40.Jahrgang_2015.03
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RÜCKBLICK<br />
35 JAHRE TIROLER MUSIZIERWOCHE<br />
– EIN ZWISCHENRESÜMEE<br />
Der „Osttiroler Bote“ sollte Recht behalten, wenn er am<br />
30. Juli 1981 in einem Bericht über die erste Musizierwoche<br />
bereits feststellte: „Volksmusik ist wieder im<br />
Aufwind!“ Heute, nach 35 Jahren, kann man getrost hinzufügen:<br />
Volksmusik hat – nicht zuletzt durch die Tiroler<br />
Musizierwoche – tatsächlich „Schule gemacht“.<br />
Text: Yvonne Kathrein | Fotos: Tiroler Volksmusikverein<br />
u woidst di nit trenna vo dem<br />
„DGånzn“, erinnert sich Otto Ehrenstrasser<br />
mit Funkeln in den Augen an<br />
die erste Tiroler Musizierwoche 1981.<br />
„Do håst amoi drei Tog schlåffn miassn<br />
danoch.“ Vielleicht, weil man die vielen<br />
Eindrücke während der Woche erst einmal<br />
verarbeiten musste, vielleicht aber<br />
auch, weil man doch weniger Schlaf<br />
abbekommen hatte, als man es sonst<br />
gewohnt war. Kein Wunder: eine ganze<br />
Woche lang untertags und durchaus<br />
auch ein bisschen nächtens zu musizieren,<br />
zu singen und zu tanzen, das ist<br />
wirklich nichts Alltägliches.<br />
Die erste Tiroler Musizierwoche<br />
Dabei hatte Otto im Vorfeld schon ein<br />
etwas mulmiges Gefühl, ausgerechnet<br />
bei der ersten Tiroler Musizierwoche,<br />
die von 12. bis 18. Juli 1981 auf Schloss<br />
Lengberg in Nikolsdorf stattfand, überhaupt<br />
das erste Mal unterrichten zu<br />
dürfen/sollen. Kein Wunder: Als Flor<br />
und Inge Pedarnig damals nach dem<br />
Vorbild der Musizierwoche in Oberösterreich<br />
eine solche volksmusikalische<br />
Fortbildung veranstalteten, hatten<br />
sie sich bereits versierte und aus dem<br />
Rundfunk bekannte Volksmusikgrößen<br />
wie Peter Reitmeir, Andre Feller oder<br />
Peter Moser, Flor Pedarnig, Johanna Senezcko, Martina Frick, Inge Pedarnig, Peter Reitmeir,<br />
Franz Posch und Siggi Schmid (v. l. n. r.) bei der ersten Musizierwoche auf Schloss Lengberg<br />
in Nikolsdorf.<br />
Franz Posch ins Boot geholt, und auch<br />
Peter Moser, der damalige Obmann des<br />
Tiroler Volksmusikvereins und Leiter<br />
der Radio Tirol Volksmusikabteilung,<br />
sollte den TeilnehmerInnen einen Besuch<br />
abstatten. Aber eben auch aufstrebende<br />
Junglehrerinnen und -musiker<br />
wie die Geschwister Christine und Otto<br />
Ehrenstrasser sollten zum Referententeam<br />
gehören. Dass es damals, natürlich<br />
in Ermangelung digitaler technischer<br />
Hilfsmittel, viel improvisierter zuging<br />
als heute und man sich etwa am ersten<br />
Abend zusammensetzte, um bis spät in<br />
die Nacht hinein die Gruppen- und Zeiteinteilungen<br />
vorzunehmen, tat der guten<br />
Stimmung keinen Abbruch. Mehr noch:<br />
der Grundstein für die Inhalte – singende<br />
Morgenbetrachtung, Instrumentalund<br />
Gesangsunterricht, auflockernde<br />
Tanzeinheiten, dazwischen Essen und<br />
am Abend Plaudern, Zusammensitzen,<br />
ungezwungenes Musizieren und Tanzen<br />
… dieser Grundstein wurde während der<br />
ersten Woche in Osttirol gelegt.<br />
Dass das Schloss Lengberg aber auch<br />
viel zu klein für die 77 TeilnehmerInnen<br />
und neun ReferentInnen war, das hatte<br />
man spätestens dann erkannt, als dort<br />
sogar aus Klo und Besenkammerl Musik<br />
erklang. Nach einem Abstecher in Imst<br />
im Jahr 1982 fand man dann ab 1983 in<br />
den Räumlichkeiten der Landwirtschaftlichen<br />
Landeslehranstalt in Rotholz endgültig<br />
die perfekten Bedingungen.<br />
Eine Erfolgsgeschichte<br />
So perfekt nämlich, dass man sogar einmal<br />
100 der etwa 200 Angemeldeten<br />
absagen musste und als Aufnahmekriterium<br />
einführen musste, nicht öfter als<br />
zwei Mal hintereinander an der Woche<br />
teilnehmen zu können. Otto weiß das so<br />
genau, weil er nach den „Pedarnigs“ die<br />
Musizierwoche ganze 23 Mal (nämlich<br />
von 1987 bis 2005 gemeinsam mit seiner<br />
Frau Lisi und von 2005 bis 2008 mit<br />
Christa Mair-Hafele) leitete. Auch Joch<br />
28 G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 01 | MÄRZ 2015