vielen<br />
Vorschriften, die mit den Verordnungen des EU-Hygienepaketes<br />
zusammenhängen, richtet sich an die<br />
Überwachungsbehörden. Deren Aufgabe ist es, zu<br />
überprüfen, ob die Kontrollsysteme in den Lebensmittelunternehmen<br />
so strukturiert sind, dass man von<br />
einer Lebensmittelsicherheit sprechen kann.<br />
Wir, die Veterinäre, und <strong>der</strong>en Helferinnen und<br />
Helfer, die Lebensmittelkontrolleure, wir betreiben<br />
PODIUMSDISKUSSION SICHERHEIT<br />
18<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> April 2009<br />
die Kontrolle <strong>der</strong> Kontrolle:<br />
„From stable to<br />
table“. Das kann aber<br />
nicht bedeuten, dass<br />
wir jeden dingfest machen<br />
können, <strong>der</strong> mit<br />
krimineller Energie eine<br />
Nische entdeckt<br />
hat, in <strong>der</strong> er Geld machen<br />
kann.<br />
Es gibt noch einen<br />
Punkt, den ich in<br />
dem Zusammenhang<br />
ansprechen muss: die<br />
Notwendigkeit einer<br />
weitaus besseren Zusammenarbeitzwischen<br />
den Instanzen,<br />
die an <strong>der</strong> Überwachung<br />
beteiligt sind.<br />
Meiner Meinung nach<br />
müssen Staatsanwälte und Richter in das Überwachungssystem<br />
genauso eingebunden sein wie die Veterinäre<br />
selbst. Wir Veterinäre können nur mit Ordnungswidrigkeiten,<br />
Strafen o<strong>der</strong> Betriebsschließungen<br />
drohen. Es müsste aber sichergestellt sein, dass<br />
die gesetzlichen Möglichkeiten voll ausgeschöpft<br />
werden.<br />
Wolter:<br />
Bei uns geht es weniger um kriminelle Energie<br />
als um ein strukturelles Problem. Mit dem Gesetz zur<br />
Stärkung des Wettbewerbs in <strong>der</strong> gesetzlichen Krankenversicherung<br />
wurden Ausschreibungen eingeführt.<br />
Die Krankenkasse schreibt eine Leistung aus,<br />
beispielsweise die Versorgung mit 500 Rollstühlen.<br />
Daraufhin kann sich je<strong>der</strong> Leistungserbringer um diesen<br />
Versorgungsauftrag bewerben. Aber nur einer erhält<br />
wirklich den Zuschlag und darf liefern.<br />
Diese <strong>der</strong>zeitige Praxis bedeutet aber, dass beispielsweise<br />
<strong>der</strong> Patient, <strong>der</strong> seinen Rollstuhl benötigt,<br />
nicht mehr den bewährten Leistungserbringer aufsuchen<br />
kann, son<strong>der</strong>n ihm wird von seiner Krankenkasse<br />
einer vorgeschrieben.<br />
Das ist nach meiner Auffassung ein Eingriff in<br />
bestimmte Grundrechte, die Bundesregierung sieht<br />
das an<strong>der</strong>s.<br />
Halbach:<br />
Dr. Arnold Ludes, Präsident<br />
<strong>der</strong> Tierärztekammer des Saarlandes<br />
und Vizepräsident <strong>der</strong><br />
Bundestierärztekammer<br />
Herr Wolter, wie kann es passieren, dass 43 gebrochene<br />
Hüften in einem Jahr zu konstatieren sind?