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PS 01/2016

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EN<br />

CHEN<br />

Reibung gering und das Ansprechverhalten<br />

sensibel. In diesem Punkt hat<br />

die USD-Gabel die besseren Voraussetzungen.<br />

Wobei die Hersteller bei gleicher<br />

Zielsetzung ganz unterschiedliche<br />

Wege gehen. Viele USD-Rennsportgabeln<br />

sind mit festen Lagern ausgestattet,<br />

die im Standrohr eingepresst sind<br />

und deren Abstand sich beim Einfedern<br />

nicht vergrößert. Andere verwenden<br />

ein Festlager im Standrohr und<br />

02<br />

04<br />

venfahren und Bremsen einfach nicht<br />

gewachsen. Da halfen auch monströse<br />

Gabelstabilisatoren nicht weiter.<br />

In ihrer Not behalfen sich die Konstrukteure<br />

mit stark vergrößerten Standrohrdurchmessern<br />

(bis zu 50 Millimeter),<br />

ehe man Ende der 80er-Jahre<br />

das ganze System auf den Kopf stellte.<br />

Upside-down, kurz USD, nannte sich<br />

die Sache, die ein paar entscheidende<br />

Vorteile hatte. Zum einen wurde die mit<br />

extremen Biegekräften belastete Stelle<br />

an der unteren Gabelbrücke durch große<br />

Durchmesser nachhaltig entschärft.<br />

Zum anderen schiebt sich beim Einfedern<br />

und dem damit einhergehenden<br />

Biegemoment das Tauch- in das Standrohr,<br />

was bei vielen USD-Konstruktionen<br />

zu einer weiteren Stabilität durch<br />

die vergrößerte Überlappung beiträgt.<br />

Diese hohe Stabilität ist mit ein<br />

Grund dafür, dass sich die Durchmesser<br />

der USD-Bauteile in den letzten<br />

20 Jahren nur bei wenigen Herstellern<br />

verändert haben. In den meisten Großserienmaschinen<br />

sind aktuell nur 41,<br />

43 oder in wenigen Fällen 45 Millimeter<br />

dicke Tauchrohre verbaut. Was dem<br />

Gewicht guttut und Reibung vermindert.<br />

Diese relativ kleinen Durchmesser<br />

erlauben eine gewisse Flexibilität,<br />

also eine Verwindung und Biegung<br />

unter Last, die dem Fahrer eine bessere<br />

Rückmeldung und dem Fahrwerk<br />

eine feinere Stoßabsorption garantiert.<br />

So werden Störungseinflüsse durch<br />

die Fahrbahn (Querrillen, Trennfugen<br />

oder kurz aufeinander folgende Bodenwellen)<br />

bei einem flexiblen System absorbiert,<br />

während extrem steife Konstruktionen<br />

diese Schläge ins Fahrwerk<br />

einleiten und Lenkerschlagen oder<br />

Chattering (hochfrequente Vibrationen<br />

am Vorderrad) auslösen können.<br />

Im Fokus der Ingenieure steht das<br />

homogene Biegeverhalten von Standrohr<br />

(oben in den Gabelbrücken geklemmt,<br />

egal, ob USD oder konventionell)<br />

und dem Tauchrohr (unten beweglich<br />

gelagert). Nur wenn sich beide<br />

Bauteile unter hoher Last ähnlich stark<br />

und gleichmäßig verbiegen, bleibt die<br />

<strong>01</strong> Feder mit Vorspannhülse und Gabelstopfen<br />

02 Standrohr mit Gleitlager<br />

und Simmerring 03 Dämpfer-Kartusche<br />

(Cartridge) mit Dämpferstange<br />

und Hydrostopp-Kolben 04 Tauchrohr<br />

mit Gabelfuβ und Zentralschraube<br />

eines schwimmend am oberen Ende<br />

des Tauchrohres.<br />

Im Lauf der Jahre wurden die konstruktionsbedingten<br />

Nachteile der USD-<br />

Telegabel systematisch ausgemerzt.<br />

Mit reibungsarmen Oberflächenbeschichtungen<br />

der Tauchrohre mit<br />

Chromnitrit oder Kohlenstoff reduzierte<br />

man die Reibung. Den räumlich begrenzten<br />

Dämpferkartuschen in den<br />

schlanken Tauchrohren schlugen die<br />

<strong>01</strong><br />

U<strong>PS</strong>IDE-DOWN-GABEL<br />

Dieses System hat sich in allen Hubraumklassen<br />

durchgesetzt. Gut zu erkennen:<br />

die Lagerbuchsen, die entweder beide<br />

fest im Standrohr sitzen oder auf dem<br />

oberen Ende des Tauchrohrs schwimmend<br />

gelagert die Überlappung<br />

beim Eintauchen vergrößern<br />

Dämpferkolben<br />

(Zugstufe)<br />

Dämpferzylinder<br />

(Cartridge)<br />

Tauchrohr<br />

03<br />

Standrohr<br />

Gleitlager<br />

Dämpferkolben<br />

(Druckstufe)<br />

Japaner ein Schnippchen und installierten<br />

die sogenannten Big Piston­<br />

Systeme. Und der nächste Schritt ist<br />

bereits getan: Kawasaki und Suzuki<br />

stecken bei den 2<strong>01</strong>6er-Superbikes<br />

eine sogenannte Closed-Cartridge-Fork<br />

in die Gabelbrücken, die mit einem<br />

geschlossenen, gasdruckunterstützen<br />

Dämpfer eine gleichbleibende und<br />

absolut kontrollierte Dämpfung in allen<br />

Lagen garantiert.<br />

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