INT´RESSANTERWEIS VOLKSMUSIK MACHT SCHULE: JOGGELI UND VRENELI In der VS Reith im Alpbachtal wurde in einem selbstgeschriebenen Singspiel traditionelles Kulturgut mit modernen Klängen gepaart. Text: Günther Laimböck, Katharina Oberladstätter | Fotos: Yvonne Kathreint s war einmal ein kleines Ber- in den Alpen. Dort lebten „Egdorf seine Bewohnerinnen und Bewohner glücklich und zufrieden. Die umliegenden Berge zogen vor allem im Winter viele Gäste an. Dadurch wurde das Dörflein sehr reich – fast jeder im Ort verdiente sein Geld mit den Touristen. Doch die Ruhe und die Schönheit der umliegenden Natur verloren für die Dorfbewohner nach und nach an Bedeutung. Für sie zählten nur mehr große Hotels, schnelle Lifte und Action…“ Mit diesen zeitkritischen Worten begann die Aufführung des volksmusikalischen Märchens „Joggeli und Vreneli“ am 2. Juli 2015 in der Volksschule Reith im Alpbachtal, an der 38 Kinder der Schule mitwirkten. Die Handlung Der Bürgermeister Joggl und das geheimnisvolle Vreneli verlieben sich ineinander. Was der junge Herr nicht weiß: Das Vreneli kommt aus dem Reich der Berggeister und versucht die Menschen wieder mehr für die Natur zu begeistern. Beim Almabtriebsfest macht Joggl dem Vreneli einen Heiratsantrag, den das Mädchen jedoch traurig mit den Worten „Joggl, das geht nicht“ ablehnt und verschwindet. Als sich der Bürgermeister auf die Suche nach dem Mädchen begibt, wird er von sagenhaften, jodelnden Echohexen in das Reich des Königs Bergfriedl, dem Vater von Vreneli, gebracht. Eine unheimliche Begegnung mit dem „Berggeflüster“ öffnet Joggl die Augen … Schweizer Tradition als Inspiration Inspiriert für das Kindermärchen „Joggeli und Vreneli“ wurden wir bei einem Konzertbesuch der Gruppe Jütz, einem tirolisch-schweizerischen Ensemble. Dort hörten wir den Titel Guggisberg, dessen Name sich vom Lied Vreneli ab em Guggisberg (auch vereinfacht Guggisberglied genannt) ableitet, das als das älteste noch bekannte Schweizer Volkslied gilt. Die tragische Liebesgeschichte im Originaltext, die sich auf eine wahre Begebenheit im 17. Jahrhundert bezieht, wäre allerdings als Stoff für ein Kinderstück absolut ungeeignet gewesen. Entstanden ist daher ein phantasievolles Kindermärchen mit kritischem Hintergrund – es geht vor allem darum, besser auf die Natur zu achten –, das mit der Originalgeschichte nur mehr den Namen gemeinsam hat. Einen Schwerpunkt im Stück bildet das volksmusikalische Element. Jedoch war uns wichtig, neben bekannten Tiroler Liedern und Gstanzln sowie leicht veränderten Volkstänzen auch moderne (volks-)musikalische Bausteine ins Stück einfließen zu lassen. Dass den SchülerInnen die intensive Begegnung mit Volksmusik sichtlich Spaß machte, konnte man nach den Proben immer wieder im Schulhaus hören. Die Kinder begannen selbst damit, in der Pause oder nach dem Unterricht Gstanzln zu erfinden und Lieder aus dem Stück nachzusingen. Volksmusik hat an unserer Schule wirklich Schule gemacht! Die Volksschule Reith im Alpbachtal führt seit dem Schuljahr 2009/10 eine „Klasse mit musikalischem Schwerpunkt“ mit drei zusätzlichen Wochenstunden Musik, die von Katharina Oberladstätter unterrichtet wird. Die ebenfalls seit 2009/10 angebotene, unverbindliche Übung „Musikalisches Gestalten“ (Leitung: Katharina Oberladstätter) wurde im Schuljahr 2014/15 mit dem Fach „Darstellendes Spiel“ (Leitung: Günther Laimböck) gekoppelt, um gemeinsame Projekte mit den Kindern der beiden unverbindlichen Übungen sowie der Musikklasse umzusetzen. Die beiden Lehrpersonen haben in den letzten Semestern selbst Stücke verfasst, die mit den SchülerInnen erfolgreich zur Aufführung gebracht wurden. „Joggeli und Vreneli“ bildete das Abschlussprojekt des Schuljahres 2014/15. Eigene Projekte der letzten Jahre: 2015: Joggeli und Vreneli (K. Oberladstätter und G. Laimböck) 2014: Der Geist von Weihnacht (K. Oberladstätter und G. Laimböck) 2014: Steig ein, steig ein, … Eine Reise durch die Musikgeschichte. (K. Oberladstätter und G. Laimböck) 2013: Wirle Wurle Wasserkind (vertont von K. Oberladstätter) 22 G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER 2015
INT´RESSANTERWEIS „Ietz sing ma a Gstanzl …“ Tobias Moser – technisch unterstützt von Erzählerin Tamara Bertignol – weiß, wie man volksmusikalische Vierzeiler singt und spielt. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben … Der Siebenschritt wurde beim Almabtrieb getanzt. G‘SUNGEN & G‘SPIELT | 40. JAHRGANG | HEFT 03 | SEPTEMBER 2015 23