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PS 01/2016

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„DIE BEIDEN WAREN<br />

BEREIT ZU STERBEN –<br />

UNGLAUBLICH“<br />

Chad Reed, mehrfacher MX-Champ<br />

wirklich lief: War Lorenzo wirklich so schnell oder hielt sich<br />

Márquez zurück, um Rossi den Titel zu verweigern?<br />

Warum sich Rossi und Márquez überwarfen<br />

Top-Racer können sich Freundschaften im Fahrerlager eigentlich<br />

nicht leisten. Einige Insider datieren den Beginn der<br />

Feindschaft auf Márquez‘ Besuch bei Rossi auf dessen Dirt<br />

Track-Ranch nach dem GP in Misano 2<strong>01</strong>4. Márquez rückte<br />

mit seinem Repsol-Team an, das ihm bei seinem Dirt Bike<br />

helfen sollte, was Rossi extrem übel aufstieß. Dann kam das<br />

Rennen – ohne WM-Punkte, Preisgeld oder Bonus. Supercross-Held<br />

Chad Reed aber konnte nicht glauben, was er<br />

dann zu sehen bekam. „Die waren zweifellos bereit zu sterben,<br />

um die schnellste Runde rauszuhauen“, so der Ex-<br />

Crosser. „Das Level war unfassbar.“<br />

Der zweite Moment war der Große Preis von Argentinien<br />

2<strong>01</strong>5, bei dem ein auftrumpfender Rossi einen nachlassenden<br />

Márquez in den letzten Runden aufschnupfte. Die beiden<br />

hatten Kontakt, und der Spanier ging zu Boden.<br />

Der dritte heikle Moment kam in Assen, als Rossi in der<br />

letzten Schikane beim aggressiven Márquez-Manöver dagegenhielt.<br />

Wieder berührten sich die beiden. Rossi hüpfte<br />

durch das Kiesbett und gewann. „Valentino ist echt schlau,<br />

und er hat uns da etwas gezeigt“, sagte Márquez darauf.<br />

„Daraus müssen wir lernen.“ Anders ausgedrückt: Der noch<br />

amtierende Weltmeister wollte Rache.<br />

Hat Márquez Lorenzo beschützt?<br />

Die meisten gehen ja davon aus, dass Márquez in Valencia<br />

nie vorhatte, Lorenzo zu überholen, denn er wollte Rossi unbedingt<br />

die WM verbauen. Einige dagegen sind der Ansicht,<br />

dass er einfach nicht schnell genug war. Die begründen das<br />

mit dem Hinweis, dass Márquez für den zweiten Platz hinter<br />

Lorenzo sonst freiwillig 250 000 Euro Siegprämie in den<br />

Wind geschossen und, das ist das gewichtigste Argument,<br />

einen Gesichtsverlust erster Klasse hingenommen hätte.<br />

Tatsache ist: Hätte Márquez das Rennen gewonnen, hätten<br />

ihn Millionen Rossi-Fans in Frieden gelassen. Jetzt aber werden<br />

sie ihm das Leben auf Jahre hinaus zur Hölle machen<br />

und ihn ausbuhen, wo immer sie können.<br />

Vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen, wenn das<br />

Finale nicht auf einem Mickey Mouse-Kurs stattgefunden<br />

hätte, wo es nahezu unmöglich ist, jemanden zu überholen,<br />

der einige schnellste Rennrunden hinlegt. Bei fünf der letzten<br />

sieben trockenen Valencia-Rennen gab es keinen einzigen<br />

Führungswechsel.<br />

Und vielleicht wäre es auch ganz anders gekommen,<br />

wenn Dani Pedrosa in den letzten Runden nicht mit solchem<br />

Speed angeflogen gekommen wäre. Pedrosa hätte damit Lorenzo<br />

überholen können. Hätte Pedrosa allerdings gewonnen,<br />

hätte sich Márquez einfach auf dem dritten Platz halten müssen<br />

– Lorenzo wäre immer noch Weltmeister gewesen, Rossi<br />

war über 20 Sekunden dahinter. Aber freiwillig Dritter werden?<br />

Bei einem Márquez-Sieg hätte Lorenzo der zweite Platz<br />

auch gereicht. Das sind schon eine Menge Konjunktive, nicht?<br />

Welche Rolle spielten die Motorräder?<br />

Die Honda RC213V war üblicherweise immer das beste Motorrad<br />

im MotoGP. Aber auch das beste Motorrad der Welt<br />

wird ganz schnell ein zweitklassiges Bike, wenn jemand anderes<br />

etwas besser macht. Yamaha hat das 2<strong>01</strong>5 getan, während<br />

die Honda schlechter wurde. Der 2<strong>01</strong>5er-Honda-Motor<br />

war zu aggressiv. Am Kurveneingang blockierte das Hinterrad<br />

und am Ausgang drehte es zu sehr durch. Vermutlich<br />

gab es Schwierigkeiten mit der Kurbelwellenmasse. Aufgrund<br />

der MotoGP-Regeln mit dem verplombten Motor konnte<br />

Honda das nicht mehr ändern. Márquez‘ jüngste Leistungen<br />

offenbaren das Ausmaß des Problems. 2<strong>01</strong>4 gewann er<br />

rekordmäßige 13 Rennen und kam nur ein Mal nicht ins Ziel.<br />

2<strong>01</strong>5 gewann er hingegen nur fünf Rennen und legte sich<br />

sechs Mal hin. “Letztes Jahr konnte ich später bremsen und<br />

das Bike mit einem Hinterrad-Slide oder slidendem Vorderrad<br />

stoppen“, erzählt der Spanier. „Dieses Jahr ging das nur<br />

mit dem Vorderrad. Das hat den Reifen überbeansprucht.<br />

Während der Rennen musste ich deshalb früher bremsen,<br />

denn immer mit dem Vorderrad zu arbeiten ist schwierig.“<br />

Cal Crutchlow hatte das gleiche Problem. „Die Honda ist<br />

schwierig zu fahren. Ich wünschte, ich hätte schon auf der<br />

<strong>01</strong><br />

02<br />

<strong>01</strong> Aus der Spaßveranstaltung auf Rossis<br />

Dirt Track-Farm in Tavullia wurde bitterer<br />

Ernst. Rossi gewann das Rennen<br />

02 Trotzdem spielen sie das Spiel der<br />

„Best Buddies“ für die Medien – Rossi<br />

kämpfte 2<strong>01</strong>4 im GP nicht um den Titel<br />

92 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>6

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