Servisa_Winter
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Trendthema<br />
„Bewertungsportale<br />
sind für die Hotellerie<br />
und Gastronomie<br />
heute ideale Marketing-Plattformen.“<br />
Marc Traubel<br />
Positives überwiegt<br />
Bewertungsportale komplett zu ignorieren, hält Marc Traubel,<br />
Geschäftsführer des Hotels Hubertus Alpin Lodge & Spa<br />
in Balderschwang, für „den größten Fehler, denn man machen<br />
kann. Bewertungsportale sind heute für die Hotellerie<br />
und Gastronomie ideale Marketing-Plattformen, die im Vergleich<br />
zu klassischen PR-Aktivitäten nicht viel Geld kosten.<br />
Es erfordert allerdings Zeit, wenn man sich jede Bewertung<br />
genau anschaut und dem User ein individuelles Feedback<br />
gibt.“ Genau das machen die Traubels und kommentieren<br />
auf TripAdvisor grundsätzlich jede Bewertung. Marc Traubel<br />
ist sich der Gefahren aus dem Netz bewusst. So hat er beispielsweise<br />
die Erfahrung gemacht, dass Gäste versuchen,<br />
das Hotel mit der Bemerkung „Dann schreiben wir eben etwas<br />
Negatives auf Tripadvisor“ unter Druck zu setzen. Solche<br />
Versuche kontert er inzwischen gelassen und animiert<br />
diese Gäste sogar zu einem Eintrag. Sein Standpunkt: Bei<br />
Hunderten von positiven Bewertungen machen sich Gäste<br />
durch eine auffällig negative Beschreibung, die völlig aus<br />
dem Rahmen fällt, unglaubwürdig.<br />
„Mit Gästen, die Kritik<br />
sachlich und kompetent<br />
formulieren,<br />
kommt oft eine sehr<br />
intensive Kommunikation<br />
zustande.“<br />
Trend Blogging<br />
Thomas Sampl<br />
Food-Blogging ist eine weitere Form der Restaurantkritik, die<br />
vor allem von Köchen im gehobenen Segment aufmerksam<br />
beobachtet wird. Neben regionalen Bloggern, die beispielsweise<br />
nur in einer Stadt aktiv sind, gibt es national oder sogar<br />
international arbeitende Journalisten wie die Sternefresser,<br />
deren Blogs monatlich von bis zu 100.000 Nutzern verfolgt<br />
werden. „Durch Beiträge und Berichte in Blogs können sich<br />
potenzielle Gäste vor einem Restaurantbesuch ausführlich<br />
und transparent über das Erlebnis informieren“, erklärt Christian<br />
Stromann. Weltweit gibt es inzwischen rund 100 bis 150<br />
relevante Food-Blogs, die nicht nur von Gästen gelesen werden,<br />
sondern vor allem von Küchenchefs und Köchen. Doch<br />
auch Food-Blogs können problematisch werden. So wunder-<br />
„Ich verlasse mich lieber auf das<br />
persönliche Feedback unserer Gäste,<br />
das wir zeitnah vor Ort bekommen.“<br />
Tim Raue,<br />
Küchenchef und Inhaber,<br />
Restaurant Tim Raue, Berlin<br />
„Bewertungsportale wie beispielsweise Yelp oder Trip-<br />
Advisor schätze ich nicht als hundertprozentig seriös<br />
GKP'UIKDVHØTOKEJMGKPG/ÒINKEJMGKV\WXGTKƂ\KGTGP<br />
ob die Schreibenden wirklich zu Besuch in dem Restaurant<br />
waren, das sie bewerten. Eine gewisse Tendenz<br />
kann ich herauslesen, wenn beispielsweise von<br />
zehn Gästen neun den Besuch positiv wiedergeben.<br />
Ich lese Bewertungen über meine Restaurants nur<br />
sporadisch. Als Koch muss man lernen, die Meinungen<br />
anderer zu ignorieren und Beleidigungen sowie<br />
hämische Kommentare auszublenden. Ich verlasse<br />
mich lieber auf das persönliche Feedback unserer<br />
Gäste, das wir zeitnah vor Ort bekommen. Der Großteil<br />
unserer Gäste greift zur Information auf den Gault<br />
Millau, den Michelin oder den Guide von San Pellegrino<br />
zurück.<br />
Ich mag die Arbeit von Food-Bloggern wie beispielsweise<br />
Sternefresser. Sie bewerten nicht nach Punkten,<br />
Sternen oder Hauben, sondern sie dokumentieren<br />
sehr transparent, anschaulich und nachvollziehbar<br />
FKG#TDGKVKPFGP4GUVCWTCPVU+EJGORƂPFGFCUCNU<br />
sehr angenehm.“<br />
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