Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
Prüfingenieur 34 - Bundesvereinigung der Prüfingenieure für ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BAUEN IM BESTAND<br />
Umrechnung historischer<br />
Baustoffkennwerte auf<br />
charakteristische Werte<br />
Wie können historische Eigenschaften<br />
von Beton und Betonstahl auf heutige<br />
Normen transponiert werden?<br />
Die Standsicherheit bestehen<strong>der</strong> Tragwerke ist<br />
neu zu bewerten, wenn diese zusätzlich beansprucht<br />
werden sollen. Häufig liegt jedoch <strong>für</strong> eine<br />
Vorbemessung keine Bestandsaufnahme mit ausreichen<strong>der</strong><br />
Probeentnahme vor. Da die Neuberechnung<br />
jedoch nach heutigen Normen zu erfolgen<br />
hat, fehlen dann charakteristische Festigkeiten<br />
nach neuer Normengeneration. Stehen aber<br />
statische Berechnungen und/o<strong>der</strong> Ausführungspläne<br />
<strong>für</strong> den Ursprungszustand und <strong>für</strong> spätere<br />
Umbauten zur Verfügung, können auf dieser Basis<br />
die in den historischen Normen verwendeten Materialeigenschaften<br />
in charakteristische Baustoffkennwerte<br />
nach aktuellem Normenwerk umbewertet<br />
werden.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Schnell<br />
Leiter des Fachgebietes<br />
Massivbau und Baukonstruktion<br />
<strong>der</strong> TU Kaiserslautern<br />
Dipl.-Ing. Markus Loch<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Fachgebiet Massivbau<br />
und Baukonstruktion <strong>der</strong><br />
TU Kaiserslautern<br />
50<br />
Der <strong>Prüfingenieur</strong> April 2009<br />
1 Einführung<br />
Im vorliegenden Beitrag wird <strong>für</strong> die Baustoffe<br />
Beton und Betonstahl eine entsprechende Zuordnung<br />
<strong>der</strong> früheren Normfestlegungen zu den aktuellen Materialklassen<br />
vorgestellt. Die Ergebnisse wurden im<br />
Rahmen des Forschungsprojekts „Anwendung von<br />
Teilsicherheitsbeiwerten auf Bestandsbauten im<br />
Hochbau“ [1] gewonnen, welches dankenswerterweise<br />
mit Mitteln des Bundesamts <strong>für</strong> Bauwesen und<br />
Raumordnung BBR sowie Unternehmen <strong>der</strong> Bauindustrie<br />
geför<strong>der</strong>t wurde.<br />
Bei <strong>der</strong> Zuordnung <strong>der</strong> verwendeten Baustoffe<br />
zu aktuell genormten Materialeigenschaften wird von<br />
<strong>der</strong> Annahme ausgegangen, dass die mechanischen<br />
Werkstoffkennwerte <strong>der</strong> verbauten Materialien den<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zum damaligen Zeitpunkt gültigen<br />
Normen entsprechen (Abb. 1). Werkstoffkennwerte<br />
stellen keine physikalisch bedingten Absolutwerte<br />
dar. Die Messergebnisse hängen entscheidend<br />
von <strong>der</strong> Versuchsdurchführung ab. Dies bedingt einen<br />
Vergleich zwischen den damaligen Prüfbedingungen<br />
und den aktuell gültigen anhand <strong>der</strong> jeweiligen Prüfnormen.<br />
Auf <strong>der</strong> Basis von Umrechnungsfaktoren<br />
werden die Werkstoffkennwerte an die aktuellen Bezugswerte<br />
angepasst.<br />
Das aktuelle, semiprobabilistische Sicherheitskonzept<br />
setzt voraus, dass ein Werkstoffkennwert als<br />
Abb. 1: Umnutzung alter Kasernengebäude als Büroflächen