40.Jahrgang_2015.03
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INT´RESSANTERWEIS<br />
Aha-Erlebnisse<br />
In meinen nun doch schon vielen Jahren<br />
der (sehr erfüllenden) Tätigkeit als<br />
LehrerInnenbildner mache ich ziemlich<br />
viele neue Erfahrungen, schließlich versucht<br />
man ja auch am pädagogischen<br />
Ball zu bleiben. Zu sehr ändern sich<br />
Gesellschaft und die dementsprechende<br />
Bildungspolitik (obwohl diese ja gerade<br />
in Österreich einen eher statischen Charakter<br />
zu haben scheint und hierin anscheinend<br />
nichts weiter geht, zumal diese<br />
nun schon seit Jahren ein brennendes<br />
Thema der politischen Diskussion ist).<br />
Zwei Erfahrungen sind stetig gleich geblieben:<br />
- Wenn erste Hürden und Ängste abgebaut<br />
sind, dann ist gemeinsames<br />
Singen verbindend und beglückend;<br />
manch verfinsterte Gesichtsmiene<br />
öffnet sich bereits nach einer Unterrichtseinheit<br />
zu einem breiten Lächeln!<br />
- Viele Studierende haben wenig bis<br />
gar keinen Zugang zur Volksmusik –<br />
nach entsprechenden Erläuterungen<br />
und musikalischer Praxis war und<br />
ist es die durchgehende Meinung bei<br />
allen, dass die heimische Musik ein<br />
wichtiger Bestandteil der Musikerziehung<br />
in der Schule sein müsse!<br />
Das Volkslied im Unterricht?<br />
Nun also: Wir beglücken Kinder mit<br />
traditionellem Kulturgut! Gut so! Oder<br />
doch nicht so gut? Denn immerhin hat<br />
man in Deutschland schon in den 60er<br />
und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
im Rahmen erneuerter fachdidaktischer<br />
Konzeptionen das Volkslied mehr oder<br />
weniger aus dem Unterricht verbannt,<br />
um zeitgeistig zu sein. Bis dann wirklich<br />
zum Teil der öffentliche Druck auf die<br />
Schulpolitik eingewirkt hat, man möge<br />
sich doch zumindest in einer entsprechenden<br />
Relation auch um die heimische<br />
Musik kümmern. In Österreich ist<br />
dies in einer derart radikalen Form zum<br />
Glück nie passiert. (vgl. Kostner 2006,<br />
288 ff.) Man hat sich hierzulande immer<br />
um die Vermittlung des Volksliedes bemüht,<br />
auch wenn die Palette des Liedguts<br />
gerade in den letzten Jahren und<br />
Jahrzehnten im schulischen Angebot<br />
extrem breit geworden ist. (Vgl. dazu<br />
die meist verwendeten Liederbücher in<br />
Österreich: Sim Sala Sing für den Bereich<br />
Primarstufe und Sing & Swing für<br />
den Bereich Sekundarstufe I.)<br />
Diese Vermittlung gelingt manchmal<br />
besser, manchmal weniger gut. Zweifellos<br />
ist die Pubertätszeit in der musikalischen<br />
Präferenz eher für die Songs der<br />
Popularmusik als für die beschaulichen<br />
Almlieder offen, da ist ein natürlicher<br />
und offener Zugang für das Volkslied<br />
im Kindergarten- oder Volksschulalter<br />
leichter zu finden – das ist nicht wegzuleugnen.<br />
Aber bei geeigneter Lied-,<br />
Stück- und auch Tanzauswahl kann eine<br />
volksmusikalische Vermittlung in jedem<br />
Alter gelingen! Das beweisen begabte<br />
PädagogInnen immer wieder – innerhalb<br />
einzelner Schulstunden, bei öffentlichen<br />
Aufführungen oder auch bei den<br />
Jugendsingen, die seit 1948 in Österreich<br />
im 3-Jahresabstand so erfolgreich<br />
veranstaltet wurden (leider muss man<br />
schreiben „wurden“, da eine sehr kurzsichtige<br />
Budgetkürzung im Familienministerium<br />
diese Jugendsingen nun arg<br />
beschnitten hat). Schlussendlich liegt es<br />
dann doch immer an der Lehrperson, die<br />
mit Engagement, Können, Wissen und<br />
Vermittlungsgeschick Kinder auch im<br />
Bereich der musikalischen Volkskultur<br />
führen, interessieren, begeistern und<br />
aktivieren kann – auch das kann nicht<br />
weggeleugnet werden!<br />
Volksmusikalische Impulse<br />
Initiativen und Materialien für eine<br />
nachhaltige Bewusstseinsbildung und<br />
volksmusikalische Musikpraxis gibt es<br />
in den einzelnen Bundesländern viele.<br />
Seit Jahren kann beispielweise das öster-<br />
G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER 2015 17