Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
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MASSIVBAU<br />
Abb. 12: Zwangursache Umgebungstemperatur, Grenzzustände [7]<br />
schendecke ist die Temperaturdifferenz zu den umgebenden<br />
Bauteilen maßgebend, die das Ausdehnen<br />
und Verkürzen <strong>der</strong> Decke verhin<strong>der</strong>n. Im Winter ist<br />
die mittlere Temperatur <strong>der</strong> Decke um 3°C niedriger<br />
als die <strong>der</strong> Bodenplatte sodass <strong>für</strong> die Zugbeanspruchung<br />
aus Abkühlung <strong>der</strong> Decke eine Temperaturän<strong>der</strong>ung<br />
ΔT = -3K anzusetzen ist. Im Sommer wird die<br />
Ausdehnung <strong>der</strong> Decke durch die kühlere Bodenplatte<br />
eingeschränkt, sodass eine Temperaturän<strong>der</strong>ung<br />
von Δ T = +6K maßgebend wird.<br />
4.5 Hybri<strong>der</strong> Rahmen aus Stahlstützen und<br />
Betonriegel<br />
Für statisch unbestimmte Systeme aus Werkstoffen<br />
mit unterschiedlichen Kriecheigenschaften<br />
kann aus <strong>der</strong> Verträglichkeitsbeziehung ebenfalls ein<br />
von den Kriecheigenschaften abhängiger Ansatz <strong>für</strong><br />
die Schnittgrößenermittlung abgeleitet werden. Für<br />
die detaillierte Herleitung wird auf Kapitel 4.7.4 in<br />
[8] verwiesen. Hier soll eine vereinfachte Anwendung<br />
durch Reduktion des effektiven E-Moduls und<br />
46<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> April 2009<br />
dessen Auswirkungen auf die Schnittgrößen<br />
gezeigt werden. Der Rahmen in Abb. 13 besteht<br />
aus einem kriechfähigen Stahlbetonriegel<br />
und Stahlstützen, die nicht kriechen. Das<br />
System mit biegesteifen Rahmenecken und<br />
gelenkigen Fußpunkten ist einfach statisch<br />
unbestimmt. Die Berechnung erfolgt mit einem<br />
Stabwerkprogramm jeweils mit linearelastischen<br />
Materialeigenschaften. Im ersten<br />
Schritt wird <strong>der</strong> Stahlbetonriegel als ungerissen<br />
mit einem E-Modul von 25.000 N/mm²<br />
angenommen. Das Feldmoment ist dann etwa<br />
50 % größer als das negative Moment <strong>der</strong> Rahmenecke<br />
(37 kNm, -23 kNm). Um eine wirklichkeitsnähere<br />
Schnittgrößenermittlung durchzuführen, darf<br />
z. B. <strong>der</strong> Steifigkeitsverlust des Stahlbetons infolge<br />
Rissbildung berücksichtigt werden. Nach einer Abmin<strong>der</strong>ung<br />
des E-Moduls auf 12.000 N/mm² ist bereits<br />
ein Teil <strong>der</strong> Feldmomente auf die Rahmenecken<br />
umgelagert. Kriechen tritt hauptsächlich in <strong>der</strong><br />
Druckzone auf, also an <strong>der</strong> Riegeloberseite in Feldmitte<br />
und an den Rahmeninnenecken (blaue Bereiche<br />
in Abb. 13). Durch weitere Reduktion des E-Moduls<br />
auf 5.000 N/mm² in diesen Bereichen hat sich das<br />
Verhältnis <strong>der</strong> Momentenverteilung mehr als umgekehrt.<br />
Besitzen Stützen und Riegel die gleichen<br />
Kriecheigenschaften und vergleichbare Rissbildung,<br />
kommt es, an<strong>der</strong>s als in diesem Beispiel, zu keiner<br />
Umlagerung, jedoch nehmen die Verformungen infolge<br />
Kriechen erheblich zu.<br />
Das einfache Beispiel verdeutlicht, wie groß<br />
<strong>der</strong> Einfluss auf die Schnittgrößenverteilung sein<br />
kann. Hilfsmittel zur genauen Bestimmung des E-<br />
Moduls, <strong>der</strong> angenommen Steifigkeit und <strong>der</strong> Kriechbeiwerte<br />
werden in [2] [4] [8] [9] [10] bereitgestellt.<br />
4.6 Umlagerung <strong>der</strong> Schnittgrößen infolge<br />
äußerer Last durch Rissbildung<br />
Durch die Rissbildung infolge Biegebeanspruchung<br />
wird die Biegesteifigkeit von Stahlbetonbauteilen<br />
lokal vermin<strong>der</strong>t (Abb. 14). Beson<strong>der</strong>s ausgeprägt<br />
ist <strong>der</strong> Steifigkeitsabfall über den Mittelstützen<br />
Abb. 13: Umlagerung <strong>der</strong> Momente infolge Rissbildung<br />
und Kriechen bei unterschiedlichem Riss- und Kriechverhalten<br />
Abb. 14: Prinzip <strong>der</strong> Momentenumlagerung nach [1]