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„SEPANG WAR ZU<br />
KRASS. ROSSI IST SEIN<br />
GLÜCK ABHANDEN<br />
GEKOMMEN“<br />
Kenny Roberts, Ex-Weltmeister<br />
Nach diesem Saisonende eine geradezu historische Aufnahme:<br />
Bübchen Márquez mit Idol Valentino Rossi<br />
Yamaha mal eine Pulsmessung gemacht, denn ich glaube,<br />
dass die Honda 40 Prozent mehr Einsatz erfordert.“<br />
In Valencia hatte Honda im Training derart Probleme mit<br />
überhitzten Vorderreifen, dass Márquez, Crutchlow und Pedrosa<br />
die Sicherheits-Kommission baten, Bridgestone die<br />
Freigabe eines zusätzlichen härteren Vorderreifens zu erlauben.<br />
Das wurde abgelehnt, weil die Kommission der Ansicht<br />
war, die Fahrer suchten nach Performance-Vorteilen statt<br />
nach mehr Sicherheit. Im Rennen hatten die Hondas dann<br />
alle ein Problem mit dem Vorderreifen. Márquez‘ größtes Problem<br />
war aber wohl die Traktion am Kurvenausgang. „Das<br />
Bike hatte da nicht die Traktion, die Marc ein Überholmanöver<br />
für die nächste Kurve erlaubt hätte“, sagt Crutchlow. „Ich<br />
bin sicher, er wollte gewinnen.“ Ein Beleg dafür könnte der<br />
Topspeed sein. Statt wie sonst einige km/h lag die Höchstgeschwindigkeit<br />
der RCV in Valencia nur 0,2 km/h über jener<br />
der Yamaha M1 von Lorenzo. Für Rossi sah es aber anders<br />
aus: „Wenn man sich die Rennen von Márquez anschaut,<br />
dann versucht er immer zu überholen, egal wie. Die Frage ist<br />
also, warum hat er diesmal nicht ein einziges Mal versucht,<br />
Jorge zu überholen? Für mich ist die Sache klar: Er half ihm.“<br />
King Kennys Sicht der Dinge<br />
Kenny Roberts ist zweifellos einer der größten Männer der<br />
GP-Historie. Er gewann drei 500er-Weltmeisterschaften als<br />
Fahrer, vier GP-Königsklassentitel als Teameigner und baute<br />
seine eigenen GP-Maschinen, sowohl Zwei- als auch Viertakter.<br />
Wie beurteilt der Insider das Saisonende?<br />
„Valencia ist wie ein Kart-Kurs und für Márquez wäre es<br />
sehr riskant gewesen, Lorenzo zu überholen, der ja nicht gebummelt<br />
hat“, so Roberts. „Es ist schwierig zu sagen, aber<br />
Márquez hat schon Gas gegeben und hatte mit beiden Reifen<br />
zu kämpfen. Das machst du nicht, wenn du nur folgen und<br />
den Kerl vor dir beschützen willst. Valentino ist ein großer<br />
Rennfahrer und macht meist einfach alles richtig. Das ist ihm<br />
in Sepang offensichtlich abhanden gekommen. Vielleicht<br />
hatte er diesen Moment, in dem es aus einem herausplatzt:<br />
Verdammt, jetzt verpiss dich!“<br />
„Zu meiner Zeit hätte man sich einfach angeschrien und<br />
fertig. Heute geht so etwas nicht mehr“, analysiert Roberts<br />
weiter. „Die Sache ist Valentino einfach entglitten. Er hat ja<br />
immer mal riskante Manöver gebracht, von denen ich einige<br />
sehr hart fand, aber Sepang war zu krass. Natürlich hat<br />
Márquez ihn genervt, aber Vale hätte es nicht in diesen paar<br />
Runden richten müssen. Ich habe mit meinem Sohn (Der im<br />
Jahr 2000 MotoGP-Champion war – die Red.) darüber gesprochen.<br />
Er hat mir von Valentinos Psycho-Spielchen in der<br />
Pressekonferenz erzählt, damit Márquez ihm nicht in die Quere<br />
kommt. Aber diese Tricks laufen nicht immer so, wie man<br />
sich das vorstellt. Die anderen haben ja auch genug Hirn.“<br />
Hat Lorenzo den Titel verdient?<br />
Lorenzo gewann sieben Rennen, Márquez fünf, Rossi vier.<br />
Lorenzo führte insgesamt 274 Runden, Márquez 86, Rossi 50.<br />
Márquez stand acht Mal auf Pole, Lorenzo fünf Mal, Rossi ein<br />
Mal. Márquez stürzte 13 Mal, Lorenzo hatte drei Stürze,<br />
Rossi zwei.<br />
Geht das 2<strong>01</strong>6 so weiter?<br />
Man muss es befürchten. Deshalb wollen die FIM als zuständiger<br />
Verband, der Rechteinhaber Dorna und die GP-Direktion<br />
neue Regeln festlegen. „Für 2<strong>01</strong>6 wird sich einiges ändern,<br />
damit so etwas nicht noch einmal passiert“, sagte FIM-<br />
Präsident Vito Ippolito. HRC-Teamboss Livio Suppo glaubt,<br />
dass die Rennleitung viel zu milde war und die Sache deshalb<br />
so eskaliert ist. „Als Marc und Valentino in Assen kollidiert<br />
sind, hätten beide eine Zehn-Sekunden-Strafe bekommen<br />
sollen“, so Suppo. „So könnten wir derartige Scharmützel<br />
nächstes Jahr verhindern.“<br />
Was aber wäre<br />
gerecht daran, auch dem<br />
zehn Sekunden aufzubrummen,<br />
dem ein anderer<br />
ins Bike knallt? Ganz so<br />
einfach wird es nicht werden.<br />
Die Saison 2<strong>01</strong>6 verspricht<br />
schon deshalb<br />
Spannung.<br />
Die Statistik der Saison 2<strong>01</strong>5 unterstreicht, dass<br />
Jorge Lorenzo ein verdienter Weltmeister ist<br />
94 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>6