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Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...

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Der Bruch ist stets kleiner 1. Je größer hier die<br />

Kriechzahl ϕ(t,t 0) ist, desto mehr nähert sich <strong>der</strong><br />

Bruch dem Wert 1,0. Setzt man beispielsweise ϕ(t,t 0)<br />

= 3,0 ein, wird 88 % des elastischen Stützmomentes<br />

aufgebaut (Momentenverläufe in Abb. 16). Die Systemumlagerung<br />

infolge Kriechen führt also dazu,<br />

dass nahezu das volle elastische Stützmoment des<br />

Durchlaufträgers erreicht wird.<br />

4.8 Querschnittsumlagerung eines Druckgliedes<br />

Die Querschnittsumlagerung infolge Kriechen<br />

und Schwinden (Abb. 17) wird beispielhaft an einer<br />

zentrisch gedrückten quadratischen Stütze aus<br />

C30/37 mit 25 cm Kantenlänge und 4Ø25 Beton-<br />

und <strong>der</strong> Gleichgewichtsbedingung Σ V = 0 ableiten<br />

F = F c + F s<br />

t=<br />

0<br />

0 χ<br />

= wegen<br />

0<br />

1 =<br />

t=<br />

( 1 + χ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t ) )<br />

0 = δ10<br />

⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

) + χ1<br />

⋅δ11<br />

⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

) + χ1ϕ<br />

⋅δ11<br />

⋅<br />

0<br />

χ1ϕ =<br />

δ<br />

10<br />

ϕ(<br />

t, t0<br />

) el.<br />

= χ ⋅<br />

ϕ(<br />

t,<br />

t<br />

1<br />

( ) ( )<br />

<br />

δ11<br />

1+<br />

χ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

) 1 + χ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

)<br />

elastisches<br />

Stützmoment<br />

⋅<br />

Abb. 17: Umlagerung <strong>der</strong> Schnittkraftverteilung in einer<br />

Stahlbetonstütze<br />

stahlbewehrung berechnet. Zum Zeitpunkt t = t0 wird<br />

eine äußere Kraft F = 1000 kN aufgebracht. Die entstehende<br />

Schnittkraft verteilt sich entsprechend <strong>der</strong><br />

Dehnsteifigkeit E · A auf die Materialien Beton und<br />

Stahl. Die Aufteilung bei diesem innerlich statisch<br />

unbestimmten System lässt sich aus <strong>der</strong> Verträglichkeitsbedingung<br />

Fc<br />

Fs<br />

ε ce = εse<br />

; = ⋅ As<br />

E ⋅ A E<br />

c<br />

c<br />

s<br />

Im vorliegenden Beispiel teilt sich die äußere<br />

Belastung von 1000 kN zum Zeitpunkt t 0 auf eine Beton-<br />

(F c) und Stahlkraft (F s) auf:<br />

0<br />

0<br />

)<br />

MASSIVBAU<br />

48<br />

Der <strong>Prüfingenieur</strong> April 2009<br />

F 1000<br />

Fc<br />

= =<br />

= 831kN<br />

Es<br />

As<br />

200000 19,<br />

6<br />

1+<br />

1+<br />

⋅<br />

E A 31900 605<br />

c<br />

c<br />

Es<br />

As<br />

200000 19,<br />

6<br />

= ⋅F<br />

= ⋅ ⋅831=<br />

169 kN<br />

E A 31900 605<br />

Fs c<br />

c c<br />

Durch Kriechen und Schwinden verkürzt sich<br />

<strong>der</strong> Beton, sodass die Kontinuitätsbedingung zwischen<br />

Beton und Stahl verletzt wird. Zur Einhaltung<br />

<strong>der</strong> Verträglichkeit wird daher <strong>der</strong> Schnittkraftanteil<br />

ΔF c = ΔF s vom Beton auf den Betonstahl umgelagert.<br />

Die zeitabhängige Kontinuitätsbedingung <strong>für</strong><br />

den Betonstahl lautet:<br />

ε s,t = ε cs + ε cc – ε cϕ<br />

ΔFs<br />

( t)<br />

=<br />

E ⋅ A<br />

s<br />

s<br />

freiesKriechen<br />

ε<br />

cc<br />

<br />

<br />

F ( t )<br />

E ⋅ A<br />

c 0<br />

c<br />

ε<br />

[ ]<br />

cs + ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

) − ⋅ 1+<br />

χ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

)<br />

Schwinden<br />

Unter Ausnutzung <strong>der</strong> Gleichgewichtsbedingungen<br />

des Eigenspannungszustands (ΔFC = ΔFs), einer freien Schwindverformung εcs = 0,15 ‰ und einem<br />

Kriechbeiwert ϕ(t,t0) = 3,0 ergibt sich die zeitabhängige<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Betonstahlkraft zu ΔF(t) =<br />

3<strong>34</strong> kN.<br />

ES<br />

As<br />

εcs<br />

⋅E<br />

s ⋅ As<br />

+ Fc<br />

( t0<br />

) ⋅ ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

)<br />

Ec<br />

Ac<br />

ΔFs<br />

( t)<br />

=<br />

ES<br />

As<br />

1+<br />

⋅[<br />

1+<br />

χ⋅ϕ(<br />

t,<br />

t0<br />

) ]<br />

E A<br />

Δ<br />

F s<br />

F s(t) = 169 + 3<strong>34</strong> = 503kN<br />

F c(t) = 831 – 3<strong>34</strong> = 497kN<br />

c<br />

c<br />

c<br />

c<br />

ΔF<br />

E<br />

c<br />

⋅ A<br />

c Dehnungen εcϕ<br />

infolge<br />

Spannungsumlagerungen<br />

20000⋅19,<br />

6<br />

0,<br />

00015⋅20000⋅19,<br />

6 + 831⋅<br />

⋅3,<br />

0<br />

3190⋅605<br />

( t)<br />

=<br />

= 3<strong>34</strong> kN<br />

20000⋅19,<br />

6<br />

1+<br />

⋅[<br />

1+<br />

0,<br />

8⋅3,<br />

0]<br />

3190⋅605<br />

Das Beispiel zeigt anschaulich, dass durch das<br />

zeitabhängige Verhalten des Betons ein großer Anteil<br />

<strong>der</strong> Schnittgrößen vom Beton auf den Stahl umgelagert<br />

wird. Die wesentlichen Einflussfaktoren sind das<br />

Schwindmaß, die Endkriechzahl, die Höhe <strong>der</strong> Betondruckspannungen<br />

aber auch <strong>der</strong> Bewehrungsgrad<br />

(Abb. 18). Da <strong>der</strong> Betonstahl bei einer elastischen<br />

Querschnittsbemessung rechnerisch ausgenutzt wird,<br />

kann die Umlagerung bereits unter Gebrauchslasten<br />

zum Plastizieren des Betonstahls führen. Die Parameter<br />

des Beispiels wurden so gewählt, dass <strong>der</strong> Bewehrungsstahl<br />

auch nach <strong>der</strong> Umlagerung noch im linear-

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