MOTORRAD 25/2015
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Vergleichstest Sturmhauben<br />
tatsächlich nichts mehr mit einer primitiven<br />
Baumwollmaske gemein. Das Lastenheft<br />
einer perfekten Hightech-Sturmhaube läse<br />
sich in etwa wie folgt: Auf der einen Seite<br />
muss sie auf verschiedenen Kopfformen<br />
gleichermaßen eng anliegen und das<br />
Gesicht sicher umhüllen. Dabei dürfen ihre<br />
Nähte nicht die Haut eindrücken, und das<br />
Futter sollte angenehm kuschelig sein.<br />
Die gesamte Sturmhaube darf nicht zu dick<br />
auftragen, damit der Helm noch passt und<br />
den Kopf nicht einengt.<br />
Auf der anderen Seite muss die Haube<br />
im Oberkopfbereich den Luftaustausch<br />
und Feuchtigkeitstransport ermöglichen<br />
und im Bereich des Mundes und der Nase<br />
Perforationen oder ein großes Loch aufweisen,<br />
damit man ausreichend Luft zum<br />
Atmen bekommt. Im darunterliegenden<br />
Abschnitt muss die Maske effektiv vor<br />
Wind und Nässe schützen. Außerdem sollte<br />
der Gesichtsausschnitt so wenig Haut<br />
wie möglich freilegen, aber auch nicht so<br />
knapp be messen sein, dass das Sichtfeld –<br />
auch bei Brillen trägern – zu irgendeinem<br />
Zeitpunkt eingeschränkt wird. Zudem<br />
bedarf es einer Materialwahl, die den Helm<br />
leicht über die Haube rutschen lässt und<br />
ENDWERTUNG<br />
Maximale Punktzahl 40 10 20 30 100<br />
so nervenaufreibendes Nachjustieren überflüssig<br />
macht. Letztlich sollte die Schulter-,<br />
Brust- und Nackenpartie großzügig von<br />
der Maske bedeckt sein, dabei aber keine<br />
Wülste unter Jacke oder Helm werfen.<br />
Maria Musterhansel ist ganz schön verblüfft,<br />
was der Hersteller bei der Produktion<br />
von Sturmhauben so zu beachten hat. Dass<br />
es den Herstellern gar nicht so leicht fällt,<br />
auf diesem schmalen Grat zwischen Wetterschutz,<br />
Passform und Tragekomfort zu wandern,<br />
fördert das umfangreiche Testprozedere<br />
zutage. Hinsichtlich des Wetterschutzes<br />
können alle Produkte noch ein ordentliches<br />
Ergebnis einfahren. Aber gerade bei<br />
der Passform und dem Tragekomfort gibt<br />
es auffällige Qualitätsunterschiede. Besonders<br />
ärgerlich sind bei zahlreichen Masken<br />
die zum Teil schlecht gemachten Nähte im<br />
Nasen- und Mundbereich. Da nützt es wenig,<br />
dass das Innenfleece flauschig die Haut<br />
umschmeichelt, wenn auf der anderen Seite<br />
die Nähte umso kräftiger an der Oberlippe<br />
reiben. Insofern gibt es auch bei den Hightechprodukten<br />
an der einen oder anderen<br />
Stelle noch Optimierungsmöglichkeiten.<br />
Maria Musterhansel ist nun übrigens<br />
wieder unter der Haube. Sie freut sich auf<br />
die erste Ausfahrt bei einstelligen Temperaturen<br />
– ganz ohne den selbst gestrickten<br />
Schal.<br />
www.motorradonline.de/produkttest<br />
Passform/Tragekomfort<br />
Handhabung<br />
Qualität/Verarbeitung<br />
Wetterschutz<br />
Summe<br />
Forcefield Tornado+ 35 9 15 19 78 gut 31,90<br />
Rev’it Maximus WSP 27 8 17 23 75 gut 49,99<br />
Alpinestars Winter Balaclava 23 8 16 26 73 gut 39,95<br />
Reusch Pro 24 6 15 <strong>25</strong> 70 gut 24,99<br />
Rukka Windstopper 24 6 15 24 69 gut 42,95<br />
Bering Cagoule Windstopper 27 6 14 21 68 gut 28,00<br />
Sinisalo Rob Hood <strong>25</strong> 4 14 22 65 gut 29,90<br />
Dane Saksun 19 7 14 20 60 befriedigend 37,95<br />
Richa Balaclava 20 6 10 19 55 befriedigend 29,99<br />
Held 9050 15 6 10 21 52 befriedigend 29,95<br />
Büse Sturmhaube 12 7 9 22 50 befriedigend 18,95<br />
Probiker Windbreaker 12 5 9 22 48 befriedigend 16,99<br />
*100 bis 81 Punkte = sehr gut; 80 bis 61 Punkte = gut; 60 bis 41 Punkte = befriedigend; 40 bis 21 Punkte = ausreichend;<br />
20 bis 0 Punkte = mangelhaft<br />
-Urteil*<br />
So testet <strong>MOTORRAD</strong><br />
Theorie und<br />
Praxis<br />
Preis in Euro<br />
Auch <strong>MOTORRAD</strong>-Redakteure müssen<br />
manchmal unter die Haube: Alle<br />
zwölf Testexemplare mussten zunächst<br />
bei kühler Witterung beweisen, ob sie<br />
den eisigen Fahrtwind mit Bravour von Kopf,<br />
Schultern, Nacken, Hals und Brust fernhalten.<br />
Dabei wurde zusätzlich getestet, ob die<br />
Sturmhauben im Eifer des Gefechts anfangen<br />
zu verrutschen und womöglich das Sichtfeld<br />
gefährlich einschränken. Die Passform und<br />
der Tragekomfort wurden später erneut<br />
mit verschiedenen Kopfgrößen und -formen<br />
ausprobiert und bewertet. Dabei mussten<br />
sich die Hauben auch ausführlich in Sachen<br />
Verarbeitungsqualität untersuchen lassen.<br />
Erst ohne,<br />
dann mit Helm:<br />
Die Sturmhauben<br />
wurden<br />
insgesamt von<br />
sechs Personen<br />
getestet<br />
Foto: Engwer<br />
FAZIT<br />
Wer auf der Suche<br />
nach einer ordentlichen<br />
Sturmhaube ist, die effektiv<br />
vor Wind und Wetter<br />
schützt, kann beruhigt sein. Alle<br />
Probanden liefern hier eine mindestens<br />
akzeptable Vorstellung ab.<br />
Brust, Nacken, Hals und Gesicht werden<br />
sicher vor dem Auskühlen bewahrt.<br />
Hinsichtlich Passform und Tragekomfort<br />
trennt sich aber die<br />
Spreu vom Weizen. Ein ausführliches<br />
An- und Ausprobieren vor dem Kauf<br />
wird dringend geraten. Bei Preisen<br />
zwischen 19 und 50 Euro wäre ein<br />
Fehlkauf ziemlich ärgerlich. Dabei<br />
sollte man besonders darauf achten,<br />
dass keine rauen oder dick auftragenden<br />
Nähte die Haut auf Dauer reizen.<br />
Brillenträger sollten ein Exemplar<br />
mit recht großem Sichtfeld wählen.<br />
Obwohl alle Testkandidaten auf verschiedenen<br />
Kopfformen und -größen<br />
ausprobiert wurden, konnte am Ende<br />
die Forcefield Tornado+ in Universalgröße<br />
alle Tester überzeugen. Sie liegt<br />
zudem preislich im Mittelfeld und ist<br />
der <strong>MOTORRAD</strong>-Testsieger.<br />
www.motorradonline.de PRODUKTTEST 81